Cari

Zuwendung und Nähe sind grundlegende Bedürfnisse eines Menschen. Wenn es an diesen mangelt, können Gefühle wie Einsamkeit und Scham ausgelöst werden. Besonders in Pflegesituationen kann es an sozialen Kontakten und körperlicher Nähe fehlen. Sowohl für Pfleger*innen, pflegende Angehörige, als auch für die pflegebedürftige Person kann der Umgang damit schwierig sein und zu Distanz und Abgrenzung führen. 

Das Fürsorge-Set „Cari“ bietet eine Möglichkeit, um über die Pflege hinaus eine Beziehung aufzubauen und Nähe zu fördern. Das Set besteht aus fünf Einzelteilen, die durch ihre Form und Greifbarkeit auch für Menschen mit unterschiedlichen Mobilitätsniveaus geeignet sind. Durch den physischen Umgang mit den Objekten wird ein sicherer Raum für Berührungen und Gefühle geschaffen. Das gemeinsame Pflegeritual, das durch die Verwendung des Sets entsteht, kann Bindungen vertiefen und das Miteinander angenehmer gestalten. Darüber hinaus tragen die wiederholten Bewegungen zur Selbstständigkeit der zu pflegenden Personen bei.

WAAW

Das Projekt „WAAW“ ([ˈwaʊ] bedeutet Ja in Wolof, der lokalen Sprache im Senegal) bietet einen skalierbaren Lösungsansatz für zwei wesentliche Probleme im Senegal: Umweltverschmutzung durch Plastikabfall und das Aussterben des einheimischen Handwerks. Beides ist auf ein globales Ungleichgewicht zurückzuführen, für das auch Deutschland eine Mitverantwortung trägt. 

Die Grundidee für WAAW basiert auf der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit senegalesischen Handwerker*innen, bei der wir verschiedene Möbel aus Plastikabfällen und anderen Materialien herstellen. WAAW sind Möbel in Kleinserien, die hochwertiges senegalesisches Handwerk mit lokalem Recycling von Plastikabfällen verbinden und durch ihren modularen Aufbau individuell an Kundenbedürfnisse angepasst werden können. Der innovative Designansatz bietet die Grundlage dafür, dass die Möbel von WAAW zukünftig auf dem lokalen und internationalen Designmarkt mithalten können.

Vertraute Begegnungen im urbanen Raum

Bei dem Konzept „Vertraute Begegnungen im urbanen Raum“ geht es darum, eine lebendige Erinnerungskultur an den Holocaust zwischen den Häusern zu gestalten, um einen offenen Dialog anzuregen. Dabei rücken persönliche bildnerische Erzählungen über den Holocaust in Gestalt von Schmuck-Email den städtischen Raum wieder in den Mittelpunkt der Erzählung. 

Die Email-Fliesen rücken die Vergangenheiten der Menschen von damals in die Gegenwart der Menschen von heute, ohne dabei zu starke Emotionen auszulösen. Durch eine ent-ritualisierte Erinnerungsarbeit kann ein Nachdenken über das eigene Handeln und die erlebte Gegenwart stattfinden. 

Bei der Gestaltung ging es darum, gewohnte Handlungsmuster zu verstehen und zu durchbrechen. Dazu zählt vor allem die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigne Verantwortung, die nicht abgeschoben oder an andere delegiert werden kann. Kunst und die sie umgebende Architektur reichen sich dabei höflich die Hand und ergänzen sich gegenseitig.

picus

Die Objekte der Möbelserie ‘picus’ beziehen sich auf die Wachstumsverhältnisse des Menschen und haben unterschiedliche Attribute und topologische Ausprägungen. Die Gestaltung der Möbel bezieht sich auf diese inhärenten Bedingungen.
Die ‘picus-bench’ bietet durch die Möglichkeit des Umbaus eine angepasste Sitzhöhe und macht das Objekt selbst zu einem mitwachsenden Objekt.
Die grundsätzliche Mehrfachnutzung der ‘picus-step’ bringt das Thema des Mitwachsens durch Aufsteigen auf eine andere Höhe zum Ausdruck und ermöglicht die Teilhabe an der angemessenen Lebens- und Arbeitshöhe von kleinen oder großen Menschen.
Die Attribute der “picus-ladder” werden durch das Erreichen größerer Höhen und damit das Wachsen als Individuum, durch die Bewältigung schwieriger Aufgaben und durch die Interaktion mit dem Möbel selbst ausgedrückt. Die aktiven Prozesse des Wachsens wurden in einen Möbelentwurf übersetzt und die inhärenten Transformationsmöglichkeiten von Möbeln verdeutlicht.

Woher kommst du (wirklich) ? / Where are you (really from) ?

“Woher kommst du?” ist der Beginn einer Wollteppich-Serie, die die Identitätsfrage multikultureller Menschen thematisiert.

Mein Leben lang musste ich mich mit der Frage auseinandersetzen: Woher kommst du? und ich hatte nie die richtige Antwort darauf. In meiner Kindheit hatte ich ein großes Problem mit dieser Frage aber je älter ich wurde, desto mehr wurde mir klar, dass es bereichernd ist, einen Hintergrund aus verschiedenen Kulturen zu haben.

Um die chemische Farbindustrie und die daraus resultierende Umweltverschmutzung zu kritisieren, begann ich mit der Recherche des natürlichen Färbens. Am Ende wählte ich zwei natürliche Farben, um meine zwei kulturellen Hintergründe darzustellen. Indigoblau und Erlenrindenbraun. Lokal bezogene Schafwolle wird in einer Technik gefärbt, die ein unvorhersehbares Muster erzeugt – die Kreuzung zweier Kulturen.

