Turning the Lights On

Dark Patterns sind böswillige, absichtliche und strategische Designpraktiken, die von digitalen Plattformen eingesetzt werden, um Nutzer*innen zu Handlungen zu verleiten, die sie sonst möglicherweise nicht vorgenommen hätten – etwa den Abschluss unerwünschter Abonnements, das Teilen persönlicher Daten oder unbeabsichtigte Käufe. Diese täuschenden Interfaces sind kein Zufall; sie werden sorgfältig gestaltet, um Unternehmen zu nutzen – auf Kosten der Nutzerautonomie und informierten Einwilligung.

Laut der Europäischen Kommission setzen alarmierende 97 % der beliebtesten Online-Plattformen und 40 % aller E-Commerce-Seiten weiterhin Dark Patterns ein (Europäische Kommission, 2022). Dies wirft dringende Fragen zur ethischen Verantwortung von digitalen Designer*innen und zur Rolle von Design bei der Steuerung des Online-Verhaltens auf.

Dieses Projekt zielt darauf ab, ein durchsetzungsfähiges technisches Werkzeug zu entwickeln, das aktiv Dark Patterns in digitalen Produkten identifiziert und reduziert. Durch die Kombination von Expertinnenkonsens mit KI-gestützten Mechanismen soll das Tool Designerinnen und Regulierungsbehörden bei der Bekämpfung von Dark Patterns unterstützen.

B/A Abortion

Abtreibung bleibt ein sensibles und oft tabuisiertes Thema, selbst dort, wo sie seit Jahrzehnten legal ist. B/A (before/after) Abortion unterstützt und verbindet Menschen in Deutschland, die eine Abtreibung wollen, brauchen oder bereits erlebt haben. Die Webseite bietet klare und prägnante Informationen zum Zugang und stellt einen Live-Chat/-Anruf-Service mit Menschen bereit, die sich in ähnlichen Situationen befunden haben, und gewährleistet so einen menschlichen und peer-basierten Austausch. Für diejenigen, die bereits eine Abtreibung hinter sich haben und das Bedürfnis verspüren, über ihre Erfahrung zu sprechen, vermittelt B/A Abortion auch peer-geführte Selbsthilfegruppen über seine App und schafft so einen sicheren Raum, um Erfahrungen zu teilen und den Umgang mit den Folgen zu erleichtern.

HYPERUNIFORMITY

Wie lässt sich abstraktes wissenschaftliches Wissen vermitteln, sodass es Neugier weckt, verständlich wird und zum Austausch anregt? Diese Frage steht im Zentrum der Diplomarbeit, die das wenig bekannte mathematische Konzept der Hyperuniformität – ein Ordnungsprinzip mit Potenzial für Biologie, Physik und zukunftsweisende Stadtplanung – einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen will.

Ziel ist es, abstrakte Wissenschaft im öffentlichen Raum durch ein breit angelegtes interaktives Ausstellungskonzept erfahrbar zu machen. Drei aufeinander aufbauende Exponate wurden realisiert: mathematische Grundlagen, die per Gestensteuerung erfahrbar sind („Verstehen“); interaktiv erkundbare Anwendungsbeispiele („Entdecken“); sowie das Einbringen eigener Perspektiven als Ausgangspunkt für neue Forschung („Weiterdenken“).

Die abschließende Evaluation zeigte, dass Interaktivität, Attraktivität und narrative Gestaltung die Besuchenden motivieren, sich engagiert und offen mit komplexer Forschung auseinanderzusetzen.

redrawn

Geformte Bleche sind struktureller Bestandteil vieler Produkte. Während durch Recycling das Rohmaterial zurückgewonnen wird, geht die – mit erheblichem Energieaufwand erzeugte – Form verloren. Das unregelmäßige Aufkommen und die komplexen Geometrien der Blechteile erschweren jedoch eine industrielle Weiterverarbeitung oder Umnutzung.

