Woven Self

In meiner Arbeit wird persönlicher Bruch zu einer Quelle von Stärke, Schönheit und Transformation. Inspiriert von Carl Jungs Konzept des Schattens und dem Weg der Individuation wende ich mich den verborgenen, verletzten und oft abgelehnten Teilen des Selbst zu. Meine Arbeiten werden zu einem Medium für diese innere Reise. Zerbrochene Steine und verflochtene Haarsträhnen dienen als Metaphern für Resilienz, Erinnerung und Heilung. Haare sind, obwohl zart, unglaublich stark – ein Symbol für den Widerspruch zwischen Verletzlichkeit und Stärke. In gebrochene Materialien eingeflochten, werden sie zu einem Kontinuitätsfaden, ähnlich der DNA, der Geschichten, Traumata und Identitäten miteinander verbindet. Jeder Knoten und jede Verbindung erzählt eine Geschichte, nicht nur von Heilung, sondern von Werden. Mein Schmuck spricht von Momenten der Zerbrechlichkeit und der stillen Wandlung und lädt die Träger:innen ein, Brüche nicht als Ende, sondern als Anfang zu begreifen. Wenn wir uns wieder zusammensetzen, kehren wir nicht zu dem zurück, was wir waren. Wir tragen die Schönheit des Bruchs in uns und werden zu etwas völlig Neuem.

Volatil

„Volatil“ ist eine Schmuckkollektion verschiedener Elemente, gefertigt aus 925/°°° Silber. In den Objekten visualisiere ich den Impuls als Ursprung von Bewegung. Um den Impuls abzubilden, nutze ich die Schwingungslinien eines Doppelpendels. Auf Grundlage des mathematischen Phänomens der Chaostheorie ist in dem Versuch jede Kurve individuell und nicht reproduzierbar, lediglich ausgelöst durch eine geringfügige Veränderung des Initialimpulses. Daher ist es mir möglich, mit den Bewegungskurven den Impuls als ausschlaggebenden Kern einzufangen. Aus diesen Kurvenbewegungen sind die Objekte gefaltet. Jedes Schmuckstück ist dabei aus einem Stück gebogen, einschließlich der Ringschiene und Mechanik. In ihrer Formsprache verbinden sie durch die gespannten Oberflächen, durchbrochen mit den klaren Kanten, eine zarte Leichtigkeit und Dynamik.
Die Arbeit wurde in Kooperation mit der Niessing Manufaktur GmbH & Co KG gefertigt.

Die Zypresse

Das Masterprojekt befasst sich mit der Zypresse – einem tief in der iranischen Kultur verankerten Symbol für Freiheit, Leben und Unsterblichkeit. Inspiriert von ihren vielfältigen Darstellungen in persischen Teppichen, verbindet das Projekt östliche Ornamentik mit westlichem Minimalismus.
Diese Verbindung zweier gestalterischer Welten schafft eine kulturelle Synthese, die durch Schmuck neue Perspektiven auf Herkunft, Identität und Wandel eröffnet. Doppelseitige Anhänger, Clips und Medaillons erzählen vom Dialog zwischen den Kulturen. Die Trägerin entscheidet selbst, welche Seite sie zeigt – was sichtbar wird oder verborgen bleibt.
In der Serie „Was geblieben ist“ erscheint die Zypresse nur noch in Fragmenten: als stille, aber präsente Erinnerung an die eigenen Wurzeln. Das Medaillon wird zum persönlichen Ort des Bewahrens. Das Projekt versteht sich als Anerkennung der Herkunft und als Ausdruck der Zugehörigkeit in einem neuen kulturellen Kontext.

Normativität und Aberration archetypischer Schmucktypologien

Diese Arbeit widmet sich der Frage, wie das Abweichende – das Fehlerhafte, das Ungewohnte – als gestalterisches Prinzip genutzt werden kann. Phänomene aus verschiedenen (natur-)wissenschaftlichen Disziplinen werden analysiert und deren Essenz auf Schmuck übertragen. Ausgangspunkt der Gestaltung sind vertraute oder ikonische Schmuckklassiker, die durch gezielte Eingriffe verfremdet und neu interpretiert werden. Dabei reicht das Spektrum der gestalterischen Veränderungen von subtilen, kaum wahrnehmbaren Modifikationen bis hin zur vollständigen Loslösung vom ursprünglichen Vorbild.

Als Grundlage dienen unter anderem biologische Mutationen, soziale Divergenz, physikalische Anomalien sowie digitale Störungen (Glitches). Durch diese Irritationen wird der Blick auf vertraute Formen gebrochen, um Normen sichtbar zu machen, zu hinterfragen und neue Perspektiven im Umgang mit Design zu eröffnen.