In Memoriam

Die Anonymität in Großstädten zieht Fälle nach sich, wo Verstorbene in Wohnungen lange nicht entdeckt werden. In Memoriam ist ein zweiteiliges Heimsystem, welches auf diese Todesfälle schneller aufmerksam macht: Geruchsmelder in Räumen detektieren organische Verbindungen bei der Verwesung. Eine Lampe im Hauseingang entfaltet sich dann durch ein Signal der Melder und gibt als Zeichen Licht frei. Dadurch kann die Hausgemeinschaft den Tod auf würdevolle Art zur Kenntnis nehmen, in Dialog treten und bei Bedarf handeln.

Schattentanz / Shadowdance

Durch die Pluralisierung individueller „Männlichkeiten“ entsteht ein Wandel in unserer Gesellschaft, der gleichermaßen berücksichtigt wird.
Ungeachtet dessen werden spezielle negative Verhaltensmuster immer noch von der Allgemeinheit toleriert. Dazu gehört die Auffassung, dass Emotionen zu zeigen in bestimmten Situationen als Schwäche gesehen wird. Das Unterdrücken und Verdrängen der eigenen Gefühle führt zu erhöhtem Druck, erzeugt Stress und wirkt sich somit negativ auf Physe und Psyche aus. Es zeigt sich die Problematik der Gefühlsäußerung auf verbalem Wege. Das zweiteilige Produkt des Schattentanzes bietet ein emotionales Erlebnis für „Männlichkeiten“, die unter dem gesellschaftlichen Druck leiden. Die Kombination aus App und Beabox beansprucht die Sensomotorik durch Tanz, Musik und farbiges Lichtspiel. Das Konzept soll eine sichere und auflockernde Atmosphäre zur Emotionsauseinandersetzung schaffen und ein besseres Gespür für die Emotionslage ermöglichen.

Snug

Die Geschirrserie ‚Snug‘ widmet sich den Bedürfnisse von Arthritis-Patient*innen, indem es Erkenntnisse aus Ergonomie und Physiotherapie in einer amorphen Formgebung sammelt.
Neben anderen abgeleiteten Formen-Charakteristika sind beispielsweise ein großer Griffquerschnitt und die Möglichkeit der Fixierung mithilfe des sogenannten „Schlüsselgriffes“ entscheidend. Sie gewährleisten, dass entzündete Gelenkflächen voneinander entzerrt werden, wodurch ein schmerzfreies Greifen des Geschirrs auch bei fortschreitender Krankheit ermöglicht wird. Auch alle anderen Interaktionen der Patient*innen werden durch die Griffigkeit der rauen Steinzeug-Keramik unterstützt, die im Rahmen der Anzeichenfunktion an den zu greifenden Flächen unglasiert bleibt.

So ist ‚Snug‘ ein Beispiel dafür, wie das Beachten von Bedürfnisse einer Benutzer*innengruppe mit körperlichen Einschränkungen zu einem universelleren Design führen kann, das selbst gesunden Benutzer*innen eine angenehmere Bedienung ermöglicht.

Pi – Das Kinderurinal / Pi – The Children’s Urinal

Die Toilettensituation auf urbanen Spielplätzen: Kinder sowie ihre Begleitpersonen müssen oftmals aufgrund fehlender Alternativen ins Gebüsch gehen. Der Naturraum wird als Urinal missbraucht und damit zu einem Unort degradiert. Mit der Idee des Urinierens auf einer Blumenwiese als Idealvorstellung einer Toilettensituation entstand das außen begrünte Kinderurinal.
Um mit Gewohnheiten zu brechen und keine konventionellen Sanitärelemente zu nutzen, wird mit der Installation PI auf die natürliche Art, wie im Gebüsch uriniert wird, eingegangen. Unter Verzicht der räumlichen Trennung der geschlechterspezifischen Interfaces entsteht eine hohe Varianz an ergonomischen Nutzungsmöglichkeiten. Die neue Qualität des Urinals wird durch die Sichtbarkeit und soziale Kontrolle, einer angenehmen zentralen Zugänglichkeit, der Gleichstellung der Geschlechter und der funktionsspezifischen Pipi-Interfaces erwirkt. Für einen Kick-off zu einer neuen gleichberechtigten Urinalkultur im öffentlichen Raum.

Discrimination by Design

Um die Benachteiligung von Frauen im Industrie- und Produktdesign zu minimieren, entstand das Konzept umix. Die Benutzer*innen können, einzeln oder innerhalb eines Teams, mithilfe der User-Cards zufällig zusammengestellte Personas für ihre Zielgruppe generieren, um dadurch mehr Perspektiven zu gewinnen und das eigene Design kritisch zu hinterfragen. Diese Karten basieren auf statistischen, aktuellen Daten zur Bevölkerung in Deutschland und sind auf jeweils zehn Karten in sieben Kategorien unterteilt. Anhand des Designguides und des
Podcasts werden zusätzlich Informationen über inklusive Designansätze vermittelt.
Alle Komponenten sind darauf ausgelegt, den Nutzer*innen neue Möglichkeiten aufzuzeigen, welche sie in den eigenen Designprozess integrieren und diesen dadurch verbessern können und einen Austausch über die Thematik zu etablieren.