In dieser Arbeit wurde ein System entwickelt, um aus lokal verfügbaren Blechteilen individuelle Produkte zu generieren. Geometrische Merkmale der digital erfassten Bleche werden extrahiert und in einer Inventar-Datenbank gespeichert. Gestaltende können mithilfe eines Design-Interfaces Zielgeometrien modellieren und so die algorithmische Aggregation steuern. Generierte Anleitungen ermöglichen die Zerlegung und Neuzusammensetzung der Blechteile mit einfachen Handwerkzeugen.

Anhand einer Inventar-Datenbank, eines Design-Interfaces und eines Beispielprodukts wird der Ansatz als skalierbar und auf andere Materialien übertragbar demonstriert.

Soft Filament Winding

Polstermöbel sind ein etablierter Bestandteil eines jeden Wohnzimmers sowie des öffentlichen
Raums. Doch gerade, weil sich traditionelle Polster so flächendeckend durchgesetzt haben, ist
auch das Problem ihrer großen ökologischen Belastung sowie ihrer geringen Recyclingfähigkeit
aktueller denn je. Nichtsdestotrotz gibt es kaum etablierte Alternativen auf dem Markt. Ziel dieser
Arbeit war es, das Potential der industriellen Fertigungs- und Verpackungsmethode “Wickeln“ für
die Herstellung von Polstermöbeln zu erforschen. Im Rahmen der Analyse unterschiedlicher
Wickelmethoden aus Industrie und Handwerk sowie der Kunst und Kultur wurden diese zu einer
Taxonomie zusammengefasst. Im Zuge der Arbeit entstand dafür eine Reihe an Artefakten, die
sich den unterschiedlichen Qualitäten traditioneller Polstermöbel über verschiedene Ansätze
nähern. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für den Entwurf des Soft Bounce
Sofas, welcher die Möglichkeiten, exemplarisch veranschaulicht.

BBQ Street

Die BBQ-Street ist eine 15 Meter lange Kochskulptur. Sie lädt zum gemeinsamen Kochen, Teilen und Begegnen ein. Die Skulptur besteht aus mehreren Stationen – an einem Ende steht ein Pizzaofen, daran anschließend ein 9 Meter langer Grill, gefolgt von einem Erdofen und einer großen Feuerstelle am anderen Ende. Die Stationen lassen sich einzeln oder gleichzeitig befeuern. Feuer, Essen und Bewegung im Raum schaffen dabei eine unmittelbare Verbindung. Kochen wird zum kollektiven Ritual, das Gemeinschaft stiftet und niedrigschwellige Begegnungen fördert. Die BBQ-Street steht fest installiert in dem Garten der Hochschule für bildende Künste und wurde das erste Mal gemeinsam mit der Kitchen Guerilla zur 250-Jahr-Feier der Hochschule performativ bespielt.

MycoPouf – Frida

MycoPouf: Frida – Möbelfüllung neu gedacht

Der MycoPouf Frida steht als charakteristischer Demonstrator für eine ressourcenschonende, niederkomplexe und skalierbare Nutzung von Pilzmaterial als Füllmaterial. Sitzsackfüllungen bestehen oft aus synthetischen Stoffen wie Polystyrol oder Polyester – ölbasiert, schwer recycelbar und Mikroplastik freisetzend. MycoPouf setzt dagegen auf Myzel, das als Reststoff in der Speisepilzproduktion anfällt. Dieses Material ist isolierend, schwer entflammbar und vollständig biologisch abbaubar.

Frida besteht aus einem waschbaren Bezug und einer Innenfüllung aus Baumwolle, die mit Alginat beschichtet ist. Diese Beschichtung verhindert das Austreten von Feinstaub durch Reibung und sorgt für eine antiallergene Gestaltung.

Der modulare Sitzsack zeigt spielerisch, wie Pilzmaterial als vielseitige Alternative erfahrbar wird und stellt Pilz als biologische Option für nachhaltige Füllungen vor.

