The Reimagination of a Teapot

Beim Gestalten von Produkten werden geschlechtsspezifische Annahmen, Normen und Werte mitgestaltet. Diesem Ansatz folgend setzt sich die Arbeit „The Reimagination of a Teapot“ sowohl theoretisch als auch praktisch gestalterisch damit auseinander, wie diese Merkmale in alltäglichen Produkten erkannt werden können. Die Teekanne wird in einem explorativen Gestaltungsprozess zu einer Projektionsfläche, um Bekanntes zu hinterfragen und alternative Szenarien zu diskutieren.
Die insgesamt 15 Teekannen haben mehrere Ausgüsse, versetzte Henkel, können nur gemeinsam oder besser alleine genutzt werden. Sie erfordern ein mutiges Ausgießen oder vorsichtiges Herantasten und sollen in der gemeinsamen Nutzung dabei unterstützen, Normen, Materialien und unser Verhalten infrage zu stellen. Diese Arbeit kann als objektähnliche Sammlung verstanden werden, um alltägliche Produkte, ihren Gebrauch und ihr Design auf eine kritisch-feministische Weise zu betrachten.

MAWUBL

Der Boden unter unseren Füßen und die darin stattfindenden Vorgänge sind für Lebewesen und Pflanzen essenziell. Dennoch findet er kaum Beachtung.
MAWUBL stellt den Boden, sowie das Leben darauf und darunter in Form eines Gartenwerkzeugsets für Kinder in den Vordergrund. Drei Prinzipien aus der Natur werden darin aufgegriffen: Die Maulwurfschaufel mit leichter Wölbung und kleinen Zacken zum Buddeln im Boden. Der Wurmgraber, der wie ein Regenwurm organisches Material von der Oberfläche unter die Erde zieht, wo es verrottet und den Boden mit Nährstoffen anreichert. Und das Gießblatt, das in gleichmäßigen, sanften Strahlen den Boden bewässert und dazu auf jeden PET-Flaschen Normverschluss anschraubbar ist.
MAWUBL vermittelt Kindern in abstrahierter Formsprache, welche Werkzeuge die Natur besitzt und regt zu einem achtsameren und nachhaltigen Umgang mit ihr an.

Talkomat

Im Rahmen der Jahresausstellung 2021 wurde beispielhaft ein Thema von FridaysForFuture aufgegriffen: Unter dem Motto „Was bleibt?!“ wird das Artensterben aufgrund von Umweltzerstörung und Klimawandel thematisiert. Menschen werden eingeladen, von ihrem Bezug zu Tieren in der freien Natur assoziativ-erzählend in ein Mikrofon zu sprechen.
Der Talkomat verarbeitet die Worte und reagiert in Echtzeit auf das Gesagte: Fotografien von Tieren, die auf der Roten Liste Deutschlands stehen und vom Aussterben bedroht sind, werden von einem Programm ausgespielt und formen sukzessive eine Collage, wenn in den Aussagen der Partizipierenden bestimmte Wörter erkannt werden. Die Bilder überlagern sich immer wieder gegenseitig – das „Verschwinden der Tiere von der Bildfläche“ wird also nur temporär aufgehoben. Die Selbstwirksamkeit, die die Menschen dabei erleben, steht symbolisch für den Beitrag, den jede*r einzelne leisten kann – sowohl zum Problem, als auch zur Lösung.

The birds and the bees

Die Vision von der grünen Stadt, aufgebaut unter Anwendung zirkulärer Baumethoden, bietet Antworten auf Fragen, denen wir heute gegenüber stehen. (Stampf-)Lehm kann als lokale und kreislauffähige Ressource bei der Umsetzung dieser Vision einen großen Beitrag leisten.
Dieses Projekt zeigt, wie vielseitig das Baumaterial ist: wie eine Art formbarer Stein bieten die Stampflehm-Module durch gestaltete Hohlräume und Oberflächen Habitate für unterschiedliche Spezies. The birds and the bees schlägt ein offenes System als Resultat von Material- und Formbauexperimenten vor. Es behandelt Themen rund um Kohabitation und Biodiversität indem es Organismen wie kleineren Tieren, Pflanzen, Pilzen etc. Lebensräume in unserer Nähe zur Verfügung stellt. Die Bausteine werden im passenden Kontext zur Grundlage für kleine Popup-Ökosysteme im städtischen und ländlichen Raum.

OHNE

Wie möchte ich in Zukunft arbeiten?
Welche Rolle spiele ich als Gestalter?
Welche Objekte möchte ich gestalten und wie kann ich Verantwortung als Gestalter übernehmen?
Der Bauernstuhl ist eine objektgewordene Antwort auf Fragen, die mich als Gestalter beschäftigen. Seit Jahrhunderten werden diese Stühle nach dem gleichen Prinzip des Keilen und Spreizen, welches keiner Schrauben noch Leim bedarf, konstruiert. Dennoch gleicht kein Stuhl dem Anderen, denn jeder ist das Resultat einer individuellen Auseinandersetzung mit dem Material Holz und dem Moment des Sitzens. Die Form ist die logische Konsequenz aus Material und Funktion.
Diese Reduktion auf das Wesentliche wird ergänzt durch die Spuren der Zeit, die ein jedes Exemplar einzigartig und lebendig werden lassen. Der Stuhl, so wie ich ihn heute präsentiere, ist somit nicht fertig, sondern wird erst durch Be- und Abnutzung zu einem wertvollen Objekt, welches Geschichten transportiert.

