This is Not my Chair

In Deutschland wandern jedes Jahr 1,7 Millionen Tonnen Altmöbel auf den Müll. Die großen Mengen an Altmöbeln führten mich zu der Fragestellung, ob durch neue Geschäftsmodelle in der Möbelindustrie ein neues Nutzer*innenverhalten erreicht werden kann, das zu einer langfristigen Nutzung und so zu weniger Altmöbeln führt. Die Masterarbeit setzt sich mit den Herausforderungen und Potenzialen auseinander, die durch zirkuläre Nutzungsmodelle für Möbel in der Entwurfspraxis entstehen.

Auf der Grundlage von Recherchen, Gesprächen mit Expert*innen und gestalterischen Auseinandersetzungen ist ein neues Nutzungskonzept für Objekt- und Gastronomiemobiliar entstanden. Der eigentliche Entwurf eines modularen und jederzeit anpassbaren Möbelsystems fußt auf diesem Konzept, und berücksichtigt Anforderungen, die an eine zirkuläre Nutzung und eine Kreislaufwirtschaft gestellt werden. Drei Prototypen verdeutlichen die Anwendung.

NEO-SHIBORI

Grenzen sind überall zu finden – vom Zellkern bis zur Atmosphäre; sie existieren zwischen Ländern, Kulturen und Menschen. In meiner Auseinandersetzung mit dem Begriff der Grenze erarbeitete ich Aspekte, die diesem Konzept innewohnen. Grenzen sind nie absolut, sondern wandelbar und fluide, da sie von Menschen gemacht und stets eine Frage der Perspektive sind. Dies manifestiert sich in meiner Stoffkollektion „NEO-SHIBORI“, die die traditionelle japanische Shibori-Technik auf neue Weise interpretiert. Mein Appell ist es, eigene Grenzen zu hinterfragen und zu überschreiten.

Lana

Bergschafwolle ist eine Ressource, die in Europa in den letzten Jahrzehnten an Wert verloren hat. Vor allem in Bergregionen wie Südtirol, wo die Schafhaltung stark in lokalen Traditionen verwurzelt ist, fallen große Mengen an Wolle an, die zu schwer zu entsorgendem Abfall werden und die Kosten der Landwirte erhöhen. 

Das Projekt „Lana“ untersucht experimentell die Möglichkeiten einer innovativen Verwendung von Wollabfällen aus der Vorproduktion für die Fabrikation von Verbundwerkstoffen auf Myzel-Basis, die für Anwendungen in der Architektur geeignet sind.

Ergebnisse der material-basierten Designforschung sind Materialprototypen, ein experimentelles Material- und Technologie-Set-Up sowie Demonstrationen der Anwendungsmöglichkeiten. Darüber hinaus wurde die Machbarkeit durch die Konzeption eines Synergienetzwerks zwischen lokalen Unternehmen veranschaulicht, das auf einer sicheren und effizienten Kreislaufnutzung lokaler Ressourcen basiert.

Küchenchaos

Das Gesellschaftsspiel „Küchenchaos“ behandelt das Thema Lebensmittelverschwendung und setzt sich spielerisch damit auseinander. Mit entsprechenden Zutaten wird nach Rezepten gekocht, die in einer Küche einsortiert und gesammelt werden. Das Spiel vermittelt Alltagskompetenzen für das richtige Verhalten im Haushalt. Darunter fallen das richtige Lagern der Lebensmittel, der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen und der Verbrauch der eingekauften Nahrungsmittel.

Pick and Mix

Das Farbarchiv Pick and Mix zeigt, welches gestalterische Potenzial in Naturfarbstoffextrakten auf Zellulose-basierten Regeneratfasern steckt.
Durch Experimente und Versuchsreihen wurde dafür der Beiz und Färbeprozess auf die Ansprüche der jeweiligen Färbemittel angepasst. Mit nur vier Farbstoffen aus Reseda, Blauholz, Cochenille und Krapp entstanden Farbmischungen, welche sich abseits der bekannten Farb-Narrative von Naturfarbstoffen bewegen, um so die Verwendung dieser für viele Gestalter*innen interessanter zu machen.
Die Präsentation in Form von Sammelkarten ermöglicht es, für jeden Farbton Prognosen zu Echtheiten sowie Beschreibungen von Beizprozess, Färbevorgang und Nachbehandlung weiterzugeben. Des weiteren kann die Form zu einem spielerischen Umgang und damit zu einer leichten Annäherung an ein komplexes Thema einladen.
Sechs gewebte Stücke ergänzen das Archiv und können als Untersuchung von Farbmischungen verstanden werden.

Out Of Touch

Soziale Berührung ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Zusammenlebens. Manchmal jedoch werden wohltuende, angenehme Berührungen zur Ausnahme, sei es aus sozialen, kulturellen, persönlichen oder gesundheitlichen Gründen. Wie können wir mit Situationen umgehen, in denen der Hautkontakt mit einem anderen Menschen zum knappen Gut wird und nicht nur unser seelisches, sondern auch unser körperliches Wohlbefinden einschränkt?

