DeScent – Olfactory Home

Cosima Toshi

Oktober / October - 2018

Universität der Künste Berlin

Kurzbeschreibung

3 Produkte die sich dem Thema der geruchlichen Erinnerung annehmen:
Produkt 1: ein olfaktorisches Medaillon
Produkt 2: eine gestrickte Decke aus Mohair und Viskose, die die digitale Welt der Kartografie analog übersetzt und Gerüche speichert
Produkt 3: ein Diffusor, der nur durch Wärme und Luft Duftmoleküle im Raum zerstäubt

Was ist das Thema?

DeScent ist die Geschichte einer sinnlichen Suche nach Heimat in der Heimatlosigkeit. Gerüche sind Schnellschüsse ins limbische Gehirn das unser emotionales System kontrolliert. Damit bestimmen sie die menschliche Assoziationskraft. Drei olfaktorische Produkte verkörpern die Verbindung zur räumlichen Dimension der Heimat. Sie schlagen eine kontemporäre sowie progressive Vision von Wohlempfinden und Zugehörigkeit vor und zeigen wie innere und äußere Heimat unweigerlich miteinander verbunden sind. Dem Duft wird eine geruchliche Erinnerung zugeschrieben, womit bei seinem Einatmen für einen flüchtigen Moment eine Immersion in die eigene Innenwelt stattfindet.

Warum sieht es so aus?

Medaillon: Das Speichermedium des Duftes ist ein poröses ultra feines, saugfähiges Keramikplättchen. Es wird in ein Gitter gelegt durch das der Duft beim Öffnen strömen kann. Es ist ein alltäglicher Begleiter. Decke: Das Muster erschließt sich aus Koordinaten und Maßstab einer digitalen Karte. Die Decke sammelt über ihre Materialität die Düfte ihrer Umwelt und ist eine flexible Begleiterin. Diffusor: In der Messingschatulle sitzt ein gedruckter Keramikeinsatz der als Duftmedium dient. Jede der drei Oberflächenstrukturen der Keramik steht für eine Duftnote: Kopf, Herz, Basis. Er verwandelt einen fremden Raum in ein Zuhause und ein Zuhause in eine Reise in die Ferne.

Was ist das Besondere?

Mit dem Thema des Masterprojekts, “Arbeit und Heimat”, habe ich mich an die lange tabuisierte Fragestellungen gewagt, die heute aktueller sind denn je. Bei der Rekartographierung der Welt unter Berücksichtigung der vom Fortschritt gefährdeten Lebensformen geht es auch um Würde und emotionale Identitäten. Heimat ist ein Wert, der auf gelebter Zeit, auf Sympathie- und Anpassungsleistungen und, die nicht zuletzt auf Bindungen zur nichtmenschlichen Natur beruht. Damit steht der neugeschöpfte Wert quer zur Ubiquität des Internets. Das Produktdesign hat sich dieser identitären Wertschöpfung bisher nur wenig geöffnet. Meine Masterarbeit ist in dieser Hinsicht ein Pilotprojekt. Dem brisanten Thema habe ich mich nüchterner Distanz genähert. So habe ich mich mit der Geruchsforschung und der kritischen Literatur zum Heimatbegriff vertraut gemacht, Studien und Statistiken zur Lage der Arbeit und ihrer Formen ausgewertet und auch selbst eine qualitativ auf meine Forschungsperspektive zugeschnittene Umfrage entwickelt und die Ergebnisse in mein Projekt integriert.

Was ist neu?

Traditionell wird Filterkeramik in der Automobilindustrie, Ölraffinerie und anderen großindustriellen Wirtschaftszweigen eingesetzt. Diesen als Duftmedium, anstelle von durch Ruß belastete Duftkerzen oder mit Wasser gefüllten Diffusoren, zu nutzen ist neu. Gleichzeitig ist die Anwendungsmethode ökologischer und gesünder für den Nutzer. Alle Produkte sind reparierbar und es wird kein Elektroschrott hinterlassen. Die olfaktorischen Objekte sind nachhaltig, da sie ihren Nutzer ein Leben lang begleiten und in allen Aspekten ressourcenschonend hergestellt wurden. Zudem ist der holistische Ansatz eine Kollektion der Objekte, die sich gegenseitig ergänzen, zu gestalten wichtig.