Poscura

Das Pflegepersonal wird in ihrem Beruf körperlich stark belastet. Besonders Pflegekräfte aus der stationären Altenpflege zeigen häufig Beschwerden innerhalb des Muskel- und Skelettsystems, hervorgerufen durch Überbelastungen des Rumpfes. Meine Arbeit hatte es daher zum Ziel, eine Lösung zu finden, um die körperliche Belastung von Altenpfleger*innen im Arbeitsalltag senken zu können. 

„Poscura“ (engl.: posture „Körperhaltung“ und lat.: cura „Pflege/ Fürsorge“) ist eine intelligente Dienstkleidung für das Pflegepersonal in der Altenpflege. Inspiriert von den neusten Exoskelett-Technologien und Entwicklungen im Bereich Funktionsbekleidung, unterstützt Poscura bei rückenbelastenden Tätigkeiten. Möglich wird das durch ein in der Kleidung integriertes teil-elastisches System. Das Konzept versucht nicht, bestehende Hilfsmittel und Arbeitsweisen in der Pflege zu ersetzen. Ganz im Gegenteil. Das ganzheitliche Konzept stellt eine logische Ergänzung zum Pflegealltag dar und lässt es sich besonders leicht in diesen integrieren.

Carry

Die Tasche ist einer der ältesten Gebrauchsgegenstände des Menschen. Sie nimmt unsere persönlichen Habseligkeiten und die mit ihnen verknüpften Bedeutungen in sich auf. Sie schützt sie beim Transport und begleitet uns im Alltag oft auf unaufdringliche, nützliche Art und Weise. 

Nach einer umfassenden Analyse populärer zeitgenössischer Taschen-Typologien wurden in einer Serie aus vier Entwürfen Eigenheiten und besondere Charakterzüge aufgegriffen und in Form neuer, anwendbarer Entwürfe interpretiert. Zweckmäßigkeit, qualitative Materialien und Langlebigkeit standen dabei ebenso im Fokus der Gestaltung wie die sinnliche Erfahrung bei der Benutzung. 

Beheimatet in ganz unterschiedlichen Bereichen universeller alltäglicher Aktivitäten, zeigen die vier Taschen neben ihrer Individualität in Materialzusammensetzung, Dimensionierung, Form und Farbe verschiedene Möglichkeiten der Befestigung am Körper auf, wobei die konventionellen Grenzen des Begriffes „Tasche“ herausgefordert werden.

Less Waste More Garment

Ein Problem der Textilindustrie ist der hohe Anteil an verschwendetem Material, das bereits bei der Produktion von Kleidungsstücken entsteht.

Mit der Bachelorarbeit „Less Waste More Garment“ werden konventionelle Schnittmuster so verändert und umstrukturiert, dass Materialverschnitt und Stoffverbrauch reduziert werden können, ohne auf die gewünschte Passform des Kleidungsstücks zu verzichten. Die Anwendbarkeit dieser schnitttechnischen Maßnahmen wird exemplarisch anhand von drei verschiedenen Kleidungsstücken demonstriert.

CALM IN CRISIS

Der Klimawandel betrifft den gesamten Globus und ist die zentrale Krise unserer Zeit. Weltweit wird mit aktivistischen Methoden versucht, die Politik zum Handeln zu bewegen. Die Thematik kann zu Aktionen führen, motivierend wirken, aber auch zu Belastungen führen und vor allem bei jüngeren Generationen Zukunftsängste auslösen. Emotionen, wie Trauer und Wut können einerseits lähmen, andererseits aber auch Energien freisetzen, die in Proteste transformiert werden. 

„Calm in Crisis“ soll einen Raum eröffnen, um sich mit Klimagefühlen auseinanderzusetzen. In fünf Objekten werden verschiedene Ebenen von Aktivismus kommuniziert. Je nach Kontext können die Objekte als Erholungstools, als Protestmittel oder zur Aufklärung über die Thematik von Klimagefühlen in Form eines Workshops genutzt werden. 

Die Wichtigkeit eines Klima-Aktivismus sichtbar zu machen, ist ein essenzieller Bestandteil von „Calm in Crisis“, das darauf abzielt zu handeln und der eigenen Ohnmacht entgegenzuwirken.

BOOB TALK

„BOOB TALK“ ist ein modulares und bügelloses BH-Design für große Brüste, das Komfort, Ästhetik und Halt in einem Produkt vereint. Das Konzept wurde für die speziellen Anforderungen großer Brüste entwickelt und basiert auf den Erkenntnissen einer mehrmonatigen Nutzerinnenstudie. 

Durch die Integration von Stützstrukturen in das Textil des BHs mittels Stricktechnologie und 3D-Druck, kann der herkömmliche Metallbügel ersetzt werden und der BH auch so großen Brüsten Halt und Tragekomfort bieten. Der BH verfügt über einen modularen Schnitt und neuartige Verschlüsse, die eine individuelle Größenanpassung ermöglichen. Dadurch ist er für ein breites Spektrum unterschiedlicher Brustgrößen und -formen geeignet. 

Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Smart-Textiles-Hub und dem Textile-Prototyping-Lab umgesetzt und vom Frauenförderfonds der FH Potsdam unterstützt. Im Rahmen des „Designer in Lab 2023“ wird das Projekt derzeit zusammen mit dem Fraunhofer Institut ISC zu einem funktionsfähigen Prototyp weiterentwickelt.

NEO-SHIBORI

Grenzen sind überall zu finden – vom Zellkern bis zur Atmosphäre; sie existieren zwischen Ländern, Kulturen und Menschen. In meiner Auseinandersetzung mit dem Begriff der Grenze erarbeitete ich Aspekte, die diesem Konzept innewohnen. Grenzen sind nie absolut, sondern wandelbar und fluide, da sie von Menschen gemacht und stets eine Frage der Perspektive sind. Dies manifestiert sich in meiner Stoffkollektion „NEO-SHIBORI“, die die traditionelle japanische Shibori-Technik auf neue Weise interpretiert. Mein Appell ist es, eigene Grenzen zu hinterfragen und zu überschreiten.

Pick and Mix

Das Farbarchiv Pick and Mix zeigt, welches gestalterische Potenzial in Naturfarbstoffextrakten auf Zellulose-basierten Regeneratfasern steckt.
Durch Experimente und Versuchsreihen wurde dafür der Beiz und Färbeprozess auf die Ansprüche der jeweiligen Färbemittel angepasst. Mit nur vier Farbstoffen aus Reseda, Blauholz, Cochenille und Krapp entstanden Farbmischungen, welche sich abseits der bekannten Farb-Narrative von Naturfarbstoffen bewegen, um so die Verwendung dieser für viele Gestalter*innen interessanter zu machen.
Die Präsentation in Form von Sammelkarten ermöglicht es, für jeden Farbton Prognosen zu Echtheiten sowie Beschreibungen von Beizprozess, Färbevorgang und Nachbehandlung weiterzugeben. Des weiteren kann die Form zu einem spielerischen Umgang und damit zu einer leichten Annäherung an ein komplexes Thema einladen.
Sechs gewebte Stücke ergänzen das Archiv und können als Untersuchung von Farbmischungen verstanden werden.

Symposion

Der antike Ursprung des heutigen Symposiums, könnte paradoxer kaum sein. Das Symposion, das ursprünglich eine gesellige Zusammenkunft für philosophische Gespräche war, ist fachspezifischen Vorträgen, geordneten Stuhlreihen oder anonymisierten Begegnungen im digitalen Raum gewichen.
»Symposion« verknüpft die klassische Wissenschaftsveranstaltung mit Elementen des experimentellen Happenings. Adaptive Textilien fordern als Wearables einen fluiden Wechsel der Körperpositionen zwischen Liegen und Sitzen heraus. Unterfüttert wird der Dialog – ähnlich wie im klassischen Symposion der Antike – mit Getränke und kleinen Speisen.
Ohne starre Sitzreihen wird die Trennung von Vortragenden und Publikum aufgelöst und es entsteht eine neue, gemeinsam zu erfindende Intimität. Das von den Textilien initiierte Erforschen von Körperpositionen innerhalb der Gruppe erzeugt eine antihierarchische Sphäre. Durch die ungewohnte (Uni-)Form entstehen Fragen und womöglich erste Gespräche – Das »Symposion« beginnt…

Float [ ] X

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf nachhaltiger Mobilität und insbesondere darauf, wie Materialeinsatz von Fahrzeuginnenräume reduziert und kreislauffähig gestaltet werden kann. Die genaue Betrachtung der experimentellen Entwurfspraktiken des Architekten Frei Otto diente dabei als Inspiration. Der Schwerpunkt des Entwurfs bildet ein anpassbares Innenraumsystem aus gespannten Textilien. Die Fahrzeugsitze sind dabei so gestaltet, dass möglichst wenig Materialien zum Einsatz kommen und diese am Ende ihres Lebenszyklus leicht ausgetauscht oder recycelt werden können.

Wie Lachse in die Bäume wandern / How salmon walk into the trees

Seit jeher funktioniert die Natur auf unserem Planeten in geschlossenen Kreisen. Auch Lachse und Bäume stehen in einer solchen nachhaltigen Verbindung. Auf ihrer Wanderung aus dem Meer zu den Laichgründen transportieren Lachse wichtige Nährstoffe aus den Weltmeeren bis weit ins Festland hinein. Die Wanderung, über die Flüsse, durch die Mägen ihrer Fressfeinde, durch den Boden und die Wurzeln der Pflanzen in die Bäume ist essentieller Bestandteil des Stickstoffkreislaufs großer Wälder.
Die Kollektion “Wie Lachse in die Bäume wandern” greift diesen natürlichen Kreislauf nicht nur optisch auf. Die mit Naturfarben veredelten Textilien aus dem Monomaterial Schafwolle können zu 100% recycelt werden. Zudem kann sich die Verbindung von biologischen Färbedrogen und Horn vollständig und in natürlicher Weise zersetzen, wenn die textile Kollektion in die Umwelt zurückgeführt wird. So wandern eines Tages nicht nur Lachse, sondern auch Textilien in die Bäume.