Gestaltung als Querschnittsdisziplin – Nachhaltige Materialien in der Objektgestaltung

Die Arbeit „Gestaltung als Querschnittsdisziplin“ beschäftigt sich mit der Untersuchung und Entwicklung von neuen Anwendungsmöglichkeiten für das nachhaltige Material von eco-softfibre. Bei dem aus abgehobelten Lederfalzspänen hergestellten Material handelt es sich um einen schadstofffreien und kreislauffähigen Weichschaumstoff. Ziel ist es, das Material hinsichtlich seiner materiellen Eigenschaften und seiner Nutzbarkeit zu verbessern. Die Arbeit fungiert als Testlauf für ein Berufsfeld, das sich auf die Entwicklung und Optimierung nachhaltiger Materialien und Anwendungsformen konzentriert. In enger Zusammenarbeit mit eco-softfibre wurden neue Verbindungsmöglichkeiten, Verwendungsmöglichkeiten und Oberflächengestaltungen entwickelt, die den physikalischen Anforderungen des Materials entsprechen. Die Arbeit zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Designer*innen und Materialhersteller*innen innovative Lösungen für nachhaltige Produkte hervorbringen kann.

Integration in der Gemeinschaftsküche

Aus vielen Statistiken geht hervor, dass die Weltbevölkerung weiter wächst. In den Großstädten ist dieses Phänomen besonders stark zu spüren. In den letzten Jahrzehnten hat der Wohnungsbau auf die Nachfrage nach Wohnraum mit einer zunehmenden Verkleinerung der Wohnungen reagiert. Dies führt oft dazu, dass sich die Bewohner*innen in ihre „Höhle“ einschließen und das soziale Leben vernachlässigen. Hier können Wohnformen für mehrere Haushalte Abhilfe bringen, die Gemeinschaftsbereiche enthalten, den Dialog untereinander und die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe fördern. Diese werden co-Housing oder co-Living genannt. 

Das Projekt basiert auf einer Gemeinschaftsküche. Dabei werden alle vorhandenen Objekte mit dem Ziel identifiziert und bewertet, die Küche auf eine neue Art wahrzunehmen. Auf dieser Grundlage sollen die Utensilien ein Gefühl der Einheit, des Teilens und der Einbeziehung vermitteln.

Incube

Jedes zehnte Kind ist eine Frühgeburt. Durch ihre Unreife benötigen die Frühchen eine intensive Betreuung, was in Notfallsituationen schwierig werden kan. 

Hier setzt der „Incube“ an. Er wurde speziell für den Einsatz von Evakuierungen entwickelt und darauf ausgelegt, Frühgeborene am Leben zu erhalten und ihren Transport zu ermöglichen. Dafür sorgen lebenserhaltende Systeme, die das Kind mit Sauerstoff und Wärme versorgen. Durch die handliche Größe und das niedrige Gewicht des Incube, wird nur eine Person für den Transport benötigt. Bei Nichtnutzung kann die Acrylhaube über den Inkubatorboden gelegt werden, wodurch die Gesamtgröße um etwa die Hälfte reduziert wird. Durch seine kompakte Form ist der Incube nicht nur besonders platzsparend, er kann auch leicht gestapelt und gut verstaut werden. 

Der Incube ist vielseitig und effizient einsetzbar, was ihn zu einem wichtigen Werkzeug in Notfallsituationen macht. Durch seine besonderen Eigenschaften kann er dazu beitragen, das Leben von Frühgeborenen zu retten.

Totalface NIV-Mask

Während Patient*innen zu Beginn der modernen Medizin eher selten beatmet wurden, gehört künstliche Beatmung heute zu den wesentlichen Therapiemethoden im Krankenhausalltag und hat besonders in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. NIV-Masken stellen die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine bei der nicht-invasiven Beatmung dar. In einem streng reguliertem Bereich wie der Medizintechnik, sind Entwicklungszeiträume oft lang und vor allem von technischen Anforderungen geprägt. Design als emphatische und auf den Menschen bezogene Profession kann der Entwicklung hier einen zentralen Mehrwert hinzufügen. 

Davon geleitet, lag der Projektfokus – neben den technischen Anforderungen und einer effizienten Patient*innenversorgung – auf einer intuitiven Handhabung durch die Anwender*innen und dem Wohlbefinden der Patient*innen. Um ein hohes Maß an Komfort bei gleichzeitig effektiver Therapie zu gewährleisten, wurde im Besonderen auf die Ergonomie verschiedener Gesichtstypen geachtet.

Hadern 2.0

„Hadern 2.0“ ist ein textilbasiertes Materialforschungsprojekt, dessen Ausgangspunkt die textilen Nebenerzeugnisse aus der Produktion von Woll- und Baumwollprodukten sind. Viele dieser Materialien können bisher (etwa aufgrund von Materialmischungen oder nicht ausrreichender Länge der Fasern) nicht recycelt bzw. industriell verwertet werden. Durch die Kombination von Materialien und die Anwendung technologischer Verfahren werden in dieser Arbeit aus den potenziellen Rohstoffen kreislauffähige Verbundmaterialien entwickelt. 