The Theatre of Domesticity

Indem ich Geschlecht als Filter nutze, durchdringt meine Arbeit das Zusammenspiel von Raum, Objekten und Gesellschaft — Kräfte, die in der stillen Choreografie des Alltags zu Hause miteinander verflochten sind und dabei oft einer kritischen Analyse entgehen.
Aufgewachsen in Pakistan, habe ich miterlebt, wie Traditionen wie die Aussteuervorbereitung den Lebensweg einer Frau vorbestimmen.
Welche verborgenen Bedeutungen liegen in diesem Brauch oder dieser Sammlung?
Meine Arbeit legt die grundlegenden Faktoren offen, die erklären, warum Frauen in meiner Gesellschaft dort verankert sind, wo sie sind, und zeigt auf, wie materielle und immaterielle Aspekte der Kultur miteinander verbunden sind — wie physische Objekte unsichtbare Bedeutungen tragen, die gesellschaftliche Erwartungen festigen.
Diese häuslichen Gegenstände überschreiten durch Design, Funktion und eingebettete Rituale ihre reine Form. Sie werden zu kraftvollen Symbolen — nicht nur zu Werkzeugen, sondern zu Instrumenten der Prägung, zu Erweiterungen des Körpers.
Durch das Entschlüsseln ihres symbolischen Gewichts rahme ich den häuslichen Raum neu als einen aufgeladenen Ort der Macht, an dem Widerstand entstehen kann und an dem die stummen Skripte von Geschlecht hinterfragt und neu gedacht werden können.

Mein Körper, die Körper der Anderen

„Mein Körper, die Körper der Anderen“ hinterfragt Schönheitsnormen, körperliche Tabus und die Kontrolle weiblich gelesener Körper. In meinen Arbeiten thematisiere ich Fettfeindlichkeit und die damit verbundene Scham, den gesellschaftlichen Zwang zur Selbstoptimierung und persönliche Körpergeschichten. Das Zeigen „unperfekter“ Körper und nackter Haut nutze ich dabei nicht als Provokation, sondern als Akt der Sichtbarmachung. Ich arbeite mit Shapewear und Unterwäsche, die ich mit Hilfe von Stickereien, Perlen und Edelsteinen verforme, um das Intime, das Verhältnis zum eigenen Körper, ins Öffentliche zu tragen und dadurch identitätsstiftende Momente zu schaffen. Jede Naht, jede Perle ist ein stiller Widerstand gegen die Vorstellung, wie ein „richtiger“ Körper auszusehen hat. Textile Techniken dienen mir als Werkzeug feministischer Erzählung, um verdrängte Körperrealitäten zu würdigen und neue Narrative sowie Wege zur Selbstakzeptanz zu eröffnen.

Parfiltrémoi

„Parfiltrémoi” setzt sich aus den französischen Wörtern Parfum (Duft), Filtre (Filter) und Moi (Ich) zusammen.
Dieses Kunstwort soll bedeuten: „durch mich gefiltert werden” und spiegelt die zentrale Idee meines Projekts wider. Habt ihr schon einmal einen bestimmten Duft wahrgenommen und dabei eine intensive Erinnerung oder Emotion erlebt? Vielleicht ein Duft aus eurer Kindheit oder der eines geliebten Menschen?
„Düfte sind unsichtbar, aber sie sind kraftvolle Vermittler von Erinnerungen und Emotionen.”
Mit meinem Projekt Parfiltrémoi habe ich versucht, eine Möglichkeit zu schaffen, diese Erinnerungen und Emotionen in einer greifbaren Form zu bewahren.
Um diese Brosche zu entwerfen, habe ich das 3D-Modell und die Form des Papiers am Computer gestaltet und das Design mit einem 3D-Drucker und einem Plotter umgesetzt.
Es ist mein Wunsch, dass das Tragen von Parfiltrémoi die Träger*innen an diese besonderen Augenblicke erinnert und die damit verbundenen Gefühle erneut lebendig werden.

Analoge Konfigurationen des Rohstoffes Keratin

Hair as a material. It is flexible, elastic, a carrier of human information, personal data, and emotions. H. Zhou uses hair as a material in her jewellery. It is hair from herself, from friends, and from strangers ordered on the World Wide Web. Inspired by Chinese traditions of different dynasties, she creates connections through the artisanal techniques of weaving. The hair is processed into fabrics with the finest precision. Her jewellery stores both objective data and the embodiment of the romantic relationship between two people.

Capturing Fluids

Capturing Fluids erforscht das Vergehen von Zeit durch fotografische Experimente mit schmelzendem Eis und sensorischen Verformungen. Die zentrale Frage lautet, ob und wie das Vergehen der Zeit sichtbar gemacht und in Form gebracht werden kann und wie es möglich ist, etwas so Ungreifbares wie die Zeit zu materialisieren. Durch analoge und digitale Übersetzungsprozesse entsteht eine Schmuckkollektion aus 925er Sterlingsilber, Acrylglas und Bergkristall, die eine Faszination für den ständigen Fluss und die Vielschichtigkeit der Zeit verkörpert. Inspiriert von den Formen schmelzenden Eises hält jedes Schmuckstück einen flüchtigen Moment fest.

Zeitgefühl

Kann Schmuck therapeutisch sein? Im Austausch mit einer an Rheuma erkrankten Person wurde diese Frage zum Ausgangspunkt eines gestalterischen Prozesses.
Entwickelt wurde eine ergonomische Uhr, die durch einen speziell konstruierten Verschluss und ein Band aus gewebtem Pferdehaar auf die individuellen Bedürfnisse der erkrankten Person eingeht.
Die Gestaltung berücksichtigt sowohl funktionale als auch emotionale Aspekte. Ziel ist nicht die Heilung, sondern die persönliche Unterstützung im Alltag. Das Objekt soll den Umgang mit Einschränkungen erleichtern und gleichzeitig als Zeichen der Wertschätzung verstanden werden. Es zeigt, wie Gestaltung zur alltäglichen Entlastung beitragen und dabei soziale Sichtbarkeit für Betroffene schaffen kann.