Das Ergebnis ist eine dreiteilige Serie von Bürsten. Die verschiedenen Borstenkombinationen aus natürlichen Materialien bieten unterschiedliche Empfindungsintensitäten und helfen jede*m, der*die in einer berührungsarmen Zeit kurzfristig etwas Abhilfe braucht. Das sanfte Streicheln der Borsten soll das Körpergefühl unterstützen und das geistige und körperliche Wohlbefinden durch angenehme Selbstberührung fördern, es so zelebrieren und in den Fokus rücken.

Wie Lachse in die Bäume wandern / How salmon walk into the trees

Seit jeher funktioniert die Natur auf unserem Planeten in geschlossenen Kreisen. Auch Lachse und Bäume stehen in einer solchen nachhaltigen Verbindung. Auf ihrer Wanderung aus dem Meer zu den Laichgründen transportieren Lachse wichtige Nährstoffe aus den Weltmeeren bis weit ins Festland hinein. Die Wanderung, über die Flüsse, durch die Mägen ihrer Fressfeinde, durch den Boden und die Wurzeln der Pflanzen in die Bäume ist essentieller Bestandteil des Stickstoffkreislaufs großer Wälder.
Die Kollektion “Wie Lachse in die Bäume wandern” greift diesen natürlichen Kreislauf nicht nur optisch auf. Die mit Naturfarben veredelten Textilien aus dem Monomaterial Schafwolle können zu 100% recycelt werden. Zudem kann sich die Verbindung von biologischen Färbedrogen und Horn vollständig und in natürlicher Weise zersetzen, wenn die textile Kollektion in die Umwelt zurückgeführt wird. So wandern eines Tages nicht nur Lachse, sondern auch Textilien in die Bäume.

Design for Disability

Die Nutzungsfreundlichkeit von abgepackten Lebensmitteln lässt oft zu wünschen übrig – kleine, schlecht greifbare Laschen oder festsitzende Deckel erschweren die Handhabung besonders für Menschen mit Behinderungen und körperlichen Einschränkungen.
In meiner Masterarbeit habe ich mich mit verschiedenen Accessible Design-Konzepten auseinandergesetzt und eine Lebensmittelverpackung gestaltet, die sich einfacher und sicherer öffnen lässt:
„i-si“ ist ein Konzept für eine flache Schalenverpackung für Lebensmittel im Kühlregal. Durch einen hervorstehenden Fuß an der Schale und die erweiterte Lasche der Deckfolie lässt sich die Verpackung auch mit mangelnder Kraft in den Fingern oder sogar einhändig mühelos öffnen. Der Fuß ist mit einer Beschriftung in Brailleschrift versehen, um sehbehinderten Menschen ebenso die Nutzung zu erleichtern. Die „i-si“-Schalenverpackung besteht aus thermisch formbarem Papier mit einer Barriereschicht und lässt sich über das Altpapierrecycling entsorgen.

Co-Creating with a Robotic Arm

In der Masterthesis wurde die Verwendung von digitalen Fertigungstechnik in der Keramik an der Schnittstelle von Handwerk und Design untersucht. In einem iterativen Arbeitsprozess wurde nach originären und sinnvollen Einsatzmöglichkeiten der neuen Technologien geforscht.. Entstanden ist ein System, das es möglich macht mit Hilfe eines kollaborativen Roboters asymmetrische Gipsobjekte an einer Drehscheibe herzustellen. Dabei werden die digitalen Werkzeuge nicht nur zum Fertigen eines Entwurfs genutzt, sondern sind Teil des gesamten Design-Prozesses. Die Auseinandersetzung mit dem Handwerk, seiner Relevanz und Erhaltung war dabei Teil meiner Masterthesis. Aufgrund dessen wurde in einem weiteren Schritt das digitale Verfahren mit dem einer Handwerkerin verglichen um meine Ergebnisse zu hinterfragen und die Thematik zu vertiefen.
Das Projekt begreift sich nicht als Lösung, sondern als Möglichkeit, wie Handwerk und digitale Fabrikationsverfahren sich gegenseitig bereichern können.

Common Glyphs

Das Konzept “Common Glyphs” erforscht das performative Potenzial von Bildgebäck als Methode zur Verinnerlichung unserer Umwelt, ihrer Symbole und dringlicher Themen durch metabolisches Lernen. Die Kulturtechnik und die Werkzeuge wurden aktualisiert. In Anlehnung an die traditionelle Praxis liegt der Schwerpunkt auf dem Backprozess und den Gebäckmodeln selbst, als Strategie zur Ermächtigung. Im Fokus steht das Verinnerlichen verschiedener Themen: Was haben wir derzeit zu verdauen? Wie können wir einen Dialog darüber führen? Die Kekse bieten keine Lösung, sie sollen vielmehr rituelle Medien und stellvertretend für einen Austausch über diese Frage, ihre Bedeutung und ihren Sinn sein. Das gemeinsame Backen, Essen und Verdauen regt somit zum Nachdenken und zum Gespräch an.