Objects for Voters
Kurzbeschreibung
Wer in Hamburg wählt, wirft seinen Wahlzettel in eine vom Landeswahlamt umfunktionierte Mülltonne. Gleichzeitig warb die Hamburger Bürgerschaft mit dem Slogan „Wirf deine Stimme nicht weg!“ für eine höhere Wahlbeteiligung. Dieser Widerspruch diente als Ausgangspunkt für das Redesign der Wahlurne, der Wahlkabine und des Wahltisches im Austausch mit dem Landeswahlamt.
Was ist das Thema?
Die Intervention untersucht situativ und spekulativ die Konstellation der beteiligten Akteure und sensibilisiert das Landeswahlamt für die Potentiale und die Gefahren ihres Handelns. Die Intervention reflektiert dabei die These des Kultursoziologen Andreas Reckwitz, der in der gegenwärtigen Ästhetisierung der Gesellschaft eine Reaktion auf die Affektreduktion der organisierten Moderne erkennt. Die Affektreduktion verursachte nach Reckwitz einen Motivationsmangel sich an den rationalen Institutionen – in diesem Fall an der Wahl – zu beteiligen. Die performative Politik in der Hamburger Bürgerschaft und das scheinbar affektlose, zweckrationale Handeln des Landeswahlamtes repräsentieren dabei die sich gegenüberstehenden Handlungsmodi.
Warum sieht es so aus?
Das Ziel meines redesigns ist, die gestalterischen Fragestellungen in die entscheidende Institution zu tragen und dort eine Reaktion zu provozieren. Dafür habe ich die für die Wahl notwendigen Objekte ästhetisch und affektiv aufgeladen, hochglänzend lackiert oder mit auffälligen Formen versehen. Für die Gestaltung gibt es dabei rechtliche Vorgaben, die deutsche Bundeswahlordnung beschreibt drei Objekte sehr konkret: §50 Wahlkabinen, §51 Wahlurnen, §52 Wahltisch. Jede politische Partei hat zudem eine eigene Farbe. Die Objekte sind innerhalb der rechtlichen Vorgaben gestaltet und aus Gründen der Neutralität nur in schwarz, weiß und dem natürlichen Holzton gehalten.
Was ist das Besondere?
Mit dem Projekt möchte ich eine Brücke zwischen klassischer Produktgestaltung und dem Wunsch, als Gestalter politisch wirksam zu sein, schlagen. Mit dem Verständnis von Design als Intervention zeige ich einen Weg auf, wie Designer gesellschaftlich relevante Fragestellungen auf die öffentliche Agenda setzen und in die relevanten Institutionen tragen können. Design ist hier auch immer Mittel zur Kommunikation, durch spekulative Zuspitzungen können inhärente Prozesse, Ordnungen und Strategien offengelegt werden.
Was ist neu?
Neu ist der konkrete anwendungsbezogene Einsatz von spekulativen Design. Das Projekt zeigt, wie spekulatives Design in Institutionen wirksam werden statt bloß Versprechen für die Zukunft zu machen. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur Diskussion der gesellschaftlichen Wirksamkeit von Design.