I’ll pass, thank you.

Ausgehend von andauernden Erfahrungen mit Anfeindungen vor allem im öffentlichen Raum aufgrund vermeintlicher Abweichung eines Bildes von Männlichkeit, zielt „I‘ll pass, thank you.“ darauf ab, die Konstruiertheit und Ambivalenz geschlechtsspezifischer Bekleidung zu offenbaren. Durch subtile Eingriffe in bekannte Silhouetten und Bekleidungsstereotypen wird die geschlechtsspezifische Lesbarkeit herausgefordert und vielmehr die Attraktivität dieser hybriden Undeutlichkeit unterstrichen. Die Kollektion verführt mit ihrer vertrauten Anmut, um so latent Sehgewohnheiten und Geschlechterrollen zu unterwandern, indem sich die bekannten Kleidungsstücke erst auf den zweiten Blick und in ihren Details als subversiv erkennbar machen. Stark inspiriert vom sozialen Phänomen des Passing, werden Kommerzialität und Begehrlichkeit als Mittel gesehen, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen und gleichzeitig die Vorstellungen von Männlichkeit und Femininität aufzubrechen und zu verbreiten.

fadenscheinig

„fadenscheinig“ ist eine Untersuchung der paradoxen Beziehungen zwischen den Nutzungsspuren in unserer Kleidung und ihrem gesellschaftlich zugeschriebenen Wert. Im Kontext der Umwelt- und Klimaauswirkungen frage ich mich, warum diese Spuren oft abgewertet werden, wenn Wertschätzung für Kleidung doch so relevant ist. Können wir uns von den konventionellen Konsummustern und gesellschaftlichen Bewertungen lösen, um eine allgemein anerkannte Ästhetik des Alterns zu etablieren?

Ein Phänomen textilen Alterns wird exemplarisch durch eine Sammlung von Gewebeproben, dem “Archiv der Fadenscheinigkeit“ erforscht und seine Einheiten isoliert. In großen Jacquardgeweben inszeniert, werden sie in eine “Ästhetik des Alterns“ übersetzt, die als Grundlage für tiefgründige Diskussionen über unsere Werte und unseren Umgang mit Kleidung dient. Diese Arbeit öffnet einen Raum, um den ästhetischen Reichtum unseres alltäglichen Umgangs mit Textilien neu zu entdecken und nachhaltiger zu gestalten.

Touching Stories

Die textile Installation „Touching Stories“ beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Textil, Haptik und Digitalität. Die entstandenen Textilien (vor allem Gestricke) erzählen von fünf weiblich gelesenen Charakteren – Ada Lovelace, Grace Hopper, Stacy Horn, Rosalind Picard und die Figur der Cyborg. Ihre Geschichten ergeben ein Abbild der komplexen Entstehungsgeschichte(n) digitaler Technologien. Die Textilien laden zum Anfassen ein – sitzend liegend stehend kann mit ihnen interagiert werden. Auf diese Weise entstehen Verknüpfungsmomente zwischen den Lebensgeschichten und unterschiedlichen haptischen und taktilen Erfahrungen. Eine VR Animation eines 3D gescannten Gestricks, die ich der Figur der Cyborg zugeordnet habe, öffnet den Raum ins Virtuelle und lässt Betrachter*innen am Übersetzungsmoment eines Textils zwischen analog und digital teilhaben.

Mittels Textil gelingt so eine historischen Kontextualisierung digitaler Technologien aus einer feministisch-kritischen Perspektive.

280+

Die Sonne als Zentrum unseres Sonnensystems ist Ausgangspunkt des „280+ THE SUNCARE PROJECT“. Es fängt die Faszination der Sonne ein, mit dem Wissen ihrer schädlichen Strahlung. UV-Strahlung ist für den Menschen gefährlich, allgegenwärtig, aber nicht sichtbar. Die modulare Tasche bietet durch eine spezielle Oberflächenbehandlung eine visuelle Indikation der aktuellen UV-Strahlung. Ein photochromer Textildruck wird durch die unsichtbaren Wellenlängen aktiviert und färbt die Tasche violett. Die Tasche agiert als Sensor, auch bei bewölktem Himmel. Sie ist ein Accessoire mit deutlicher Stellungnahme, ein Aufruf für einen bewussten Umgang mit der Sonne und ein erster Schritt, UV-Strahlung nachvollziehbar zu machen. Der integrierte QR-Code leitet die Träger*innen zum Deutschen Wetterdienst, dem UV-Index Check. Diese Funktion ermöglicht einfach tagesaktuelle UV-Werte zu prüfen und anhand der Skala auf der Innenseite des Taschengurtes geeignete Schutzmaßnahmen zu erfahren und anzuwenden.

Form Follows Figure

In jedem Chor gibt es lange Diskussionen über die Auftrittskleidung. Die meisten Chöre für klassische Musik halten sich an den traditionellen schwarzen Anzug für Männer und lange schwarze Kleidung für Frauen, wobei oft Röcke oder Kleider vorgeschrieben sind. Dieser konservative, geschlechtsspezifische Ansatz erscheint überholt, insbesondere für Chöre mit überwiegend jungen Sängern. Ziel des Projekts war es, jugendliche, zeitlose, geschlechtsneutrale und größenverstellbare Kleidung ohne petrochemische Materialien zu entwerfen, die eine individuelle Gestaltung ermöglicht und gleichzeitig ein einheitliches Erscheinungsbild bewahrt. Eine Umfrage half, die Wünsche und Bedürfnisse der Sängerinnen und Sänger zu verstehen. Die Größenanpassung ist entscheidend, um Größenschwankungen auszugleichen und die Weitergabe der Kleidung an neue Sängerinnen und Sänger zu erleichtern. Inspiriert von historischen Petticoats, sind die Hosen oben geschlitzt und werden passend gebunden. Auf diese Weise kann sich das Kleidungsstück dem Taillen- und Hüftumfang des Trägers anpassen. Das Design hat sich bereits für eine breite Palette von Körpermaßen bewährt und wird im weiteren Verlauf des Projekts an noch mehr verschiedenen Körpertypen getestet.

