KOKON

Tobias Trautmann

Mai / May - 2020

Weißensee Kunsthochschule Berlin

Master of Arts

Kurzbeschreibung

Die Ruhe-Zone ist ein ausgewiesener Bereich in einem Wagen der Regionalbahn, der den Pendelnden hilft, ihre Pendelzeiten effektiv zum powernappen zu nutzen.

Was ist das Thema?

Wer mit der Regionalbahn pendelt, verbringt viel Zeit im Zug. Diese Zeit können die Pendelnden nur schwer für powernapping nutzen: Es fehlt an Bequemlichkeit und die Privatsphäre ist knapp. Häufig ist der Zug zu hell und der Geräuschpegel zu hoch.

Warum sieht es so aus?

Die übliche Sitzkonstellation aus Zweier- und Vierersitzplätzen ist aufgelöst. Für mehr Beinfreiheit und Privatsphäre gibt es ausschließlich Einzelsitzplätze mit dem Blick zum Fenster. Die Sitzplätze haben eine niedrige Sitzhöhe. Niedriges Sitzen soll dabei helfen, schneller abzuschalten. Darüber hinaus kann niedriges Sitzen, vor allem für Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz viel auf einem Bürostuhl sitzen, eine Abwechslung bieten. Von der Zugdecke hängt ein elastisches Textil und verbindet sich mit dem Sitz. Beim Sitzen werden die Pendelnden wie von einem Kokon umgeben. Das Textil bietet umfangreichen Sichtschutz und dient als flexible Rückenlehne. Das Textil kann einen straffen und einen angepassten Zustand haben. Am Sitzflächenbereich soll sich das Textil spannen und aufrichten, wenn niemand sitzt. Ein Kokon wirkt dadurch aufgeräumt, wodurch es einfacher wird, einen freien oder besetzten Kokon zu identifizieren. Zudem wird der Dreck durch das gespannte Textil aus dem Sitzflächenbereich des Kokons hinausbefördert. Das Textil wird wie ein Socken über das Sitzkissen gestülpt und dann verankert. Dadurch soll das Textil für regelmäßige Reinigungen einfach und schnell gewechselt werden können. Damit die Reinigung des Bodens vereinfacht wird, reichen die Haltestangen nicht bis zum Boden. Die Haltestangen schützen vor Berührungen von anderen Pendelnden und bieten beim Aufstehen und Durchgang Halt. Die Haltestangen wurden wie Haken gestaltet. Somit wirkt der Durchgang breiter und eine Anbindemöglichkeit für das Textil wird gewährleistet. Durch eine offene Abtrennung kann die Ruhe-Zone lautlos betreten werden. Die Geräusche werden durch ein Antischallsystem reduziert. In der Ruhe-Zone wird gebeten, sich rücksichtsvoll und leise zu verhalten. Es wird empfohlen, nichts tun zu trainieren. Die großen Fenster sollen den Innenraum von Sonnenlicht natürlich beleuchten lassen. Zudem sollen sie den Pendelnden ein großes Sichtfeld bieten. Der Blick nach draußen kann beim Abschalten helfen. Um die Sonneneinstrahlung im Bereich der Ruhe-Zone zu reduzieren, wurden die Fenster getönt. Die Ruhe-Zone wird nur sanft beleuchtet, damit die Pendelnden schneller abschalten und effektiver regenerieren können. Der Bag Saver soll Angst vor dem Verlust von Gegenständen nehmen, indem er Möglichkeiten bietet, Taschen zu befestigen. Durch eine App kann ein Kokon reserviert werden. Fahrscheinkontrollen können durch die Reservierungsnummern vermieden werden. Über die App sollen Nutzerinnen und Nutzer einen Wecker ein- und ausschalten können. Das Handy soll dann vor der Ausstiegsstation vibrieren. Die einzelnen Kokons in der Ruhe-Zone sind modular und können durch individuelle Decken-Anbindungen auch in anderen Zugtypen realisiert werden.

Was ist das Besondere?

Das Textil ermöglicht einen umfangreichen Sichtschutz und passt sich an verschiedene Körpergrößen und Körperhaltungen an. Die Möglichkeit in verschiedenen Körperhaltungen zu sitzen, soll helfen, individuelle Körperhaltungen zu finden, in denen am besten entspannt und abgeschaltet werden kann. Die Gestaltung einer separaten Zone unterstützt den Verhaltenskodex, in dem sich rücksichtsvoll und leise verhalten werden soll.

Was ist neu?

Im Vergleich zur Powernapping Area im DB Regio-Ideenzug wurde dieses Konzept als ganzer Bereich gestaltet. Die Ruhe-Zone hat eine höhere Personenkapazität, mehr Privatsphäre und ermöglicht schneller Platz zu nehmen.