Erinnerungen an Erinnerungen

Eine persönliche Sammlung von Familienfotos bildete die Grundlage für das Projekt. Dieses Archiv fungiert als Aufbewahrungsort von Erinnerungen. Die Fotos sind repräsentativ für Familienfotos, die fast jeder hat. Ich hoffe, dass sich die Betrachter*innen meiner Arbeit in einigen dieser Momente wiederfinden.

Die entstandenen Textilien reaktivieren die Erinnerungen und erforschen sie. Sie erkunden Möglichkeiten, die Fotos zu verpixeln, zu verschieben oder zu überlagern. Auf diese Weise möchte ich das Gefühl einer sich auflösenden, verschwindenden Erinnerung visualisieren. Die Metapher der Verpixelung orientiert sich an der Funktionsweise des autobiografischen Gedächtnisses. Dort wird bei jedem Abrufen einer Erinnerung eine leicht veränderte Version abgespeichert, wodurch langfristig Verzerrungen der Erinnerung entstehen. So wie das autobiografische Gedächtnis kein genaues Bild der Vergangenheit wiedergibt, sind auch die Textilien eine neue Interpretation des einst Gewesenen.

Berta, Family & Friends

Textile Designobjekte mit Charakter.

Die Schafe selbst waren Inspirationsquelle für eine Reihe von textilen Objekten. Die Wolle von Berta, Family & Friends, der Herde Shetlandschafe, wurde eigenhändig geschoren und zu Textilien verarbeitet. Duris Vlies stach durch seine natürlichen Farbverläufe sowohl in der Faser als auch über das gesamte Vlies hervor. Es wurde einseitig verfilzt – auf der einen Seite festes Textil, auf der anderen die ursprüngliche Fellstruktur.
Eine flächige Färbung hebt den natürlichen Verlauf hervor – kräftiges Blau blitzt durch die Spitzen und lädt zur haptischen wie visuellen Erkundung ein.

Die enge Verbindung zum Tier und der unmittelbare Herstellungsprozess verleihen den Objekten eine besondere Authentizität und schaffen Wertschätzung – für das Schaf, das Material und das Produkt.
Die bewusste Nutzung europäischer Wolle – eines oft übersehenen Materials – ist zugleich ein gestalterisches und ökologisches Statement.

Shear Imagination

Trotz ihrer ökologischen und technischen Qualitäten wird regionale Schurwolle heute nur noch begrenzt genutzt – vielerorts wurde sie durch synthetische Materialien ersetzt oder findet in zu kleinen Märkten Anwendung, um das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Shear Imagination untersucht dieses Potenzial im Kontext des Lichtdesigns. Ein eigens entwickelter Prozess ermöglicht das freie Formen von Filz zu skulpturalen Leuchtkörpern. Dabei werden die natürlichen Eigenschaften des Materials – Wärme, Textur, Lichtdurchlässigkeit – gestalterisch neu interpretiert. Die entstandenen Objekte zeigen Wolle als funktionales Material mit ästhetischer und ökologischer Relevanz. Durch die lokale Verarbeitung können neue Wertschöpfungsketten erschlossen und bestehende Strukturen revitalisiert werden. Das Projekt versteht Gestaltung als Impulsgeber für Wandel und positioniert regionale Wolle als nachhaltige Alternative zu synthetischen Materialien.

Aurelies Goldener Weg

Ich habe immer gedacht, dass ich weiß, was mir gefällt und was nicht.

Auf mich allein gestellt in Stuttgart wusste ich nicht mehr, was mich fesselt, anspornt und motiviert. Ich fühlte mich leer und ideenlos. Diese Herausforderung, die das Designen an mich stellt, machte mich wütend und überforderte mich. Ich fühlte mich nackt und entblößt, mit all meinen Schwächen.

In meiner Masterarbeit mache ich mich selbst zum Thema. Ich starte den Versuch, mich von außen zu betrachten und mein Innerstes hervorzuholen. Nicht ohne Selbstzweifel und Ängste, aber mit dem Ziel, eine selbstbewusste Designerin zu werden.

Die Arbeit am Designen zwingt mich, wahrhaftig und ehrlich zu arbeiten; Designen ist ein Versuch, meine Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Ich arbeite mit meinen Ängsten und meinen Verletzlichkeiten, ohne dass sie mich überwältigen. Ich arbeite mit ihnen, um sie zu überwinden. Diese Emotionen setze ich sowohl in Zeichnungen als auch in Kleidung kreativ um.

you may also like

Textile Überproduktion und daraus resultierende Umweltschäden rücken zunehmend in den Fokus. Pre-consumer Waste ist in der industriellen Weberei alltäglich. Zu kurze Lauflängen oder Farbabweichungen führen zu Restgarnen, die weggeworfen werden. Selbst in kleineren Betrieben werden monatlich bis zu 400 kg Material entsorgt.
Design kann Anreize schaffen, die Situation zu verbessern. Das Projekt You may also like stellt Restgarn in den Mittelpunkt der Gestaltung und ermöglicht dessen Wiederverwertung. Durch Verknoten bzw. Verzwirnen der Reste können Lauflängen beliebig verlängert werden, um sie wieder industriell relevant zu machen.
Es entsteht ein funktionierendes Garn, das das Potenzial der begrenzten Reste zeigt: Die Länge der Farbreste beeinflusst das Stoffmuster, das Garn wird zur eigentlichen Gestalterin. Farbverläufe verleihen dem Stoff seine eigene Ästhetik. Die entwickelte Methode ermöglicht nicht nur die Wiederverwertung, sondern verleiht den Abfällen ihr Alleinstellungsmerkmal.