Album Odor

In meiner Arbeit widme ich mich der olfaktorischen Erkundung von Textilien. Im feuchten Zustand, nach dem Trocknen in der Sonne oder dem Kontakt mit Rauch verändert sich der Duft eines Textils, wobei oft vertraute Gerüche entstehen, die persönliche Erinnerungen wachrufen oder erschaffen können. Stoffe, welche sehr unterschiedlich intensiv duften können, geben über ihre Aromen eine Vielzahl von Informationen über ihre Zusammensetzung, Herstellung und jüngste Geschichte ihrer Nutzung preis. Jedes Exponat wurde kontrolliert unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt und erzählt uns in nur einem Atemzug eine Geschichte durch und über seinen spezifischen Duft. Mein gestalterischer Beitrag zu den Textilien ist unsichtbar. Ohne eine Nase, die an den Stücken riecht, ist meine Arbeit unvollständig.

GERDA

Im Rahmen der Masterthesis wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt: die partielle, thermoplastische Verdichtung von PET-Vlies. Die verdichteten Bereiche des PET-Vlies dienen dabei der Stabilität, die unverdichteten Bereiche bleiben maximal flexibel und erhöhen die schon vorhandene akustische Wirksamkeit um weitere Bereiche.

In der Anwendung entstand dabei GERDA – ein leichter, robuster und vielseitig einsetzbarer Paravent. Ob im Büro oder bei der Arbeit zu Hause kann so schnell und flexibel eine akustisch hochwirksame Zonierung geschaffen werden. Neben der visuellen Abgrenzung und der akustischen Wirkung dient der Paravent bei Videokonferenzen als neutraler Hintergrund. Nach getaner Arbeit kann GERDA, ähnlich einer Yoga-Matte, zusammengerollt und verstaut werden. Das entwickelte Verfahren ist die Grundlage dieser Arbeit, der Paravent lediglich eine Anwendungsmöglichkeit unter vielen weiteren denkbaren.

Artifacts of Possible Futures

Durch die Etablierung ineffizienter Monokulturen in der Landwirtschaft, die Minimierung von Lebensräumen, den Ausstoß von Giftstoffen und die Aufrechterhaltung kapitalistischer Systeme, die egoistisches Verhalten belohnen, bewegen wir uns derzeit immer weiter auf die Zerstörung unseres eigenen Lebensraums und der für uns lebenswichtigen Artenvielfalt des Planeten zu. Vor diesem Hintergrund ist es von größter Bedeutung, Wege zu finden und Denkblockaden zu überwinden, um neue Realitäten vorstellbar werden zu lassen. Im Jahr 1972 veröffentlichte der Club of Rome erstmals einen Bericht über den Zustand der Menschheit, “Die Grenzen des Wachstums”. Darin wurden drei mögliche Zukunftsszenarien berechnet: das Business-as-usual-Szenario, das Comprehensive-Technology-Szenario und das Stabilized-World-Szenario. Diese möglichen Szenarien wurden in der Masterarbeit „Artifacts of possible Futures“ anhand von drei als Hörbücher aufgenommenen Kurzgeschichten dargestellt, die im Jahr 2038 angesiedelt sind. In allen Szenarien kommt es zu massiven gesellschaftlichen Veränderungen, die jedoch eine völlig unterschiedliche Gestalt annehmen. Durch die Manifestation diegetischer Prototypen aus diesen Geschichten wird die Grenze zwischen Realem und Fiktionalem überschritten. Das Aufzeigen möglicher Zukunftsszenarien öffnet den Raum für Diskussionen und ermöglicht neue Perspektiven auf Herausforderungen der Gegenwart und der Welt, in der wir leben oder nicht leben wollen.

Porzellan und seine Veredelungen/ Finishing touches on Porcelain

Von einer experimentellen Auseinandersetzung bestimmt, beschäftigt sich diese Studie mit Überlagerungen und Wechselwirkungen von farbigen Veredelungsschichten. Durch die Kombination verschiedener Techniken wurden vorhersagbare, aber auch unerwartete Effekte erzeugt und diese katalogisiert in einer „Dekorbibliothek“ festgehalten.
Besonderes Augenmerk lag darauf, welche Farbmischungen, Wirkungen, Verläufe, Brillanz, Tiefe und Farbnuancen durch die Überlagerung und wechselseitige Beeinflussung hervorgerufen werden. Die Materialästhetik, die eng mit dem einzigartigen Herstellungsprozess verknüpft ist, wird so in den Mittelpunkt gerückt.
Ein wachsendes Repertoire an Kombinationstechniken kann erschlossen werden, um die gefundenen Effekte später gezielt einsetzen zu können. Diese könnte eine wichtige Ressource bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der keramischen Gestaltung darstellen.

material kin

Das Projekt material kin stellt eine experimentelle Materialstudie im Bereich der Textilveredelung dar. Ansatz war es dabei recyclingfähige, cellulosische Textilien nicht mit gängigen Veredelungsprodukten zu bearbeiten, sondern mit einer cellulosischen Lösung zu behandeln. Alttextilien bilden eine wichtige Zellstoffquelle der Zukunft, welche Wälder und Anbauflächen entlastet. Textilveredelungsprozesse können ein späteres Recycling jedoch erschweren. Das Ausloten der Verwendung von cellulosischen Lösungen in Verfahren wie Textildruck und Beschichtung, bietet die Möglichkeit des Erhalts einer Materialreinheit. Alle Resultate wurden mit dieser bedruckt, verklebt oder beschichtet, weisen unterschiedlichste Eigenschaften auf und sind dennoch Komposite innerhalb derselben Materialfamilie. Die so bearbeiteten Stoffe könnten später wieder in Lösung gebracht und zu neuen Fasern verarbeitet werden.