WENIGER ISST MEHR

Carmen Dehning

März / March - 2019

Hochschule der Bildenden Künste Saar

Kurzbeschreibung

WENIGER ISST MEHR ist ein konzeptionell orientiertes Geschirrset, welches den Konsumenten durch unkonventionelle Dimensionen, Formen und Größen in die Irre führt. Es hinterfragt unseren gegenwärtigen Umgang mit Lebensmitteln und ermöglicht so eine neue Sichtweise darauf.

Was ist das Thema?

TASTING TOMORROW Die steigende Nachfrage nach großen Mengen preiswerter Lebensmittel bestimmt unsere heutige Nahrungsmittelproduktion und unser Konsumverhalten. Dabei rückt die Qualität und die Wertschätzung, welche wir ihnen gegenüber bringen, zunehmend in den Hintergrund. Darunter leiden nicht nur wir, sowohl körperlich als auch gesundheitlich, sondern auch unser Ökosystem, die Umwelt und vieles Weitere. Das Ziel meiner Arbeit war es einen Anreiz zu bieten, um die Wahrnehmung von Speisen und Nahrungsmitteln zu hinterfragen, und gleichzeitig das instinktive Bedürfnis nach Masse und Volumen zu befriedigen.

Warum sieht es so aus?

Die dargestellten Formen fanden ihren Ausgangspunkt in der Umgestaltung eines Löffels. Dieser wurde während des Entwurfsprozesses dahingehend verändert, dass er optisch „aufgeblasen“ erschien und somit nur sehr wenig Platz für die eigentliche Nahrung bot. Aufgrund des so erzeugten Eigenvolumens füllte er beim Essen den Mund komplett aus und spielte so, trotz geringem Nahrungsmitteleinsatzes, mit dem ersehnten Völlegefühl. Darauf aufbauend entstand WENIGER ISST MEHR - ein Set, welches durch Variationen in Volumen und Höhe zu neuen Betrachtungs- und Präsentationsweisen von Lebensmitteln einlädt. Somit ermöglicht es eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf Qualität und Wertschätzung.

Was ist das Besondere?

Die voluminös erscheinenden Objekte verfügen nicht nur über verschiedene Größen, sie sind allesamt in ihrer Wölbung unterschiedlich tief. Füllt man sie auf bis der Boden bedeckt ist, ist die Täuschung perfekt. Auf einmal handelt es sich nicht mehr um große, reine Volumenkörper aus Porzellan, sondern um vermeintlich prall, bis zum oberen Rand gefüllte Schalen. Nichts deutet dann mehr auf ihre eigentlich geringe Füllmenge hin. Bei einer entsprechenden Erwartungshaltung von massigen Speisen wird man bereits nach kurzer Zeit enttäuscht. Doch genau darin liegt die Besonderheit und die Chance, die dieses Set offenbart. Die Möglichkeit Konsumenten wieder die Wertschätzung und den bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln näher zu bringen, Fragen aufzuwerfen. Abgesehen von dem täuschenden Aspekt, schafft dieses Set eine ganz neue Art der Anrichteweise. Anstatt ausladende Flächen auf zweidimensionaler Ebene zu kreieren, wie dies häufig in der Haute Cuisine der Fall ist, spielt es mit der Dreidimensionalität im Raum. Anrichten auf Augenhöhe.

Was ist neu?

Wir wissen um die Ausbeutung von Ackerflächen, Tierquälerei bei Massentierhaltung, Leberverfettung und all die weiteren Folgeschäden Bescheid, doch warum ändert sich nur so wenig? Keiner mag den drohend erhobenen Zeigefinger. Lernen funktioniert nur aus uns selbst heraus, nur so ist es nachhaltig, führt zum Umdenken und letztlich zu Veränderungen. Wie aber kann ich als Gestalter in Form von Produkten dazu beitragen, dieses selbstgesteuerte Umdenken zu beeinflussen oder anzustoßen? WENIGER ISST MEHR ist ein Objektset, welches auf spielerische Art dazu einlädt den Umfang und die Masse unserer Nahrung in Frage zu stellen und sich vermehrt auf den Inhalt zurück zu besinnen.