artikel.drei

Das Sichtbarwerden der Menstruation – und allein das Sprechen darüber –, sind oft mit Scham behaftet. Darüber aufzuklären ist schwierig und in der öffentlichen sanitären Infrastruktur finden menstruale Bedürfnisse kaum Beachtung. Das kostenlose Bereitstellen von sanitären Verbrauchsgütern ist verpflichtend, auf Menstruationsartikel trifft dies jedoch nicht zu. Körperflüssigkeiten erfahren somit von staatlicher Seite noch keine Gleichstellung in Deutschland. 

Das Projekt „artikel.drei“ erinnert an das Versprechen des Grundgesetzes und zeigt eine neue Normalität im Umgang mit der Menstruation auf. Das Konzept adressiert drei wesentliche Aspekte für eine menstruationsfreundliche bzw. gerechte Gesellschaft: 

1. Infrastruktur: Die Sichtbarkeit und Berücksichtigung menstrualer Bedürfnisse. 

2. Aufklärung: Werbefreies und wissenschaftlich fundiertes Wissen. 

3. Nachhaltigkeit: Kostenloser Zugang zu Mehrweg-Periodenprodukten.

Toxic Legacies

Recycling als Konzept ist als nachhaltiger Ansatz zur Abfallbekämpfung inzwischen recht beliebt und wird schnell als potenzielle Lösung für die eskalierende Umweltkrise angesehen. Allerdings sind nicht alle Recyclingpraktiken – insbesondere, wenn es um Kunststoff geht – unbedingt umweltfreundlich. In vielen Fällen handelt es sich bei den Behauptungen über die Wiederverwertbarkeit lediglich um „Greenwashing“, eine Marketingstrategie, mit der sich Unternehmen als umweltbewusst positionieren, ohne ihre Produktionsverfahren tatsächlich zu verändern. 

Ziel meines Master-Projekts „Toxic Legacies“ ist es, größere Transparenz hinsichtlich bestimmter Formen von Greenwashing herzustellen. Die abschließende Produktlinie und Kampagne „re:cig“ wirbt mit Humor und auf ironische Weise für die Wiederverwendung weggeworfener Zigarettenstummel, um das Bewusstsein für die Auswirkungen zu schärfen, die das auf Verbraucher*innen und Umwelt haben kann.

Celsius

„Celsius“ ist ein modulares Kühlsystem für die Lagerung von Lebensmitteln. Durch einen Mietservice können Benutzer*innen es langfristig oder nur vorübergehend nutzen. Celsius besteht aus verschiedenen, miteinander verbundenen Komponenten, die entweder zusammen oder an unterschiedlichen Orten aufgestellt werden können. Dank eines zentralen Kühlsystems verzichten die einzelnen Komponenten weitgehend auf eine aktive Kühltechnik und nutzen – je nach Standort – z.T. die äußere Umgebungstemperatur. 

Kühltemperatur und Luftfeuchtigkeit jeder Einheit können individuell über eine App gesteuert werden. Das energieeffiziente System ermöglicht einen vielseitigen Einsatz im privaten Umfeld, aber auch in Büros, Geschäften, Apotheken und Restaurants. Es ersetzt große, unflexible Kühlschränke und Kühltruhen, die viel Energie verbrauchen und sich nicht an die wechselnden Bedürfnisse der Benutzer*innen anpassen.

RollO

Das Konzept „RollO“ zielt darauf ab, die Inklusion in der Transportkette in den nächsten zehn Jahren zu verbessern. Die Raumplanung von RollO orientiert sich in erster Linie an den Bedürfnissen von Rollstuhlfahrer*innen, um die Servicequalität für sie zu verbessern. Aber auch Fahrgäste mit Rollatoren, Kinderwagen oder Ähnlichem profitieren gleichfalls davon. Dazu werden unterschiedliche Platzbedürfnisse berücksichtigt und mithilfe intelligenter, automatisierter Systeme die Nutzererfahrungen beim Ein- und Aussteigen sowie die Interaktionen zwischen den Fahrgästen optimiert. Transportanbieter gewinnen so mehr Flexibilität, Fahrgäste vielfältig im Nahverkehr zu unterstützen. 

Im Kontext der intermodalen und bedarfsgesteuerten Mobilität unterstützt RollO nicht nur die barrierefreie Verkehrsverbindung in ländlichen und vorstädtischen Gebieten, sondern hilft auch dabei, Konflikte um die Nutzung des Raums bei hohem Verkehrsaufkommen zu reduzieren.

reACT

Bei immersiven Theaterinszenierungen und Kunstinstallationen wird die klassische Trennung von Bühne und Zuschauerraum aufgehoben. Die Besucher*innen nehmen aktiv am Handlungsgeschehen teil und erkunden eigenständig den Bühnen- bzw. Ausstellungsraum. 

Die Realisierung interaktiver Raumerlebnisse erfordert in der Regel eine tiefergehende Auseinandersetzung mit Programmierung und Elektronik. Dies kann durchaus ein Hindernis darstellen. 

Das modulare System „reACT“ ermöglicht es Kreativen ohne technische Kenntnisse, selbstständig interaktive Räume zu gestalten. reACT besteht aus verschiedenen Sensor-Modulen, die mithilfe eines simplen App-Interfaces mit bestehender Bühnenbeleuchtungstechnik verbunden werden können. Bewegungen und Positionen im Raum werden durch das System erfasst und induzieren entsprechend den in der App vorgenommenen Einstellungen Veränderungen der Raumbeleuchtung. Der Raum ist nicht mehr nur Handlungsschauplatz, sondern wird selbst zum Spielpartner.