BROKEN=GOOD

In der Produktion von Gebrauchsporzellan entstehen keramische Abfälle als Bruchware (engl. broken goods), die meist unzureichend wiederverwendet werden. Häufig führt ein zu hoher Standard zu bis zu 20 % Bruchware, die rein aus ästhetischen Gründen aussortiert wird. Die Arbeit untersucht gestalterische Eingriffe in den Fertigungsprozess, die Sortierung und die Entsorgung, um Ressourcen zu sparen.

Das Ergebnis ist ein in Kleinserie gefertigtes Porzellan-Teeservice, das ästhetische Anforderungen hinterfragt und den Energieaufwand sowie das Material wertschätzt. Es soll für die Merkmale sensibilisieren, die durch Material und Fertigung entstehen können und sonst als Fehler deklariert werden. Anstatt sie zu verleugnen, werden die Merkmale in einem Café-Nutzungsszenario vermittelt. Die Grenzen zwischen den Güteklassen verschwimmen. Das Design hat hierbei keinesfalls den Anspruch einer allgemeingültigen Lösung, sondern soll eher einen Teil zu einem größeren Umdenken beitragen.

Grid Sense

Deutschlands Umstieg auf erneuerbare Energien erfordert ein Umdenken in unserem Stromverbrauch — wir müssen verstehen, wann Energie im Überfluss vorhanden ist und wann sie knapp wird, ein Prozess, der als „Netzbilanzierung“ bezeichnet wird. Viele Deutsche möchten diesen Wandel unterstützen, wissen jedoch nicht, wie. GridSense Home ist ein minimalistisches Ambient-Gerät, das die Überwachung von sauberer Energie für alle einfach macht. Mit einer stromsparenden LED und einem digitalen Display zeigt es an, wie viel der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt und korreliert dies mit der Netzverfügbarkeit, um die Bürger:innen auf die Zukunft vorzubereiten. Entwickelt für die 3,8 Millionen Mieter:innen Berlins, die weder über Platz noch Kapital für eigene Erzeugung verfügen, fördert es einen bewussten Energieverbrauch ohne die Komplexität von Smart-Home-Technologie. GridSense liefert intuitive Einblicke in Gemeinschaftsräumen und bietet eine Begleit-App zur detaillierten Nachverfolgung. Entwickelt wurde das System im Rahmen einer experimentellen Studie zur Mensch-Computer-Interaktion, um herauszufinden, wie Energiedaten am besten dargestellt werden können, um einen Wandel im Verbrauchsverhalten zu fördern.

Symbios

Die marine Biodiversität steht unter enormem Druck. Der Klimawandel und zunehmende menschliche Eingriffe bedrohen weltweit die marinen Ökosysteme. Mit dem Wachstum der Weltbevölkerung steigt auch der Druck, die Ozeane intensiver für die Landwirtschaft — insbesondere zur Nahrungsmittelproduktion — zu nutzen. Diese Arbeit stellt die Fragen: Wie können Mensch und Natur sich den Raum des Ozeans künftig teilen? Und wie lassen sich die Fehler der konventionellen Landwirtschaft im Ozean vermeiden?

Das Ergebnis ist Symbios – ein Bojensystem für den Seetang-Anbau in Nordeuropa. Das modulare System besteht aus einer zentralen Mutterboje, mehreren Tochterbojen und einem IoT-basierten Überwachungsgerät. Durch Teilernte und automatisierte Bewegung zwischen verschiedenen Wassertiefen ermöglicht Symbios den Landwirten eine ganzjährige Algenkultivierung und bietet gleichzeitig ein stabiles, dauerhaftes Habitat für marine Ökosysteme. Automatisierung und digitale Überwachung reduzieren kostspielige Fahrten zur Farm und minimieren Störungen des umliegenden Meereslebens.