The Boiling Purple

Die Masterarbeit „The Boiling Purple“ beschäftigt sich mit den Gesundheitsrisiken ultravioletter Strahlung und nutzt Daten des Deutschen Wetterdienstes, um die Dringlichkeit der Sensibilisierung für dieses Thema zu unterstreichen. 

“The Boiling Purple“ ist eine Kollektion von fünf Strandtüchern, die den Einfluss der UV-Strahlung auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft untersuchen. Die Entwürfe kombinieren harmonisch Farben und Grafiken und verwenden recyceltes Nylon (Econyl) und das Material “Sunkolor”, das sich bei starker UV-Strahlung violett verfärbt. Die Integration wissenschaftlicher Daten in gewebte Textilien erhöht deren sensorischen und haptischen Wert und erweitert ihre Informationskapazität. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, wie der rasche Klimawandel neue Designlösungen für den Alltag erfordert, die die laufenden Veränderungen in der Umwelt und im Menschen unterstreichen.

COLD LAYER

Die stetige Erwärmung, als Folge des fortschreitenden Klimawandels führt dazu, dass in Europa immer häufiger Temperaturen über 40°C gemessen werden und diese in Zukunft weiter steigen. Um die menschliche Thermoregulation zu unterstützen und den Körper zu kühlen, wurden drei „Cold Layer“ für Kopf, Unterarme und Waden entwickelt. Die kühlenden Schichten sollen einer Überhitzung des Körpers bei extremen Temperaturen über 40°C entgegenwirken und sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Trägers auswirken wie Schutz vor UV-Strahlung bieten. Zur optimalen Kühlung werden die Layer mit Wasser befeuchtet. Das Textil nimmt die Feuchtigkeit im Inneren der Faser auf und verdunstet beim Tragen, in Abhängig der jeweiligen Körper-, Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Faser nimmt den vom Körper an der Hautoberfläche produzierten Schweiß und transportiert ihn optimal an die Faseroberfläche. So wird eine Verdunstungskühlung mit einer erhöhten Luftzirkulation durch das Textil geschaffen.

ManyWays

Angesichts des raschen globalen Wandels entscheiden sich immer mehr Menschen für einen flexiblen Lebensstil. Im Jahr 2023 wird es weltweit schätzungsweise 35 Millionen digitale Nomaden geben, die oft 2 bis 6 Monate an einem Ort bleiben. „ManyWays“ bietet ihnen ein modulares Rucksacksystem, das als 10-Liter- oder 24-Liter-Rucksack oder als drei separate Taschen – Laptop-Rucksack, Business-Handtasche und wandelbare Umhängetasche – an die unterschiedlichen Bedürfnisse auf Reisen angepasst werden kann. Das System bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lebensqualität und Flexibilität auf Reisen und verfügt über zwei Laptop-Fächer, die den individuellen Bedürfnissen der Nutzer gerecht werden. Das 2D-Design ermöglicht ein flaches Packen, wodurch der Platz im Gepäck optimiert und der Kunststoffverbrauch durch den Wegfall von Ersatzbeuteln reduziert wird. Die quadratischen Schnittmuster maximieren die Materialausnutzung und minimieren den Abfall. Die multifunktionale 3D-gedruckte Schnalle reduziert den Bedarf an verschiedenen Schnallen, rationalisiert die Produktion und verbessert das elegante Aussehen. „ManyWays“ zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit aus.

Die Farbe Weiß?

Das Projekt ist die gestalterische Umsetzung einer vorhergehenden Theoriearbeit, die als Enzyklopädie der Farbe Weiß behauptet, dass Weiß eben dies, eine Farbe ist, die entgegen Annahmen universeller Farbwirkung nie neutral, unbeschrieben und rein sein kann. Als Materialisierung ausgewählter Begriffe zwischen Optik, Kulturtheorie und Kognition erforschen die Gewebe inwieweit es nicht die Farbe Weiß gibt, sondern ihre Mehrfarbigkeit im Monochromen abhängig von Kontext, Raum, Licht, Tages- und Jahreszeit stets neu entworfen werden muss. Sie arbeiten mittels konkurrierender wie komplementierender Parameter von erstens Materialbeschaffenheit und Farbwirkung, zweitens Transparenz, Mehrlagigkeit und Schussdichte, drittens Bindung und Gewebestruktur sowie viertens Flächenwirkung und Rapport. In der praxisbasierten Erforschung weißer Polychromie im Gewebe werden so komplexere Interaktionen mit Farbe möglich, die als Beitrag neuer Diskurse interdisziplinärer Gestaltung wirken können.

AirPot

Laut Statista gab es 2022 allein in den USA 59,6 Millionen Wanderer*innen. Was mit dieser beliebten Aktivität einhergeht, sind die Schäden, die wir in der Natur anrichten, darunter auch menschliche Fäkalien. Die Menschen würden in der Wildnis nicht die Nummer 2 sein. Aber der Mangel an Infrastruktur und Werkzeugen zwang die Menschen dazu, es trotzdem zu tun, und zwar auf unbequeme und schädliche Weise.

„AirPot“ ist eine aufblasbare Toilette, die eine bequeme und verantwortungsbewusste Toilette für unterwegs bieten soll, sogar mitten in der Wildnis.