Durcheinander und Ordnung

Ordnung ist das halbe Leben? Durcheinander ebenfalls! Menschliche Verhaltensmuster, insbesondere im privaten Wohnraum, bringen fast unweigerlich eine natürliche Streuung der Gegenstände des täglichen Gebrauchs mit sich. Krimskrams und Bedarfsgüter werden an beliebigen Plätzen unvorhergesehen abgelegt, fallen gelassen oder vergessen. Das dabei entstehende Durcheinander fügt sich oftmals schwer in eine bereits gestaltete Umgebung ein. Lässt sich das alltägliche Durcheinander gestalterisch nutzen? 

Als eine Antwort auf diese Fragestellung wurden zwei Entwurfskonzepte entwickelt. Die Leuchte „Kara“ unterstützt das beiläufige Präsentieren und macht dasDurcheinander sichtbar. Sie besteht aus zwei Kunststoff-Objekten, die im Rotationsguss gefertigt werden. Ein Regal ist ein Möbel der Schnittstellen. Verschiedene Interaktionsräume treffen dort aufeinander und begünstigen die Entstehung von Durcheinander. Das Regal „Vito“ wirkt dieser Tatsache mittels einer klaren Hierarchie im Ablagesystem entgegen.

algae

Algen sind der älteste pflanzliche Organismus unserer Erde und gleichzeitig die Basis unseres Lebens. Sie sind für uns und unsere Umwelt von großer Bedeutung, verfügen sie doch über große Potenziale. So wird etwa die Hälfte des Sauerstoffs der Atmosphäre von Algen produziert. Weshalb integrieren wir Algen nicht bewusst in unseren Alltag und unser Umfeld, indem wir ihnen genau dort neue Lebensräume eröffnen?

Im Projekt „algae“ wurden neue Kultivierungsformen für die Zucht von Mikroalgen erkundet. Mittels 3D-Druck von Ton wurde eine spezielle Oberfläche geschaffen, auf welcher die Algen anhaften und wachsen. Daraus ergeben sich nicht nur Vorteile für die Algenzucht, es entstehen auch neue Möglichkeiten der Anwendung und Integration.

Natürliche Ordnung

Wer ist für die Bewältigung des Haushalts zuständig? Wer kümmert sich um wen? Welche Wertschätzung bringen wir im Alltag bestimmten Handlungen und Produkten entgegen? Welche Rolle spielt Gestaltung dabei? Und was hat das alles mit Geschlecht zu tun?

Während Geschlechternormen gesellschaftlich neu verhandelt werden und antiquierte Rollenbilder an Bedeutung verlieren, reproduziert die Produktgestaltung weiterhin Stereotype. Das Projekt hinterfragt die Hierarchie der Objekte, und eine gegenderte Produktsprache. 

„Natürliche Ordnung“ hinterfragt Gender-Codes in der Gestaltung im Kontext archetypischer Haushaltsobjekte. Durch das Spiel mit geschlechterkodierter Produktsprache wird der Auftritt von Bügeleisen, Kehrbesen und Wasserkaraffe neu inszeniert. Durch einen explorativen Gestaltungsprozess sind drei kritische Designobjekte entstanden, die Gewohnheiten, Arbeits- und Rollenaufteilungen hinterfragen.

(non-) local lab

„(non-) local lab“ erforscht kreative Möglichkeiten der Aufwertung invasiver Pflanzenarten in einem partizipativen Kontext, um unsere Beziehung zu nicht-menschlichen Lebewesen zu überdenken, über sich verändernde Ökosysteme zu reflektieren und unsere Rolle innerhalb dieser Systeme zu hinterfragen.

Dazu werden die Pflanzen bewusst geerntet, statt nur entfernt – und in Materialanwendungen umgewandelt. Das durch Experimente, Recherche und Feldforschung erworbene Wissen wird in Form einer praktischen Workshop-Reihe mit japanischem Staudenknöterich (Fallopia japonica) weitergegeben. Zu diesem Zweck wurde ein modulares Möbelsystem konzipiert und gebaut, das als Infrastruktur für die öffentlichen Workshops dient. Ein kurzes Intro und drei praktische Aktivitäten (Textilfärbung, Papierherstellung, Mattenweben) geben den Teilnehmenden multisensorische Impulse, um sich über biologische Invasionen, Naturschutz, zukünftige Ressourcen, Biodiversitätsverlust, Migration und Globalisierung auszutauschen.

LIFT

„LIFT“ ermöglicht es den Nutzer*innen, durch direkte Steuerung des Lichts, Räume und ihre Nutzung flexibel anzupassen. Besonders in begrenzten Raumsituationen kann Beleuchtung dabei helfen, Bereiche zu strukturieren und verschiedene Aktivitäten visuell voneinander zu trennen.

LIFT unterstützt Nutzer*innen dabei, Wohnräume durch die Lichtstimmung aktiv auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. 

Durch eine vertikale „Aufziehbewegung“ wird die Leuchte aktiviert, werden Lichtstärke und Farbtemperatur gesteuert. Zunächst wird auf der Rückseite warmes atmosphärisches Licht auf die Wand abgegeben. Je weiter die Leuchte wie ein Teleskop ausgezogen wird, desto stärker wird der Anteil von kaltweißem Tageslicht, das als „skylight“ an die Decke gestrahlt wird.