MIC

Florian Neubacher

Oktober / October - 2019

Folkwang Universität der Künste Essen

Bachelor of Arts

Kurzbeschreibung

Made in China, der Titel meiner Abschlussarbeit, befasst sich mit dem Ablauf der Gestaltung eines Stuhls und der Kontaktaufnahme mit chinesischen Produktionsstätten mit dem Ziel diesen in ein Produktportfolio zu platzieren. Dafür wurde MIC gestaltet, ein. Ein Monobloc-Stuhl der als Instrument dient um hinter die Kulissen der Massenproduktion von Konsumgütern zu blicken.

Was ist das Thema?

Im Alltag scheinen Produkte einfach zu sein: Sie werden gekauft, dienen einem Zweck und wenn sie nicht mehr nützlich sind, werden sie weggeworfen. Die Wahrheit ist, dass die meisten Menschen von Produkten umgeben sind, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo und wie diese hergestellt werden. Der*die Durchschnittskonsument*in kauft keine Designer-Produkte, sondern erwirbt seine*ihre Produkte in Einrichtungsdiscountern. Die angebotenen Produkte in Möbeldiscountern überzeugen weniger über ihre Gestaltung, sondern in erster Linie mit ihrem Preis. Das Thema wird anhand eines typischen Massenproduktes, wenn nicht dem Archetypen der Massenproduktion behandelt: Dem Monobloc. Ein Objekt, an dem sich Fragen und Widersprüche der Konsumgesellschaft manifestieren und der Inbegriff eines erschwinglichen Möbels, sollte das Werkzeug sein, um herauszufinden wie Produkte für Möbeldiscounter gestaltet werden und welche Anforderungen sie erfüllen müssen.

Warum sieht es so aus?

Bei der Gestaltung wurden in erste Linie die Produktionsanforderungen an einen Monobloc berücksichtigt. Aufgrund seines Herstellungsverfahren muss der Stuhl entformbar sein, aber auch stabil, langlebig und stapelbar, um auf dem Markt konkurrieren zu können. Insbesondere hat auch der spätere Versand der Waren in Containern einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gestaltung. Stapelhöhe, Größe und Volumen des Stuhls sind hier entscheidend. Zusätzlich zu diesen Anforderungen sind Seiten und Rückenlehne so gestaltet, dass sie einen Teil des Sitzes zeigen. Die geschlossene Form der Sitzschale, Arm- und Rückenlehne war eine gestalterische Entscheidung, um dem Stuhl eine formale Eigenständigkeit zu geben.

Was ist das Besondere?

Das besondere, ist in dieser Arbeit nicht das Produkt selbst, sondern die Herangehensweise. Dabei wählte ich bewusst diese, welche sich ein Designer nicht unbedingt vorstellt: Den gestalteten Stuhl nicht einer renommierten Möbelmarke vorzuschlagen sondern einer chinesischen Produktionsfirma, sodass der gestaltete Monobloc in deren Produkt-Portfolio aufgenommen wird. Dabei wollte ich folgende fragen beantworten: Unter welchen Gesetzmäßigkeiten und Abhängigkeitsverhältnissen, werden Möbel bei Discountern gestaltet? Wo kommen diese Möbel her? Wie ist es möglich das Möbel dort zu so günstigen Preisen angeboten werden? Wer ist für die Gestaltung oder den Einkauf von Produkten in Discountern verantwortlich? Im Ergebnis steht bei dieser Arbeit zwar ein konkretes Produkt, aber dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Es ging in dieser Arbeit nur sekundär um das Produkt an sich und primär um die Erforschung eines speziellen Kontext fernab der Designwelt. Einen Kontext, in dem es nicht um die Gestaltung von Produkten geht und auch niemand die Produktion von Konsumgütern in frage stellt. Diese aber auch bewusst nicht kommuniziert werden.

Was ist neu?

Der Stuhl als solches ist nicht neu, was aber auch von vorne herein nicht das Ziel der Arbeit war. Neu ist die Idee ein Produkt zu gestalten und diesen Entwurf noch während des Semesters an fremde Unternehmen zu versenden und ihm der offenen Kritik auszusetzen, ob positiv oder negativ. Das Ziel war kein Konzept, sondern ein Produkt welches von einer Produktionsfirma real umgesetzt werden könnte. Dafür musste ich einen anderen Blickwinkel einnehmen, der im Studium eher weniger von Bedeutung ist. Dabei musste ich mir klar machen, dass gestalterische Entscheidungen nicht nur das Produkt selbst formal verändern, sondern auch dessen Stückpreis, was vor allem wichtig für einen mögliche Serienproduktion von Bedeutung ist. Wie zum Beispiel die der geschlossenen Form der Sitzschale, Rücken- und Armlehne, hatte im Nachhinein mehrere Folgen. Die Materialmenge des Kunststoff erhöhte sich, die Standzeit in der Form verlängert sich, die Stückzahlen in der Produktion innerhalb einer Stunde werden weniger, der Stuhl wird schwerer und im letzten Schritt steigt dadurch der Preis pro Einheit des Stuhls. Die ästhetische, sowie stilistische Qualität und Langlebigkeit treten als Differenzkriterien in den Hintergrund. Diese Priorität wird vor allem in der folgenden Antwort einer chinesische Produktionsstätte auf meinen Design Vorschlag deutlich: “Normally Consumers choose plastic furniture because they are cheap and colorful, we´re worring about the sales of products”.