Der so gewonnene faserbasierte Verbundstoff kann sowohl zu leichtem Plattenmaterial, als auch zu vielfältigen Formen verpresst werden. Um das Material im Anwendungskontext zu zeigen, wurden im Anschluss an die Versuchsreihe aus den entwickelten Werkstoffen Lampenschirme gestaltet. 

In Zusammenarbeit mit einem Institut für Kunststofftechnik wurde parallel ein faserverstärkter Kompositkunststoff auf Basis von Bio-Polyamid in Kombination mit den Baumwollfasern aus den Abfallströmen entwickelt.

Natürliche Ordnung

Wer ist für die Bewältigung des Haushalts zuständig? Wer kümmert sich um wen? Welche Wertschätzung bringen wir im Alltag bestimmten Handlungen und Produkten entgegen? Welche Rolle spielt Gestaltung dabei? Und was hat das alles mit Geschlecht zu tun?

Während Geschlechternormen gesellschaftlich neu verhandelt werden und antiquierte Rollenbilder an Bedeutung verlieren, reproduziert die Produktgestaltung weiterhin Stereotype. Das Projekt hinterfragt die Hierarchie der Objekte, und eine gegenderte Produktsprache. 

„Natürliche Ordnung“ hinterfragt Gender-Codes in der Gestaltung im Kontext archetypischer Haushaltsobjekte. Durch das Spiel mit geschlechterkodierter Produktsprache wird der Auftritt von Bügeleisen, Kehrbesen und Wasserkaraffe neu inszeniert. Durch einen explorativen Gestaltungsprozess sind drei kritische Designobjekte entstanden, die Gewohnheiten, Arbeits- und Rollenaufteilungen hinterfragen.

Inklusive Produktgestaltung

Wie können Produkte inklusiver gestaltet – und die Wahrnehmung von Diversität positiv durch Gestaltung beeinflusst werden? Zur Klärung dieser Frage wird erkundet, wie Exklusion in Produktgestaltung entstehen kann. Das Resultat wird in einem „inclusive design Glossar“ sowie in einer Matrix zur Entwurfsüberprüfung festgehalten. Damit soll das eigene gestalterische Handeln reflektiert, aber auch andere Designer*innen inspiriert werden. Die abgeleiteten Gestaltungsansätze werden auf den Entwurf einer elektrischen Zahnbürste angewendet.

Toxic Legacies

Recycling als Konzept ist als nachhaltiger Ansatz zur Abfallbekämpfung inzwischen recht beliebt und wird schnell als potenzielle Lösung für die eskalierende Umweltkrise angesehen. Allerdings sind nicht alle Recyclingpraktiken – insbesondere, wenn es um Kunststoff geht – unbedingt umweltfreundlich. In vielen Fällen handelt es sich bei den Behauptungen über die Wiederverwertbarkeit lediglich um „Greenwashing“, eine Marketingstrategie, mit der sich Unternehmen als umweltbewusst positionieren, ohne ihre Produktionsverfahren tatsächlich zu verändern. 

Ziel meines Master-Projekts „Toxic Legacies“ ist es, größere Transparenz hinsichtlich bestimmter Formen von Greenwashing herzustellen. Die abschließende Produktlinie und Kampagne „re:cig“ wirbt mit Humor und auf ironische Weise für die Wiederverwendung weggeworfener Zigarettenstummel, um das Bewusstsein für die Auswirkungen zu schärfen, die das auf Verbraucher*innen und Umwelt haben kann.

Aus der Asche

Die Masterarbeit widmet sich der Untersuchung von Ascheglasuren, die auf der Basis von Reststoffen aus Biomasse-Kraftwerken hergestellt werden. In einer umfassenden Materialstudie werden neue Wege für den Einsatz von Sekundärmaterialien in der Keramik aufgezeigt. 

In den Glasuren werden Spuren der Natur und des Menschen sichtbar gemacht, die Pflanzen während ihres Wachstumszyklus und der Weiterverarbeitung in einem Produktzyklus aufgenommen haben. Jede Glasur erzählt eine individuelle Geschichte über die Herkunft der Pflanze und ihre Verflechtung mit den sie umgebenden Systemen.

mono

Das physische Musikalbum mit Tonträger, Booklet und Verpackung in eigenständigem Corporate-Design war über Jahrzehnte ein zentrales Produkt auf dem Musikmarkt und ein Standardcontainer für Musikveröffentlichungen. Die Rezeption von Alben basierte nicht allein auf der Wiedergabe der Musikstücke, sondern auf einem ganzheitlichen und visuell ausgearbeiteten Produkt, das verschiedene Ebenen künstlerischen Ausdrucks bot. Heute besitzen Rezipienten kaum noch Abspielgeräte für physische Musikmedien. Wenn überhaupt, werden diese oft als Fanartikel verkauft und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nie zugeführt. Ein neu entwickeltes – digitales oder physisches – Produkt wäre hier, auch aus ökologischer Sicht, eine sinnvolle Entwicklung.

Das Device-Konzept „mono“ soll es Musikhörer*innen und -fans ermöglichen, Musik wieder ganzheitlich und auf einer haptischen Ebene zu erleben. Gleichzeitig wird die im Verschwinden begriffene Kultur des Musikauflegens in eine zukunftsfähige Form gebracht.

http://henningoskamp.de/mono/ 

pw: pesto