Exploring Textiles

Ziel meiner Bachelorarbeit war es, Textilien eine neue Bedeutung zu verleihen, indem ich sie in den dreidimensionalen Raum integrierte und den Übergang von flachen Textilien zu Objekten untersuchte. Der Reiz des Dreidimensionalen lag im Volumen und der haptischen Wirkung von Textilien. Als Bindeglied zwischen Textilien und Raum wählte ich das Licht, um nicht nur den Schutz vor Sonnenlicht zu thematisieren, sondern auch Schattenspiele zu erzeugen.

Mein Ziel war es, die Grenzen zwischen Textilien und Objekten zu verwischen und neue gestalterische Wege zu eröffnen. Der Entwurf testete die Manipulation von flachen Textilien, um ihre dreidimensionale Dimension zu betonen und ihre Lichtdurchlässigkeit zu verändern. Dabei entwickelte ich einen Mechanismus, der es ermöglichte, Textilien als formbare Materialien zu nutzen und ihre ästhetischen sowie funktionalen Potenziale zu erforschen.

Spatial Bodies

Menschen existieren nicht nur in architektonischen Räumen, sie gestalten ihren Lebensraum auch mit Hilfe der Kleidungsstücke, die sie tragen. Maßgebend sind in beiden Fällen der Körper und dessen individuelle Merkmale. Die „Spatial Bodies“ verbinden die unterschiedlichen Räumlichkeitsbegriffe von Architektur und Mode zu Trennelementen, die es den Nutzer*innen ermöglichen, ihre Umgebung auf ähnliche Weise wie ihren Kleidungsstil zu beeinflussen. Die Formsprache der Objekte leitet sich aus abstrahierten Schnittmustern ab. Sie können individuell oder als Ensemble genutzt werden und sollen den Raum um sie herum mit ihrer verspielten Formsprache und Materialität positiv beeinflussen.

Sittago

Sittago ist ein multifunktionales Sitzkissen, das speziell für Kinder in Waldkindergärten entwickelt wurde. Es vereint Sitzunterlage, Tasche, Schaukel und Liegefläche in einem einzigen Produkt und fördert so das freie, kreative Spiel in der Natur.
Ziel war es, ein kindgerechtes, robustes und nachhaltiges Outdoor-Produkt zu gestalten, das den hohen Anforderungen des Alltags im Freien gerecht wird.
Das Design basiert auf intensiver Feldrecherche, Nutzerinterviews mit Erzieher*innen und einer Umfrage mehrerer Waldkindergärten. Die Gestaltung orientiert sich an kindlicher Neugier, Bewegung und Selbstständigkeit. Die Materialwahl folgt Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.
Sittago lässt sich leicht transportieren, ist langlebig, sichtbar und reparierbar – ein Produkt, das mitwächst und das freie Spielen fördert, von Generation zu Generation.

KiRa

Die Ansätze von L. Burckhardt, nicht nur ein Produkt und die äußere Hülle zu designen, sondern sich mit der Gesellschaft und ihrem Umfeld auseinanderzusetzen, sie zu beleuchten und in den Gestaltungsprozess zu berücksichtigen, finde ich fundamental. In unserer Gesellschaft fühlen sich viele einsam. Die Menschen suchen Stabilität. Ein Kinderladen ermöglicht Familien einen engen Austausch und einen spürbaren Zusammenhalt. Alle bringen ihre Talente und Fähigkeiten im KiLa mit ein und kennen sich menschlich und räumlich aus. Der Fokus meiner Diplomarbeit liegt auf dem Lese-Ruheraum im KiLa. Der Frage, wie der Raum den Kindern und dem pädagogischen Team helfen und die kindliche Selbstwirksamkeit fördern kann, bin ich nachgegangen und habe alle Bereiche, die der Raum mit sich bringt, berücksichtigt. Die unsichtbaren Gesamtsysteme habe ich in meinem Prozess sowie zwischenmenschliche Beziehungen bewusst berücksichtigt. Die Interaktion der Kinder, Pädagog*innen und Eltern wurde wahrgenommen und aufgegriffen.

Áo Dài Xanh

Die Arbeit verbindet die filigrane Eleganz des vietnamesischen Áo Dài mit der strapazierfähigen Funktionalität von Denim – einem Material, das ursprünglich für Arbeitsbekleidung entwickelt wurde. Ausgangspunkt war die Frage, ob ein Kleidungsstück entstehen kann, das scheinbare Gegensätze wie Tradition und Moderne vereint. Ziel ist ein respektvoller Umgang mit kulturellen Symbolen und deren zeitgemäße Interpretation – ein Beitrag zu einem interkulturellen Designverständnis.
Das Konzept der Kollektion zielt auf die Entwicklung von Unisex-tauglichen Kleidungsstücken ab, die eine flexible Anpassung an individuelle Körperformen ermöglichen. Jeans-inspirierte Details wie Nieten, Knöpfe oder Schieberiemen ermöglichen variable Größenanpassungen. Ein zentrales Merkmal des Áo Dài ist der Mandarinkragen, der in jedem Entwurf erhalten bleibt. Beide Themen dieser Arbeit stehen exemplarisch für die Verbindung vietnamesischer und westlicher Einflüsse, die auch die eigene kulturelle Identität prägen.