Akazia

Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Problematik der zunehmenden Hitze in Städten, die ein steigendes Gesundheitsrisiko für Menschen darstellt. „Akazia“ ist ein nutzerorientiertes Hilfsmittel; es eröffnet den betroffenen Personen einen Ausweg aus der Hitzebelastung im innerstädtischen Raum durch Pflanzen, Beschattung und Sitzmöglichkeiten. 

Akazia ist eine baumartige Säulenstruktur, die sich an verschiedene Stadtstrukturen anpasst und es erlaubt, Elemente aus der Natur in den begrenzten Raum der Stadt zu integrieren. Durch das Wachstum der Pflanzen in verschieden angeordneten Modulen bietet die Konstruktion Schatten und Kühlung durch Verdunstung und ermöglicht einen direkten Kontakt mit der Natur. 

Grundlagen für die Formgestaltung stammen aus der Evolutionspsychologie, um durch „Emotion Design“ den Eindruck eines Rückzugsortes zu verstärken und durch positive emotionale Reize gegen den Hitzestress zu wirken.

OHO!

Trotz der Verwendung von Hilfsmitteln wie einem Blindenstock oder einem Blindenführhund, bleibt das Gehen auf der Straße für Menschen mit starker Sehbehinderung im Alltag stressig und riskant. Das liegt vor allem an ihrer langsamen Reaktionsfähigkeit in kontrastarmen Umgebungen und an überhängenden Gegenständen oder Gegenständen, die oben eine größere Oberfläche oder einen größeren Durchmesser haben als am Boden.

Als Reaktion darauf soll „OHO!“ helfen, Hindernisse auf dem Weg besser zu erkennen. Es zielt darauf ab, sowohl die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Nutzer*innen, als auch die bestehenden „Keypoints“ im deutschen Straßenverkehr zu ergänzen. OHO! registriert die Umgebung mittels eines Hauptmoduls mit Ultraschalldetektoren und überträgt die Information mittels Vibrationen in einem Sekundärmodul.

BLoOm

Funktionale und technische Anforderungen werden in der Stadtplanung strukturell über die Bedürfnisse von Bäumen gestellt. Während Waldbäume über ihre Wurzeln und Mykorrhiza-Pilze kommunizieren (auch Wood Wide Web genannt) und in einem sozialen Gefüge auf höchst intelligente Art und Weise für das gemeinschaftliche (Über-)Leben kooperieren, leben Stadtbäume oft einsam und isoliert voneinander in der von Menschen geschaffenen urbanen Landschaft, wodurch ihre Kommunikation und Hilferufe in Stresssituationen ungehört bleiben.

„BLoOm“ ist ein künstlicher Fruchtkörper, der als neuer Akteur im urbanen Ökosystem Stadtbäume in ein Netzwerk integriert und ihre Stresskommunikation für Menschen übersetzt. Über ein IoT-Netzwerk wird die Saugkraft der Baumwurzeln von einem Sensor gemessen und an den Fruchtkörper gesendet. BLoOm wandelt die Informationen in ein pulsierendes Licht um: Von langsamen Pulsen in gutem Zustand bis zu hektischen, roten Pulsen in Stresssituationen.

commensal

„commensal“ ist ein Set aus Schalen, Löffeln und dazugehörenden Deckeln aus Holz und Keramik. Durch die hohe Brenntemperatur der Keramik sind die Objekte hitzebeständig und können während des Zubereitungsprozesses auch im Ofen verwendet werden. 

Die Objekte lassen sich in unterschiedlicher Weise kombinieren und erlauben so vielfältige Anwendungen: Keramische Deckel machen aus Schalen Schmortöpfe, während Deckel aus Holz die Aufbewahrung von Speisen ermöglicht. Unglasierte, zum Set gehörende Schalen eignen sich durch ihre Kapillar-Wirkung optimal zum Brotbacken. 

„commensal“ ist für den Gebrauch von mehreren Personen gestaltet. Das Teilen eines gemeinsamen Gefäßes läßt eine Intimität und Nähe zwischen den Tischgästen entstehen, die eine direkte und ungehinderte Kommunikation fördert. Durch die Nutzung derselben Schale wird ein sinnliches Gemeinschaftserlebnis geschaffen; es entsteht ein soziales und genussreiches Ritual.

Gender is an imitation for which there is no original

„Geschlecht“ ist eine aufwendige und oft repressive Konstruktion. Ein Blick ins Internet genügt, und man findet lange Anleitungen zur Herstellung von Männlichkeit oder Weiblichkeit. Geschlecht ist kein neutrales Faktum, es ist eine Kategorisierung, die wir gegenüber Menschen und deren Körpern vornehmen und die mit Erwartungen hinsichtlich Aussehen, Charakter und Sexualität einhergeht. 

„Gender is an imitation for which there is no original“ ist eine gestalterische Dekonstruktion eines normativen und binären Verständnisses von Geschlecht. Basierend auf dem aktiven Missverstehen von Anleitungen zu Männlichkeit und Weiblichkeit entwickelt sich ein visuell fluider Kosmos. An die Stelle normativer Geschlechtlichkeiten treten subversive, queere Gegenentwürfe, die neue, performative Verständnisse von Körper, Selbstfürsorge und Ausdruck anbieten.

oder aber ob

Mit „oder aber ob“ werden Philosophie und Gestaltung wirkungsvoll miteinander verknüpft. Theorie wird dabei nicht als eine dem Gestaltungsprozess vorgelagerte Recherche angesehen; stattdessen entwickeln sich argumentativer Aufbau, Inhalt und Diskussion simultan zu und in den Objekten. Innerhalb des thematischen Rahmens von Hannah Arendts „Vita activa“ wird der Mensch als herstellendes Wesen, seine Dinge und die ihn umgebende Welt in Buch- und Objektform in den Fokus genommen.

Die fünf Entwürfe greifen jeweils einen Punkt einer mit Arendt geführten Diskussion auf und führen ihn mit Mitteln der Gestaltung auf suggestive Weise fort. Durch diese Art, Dinge und Philosophie zu verknüpfen, wird der Wirkbereich von Dingen, gegenüber dem herkömmlichen Produkt, als erweitert angesehen und eine neue (Entwurfs-)Methodik erprobt. So beziehen die Objekte Position in einem ihre Bedeutung, Entstehung und Wirkung im Leben des Menschen aushandelnden Diskurs.

Anästhesie

Bereits beim Eintreten werde ich geblendet. Ein steriler Geruch breitet sich aus, umhüllt mich. Ich schreite einen endlosen Flur entlang, werde aufgesaugt von einem leeren weißen Nichts. Ich löse mich in einer narkotischen Dunkelheit auf. Einen Augenblick später in einen Trancezustand. 

Die Ästhetik der Anästhesie, das spannungsreiche Doppel der Wahrnehmung von Objekten in Räumen der Nichtwahrnehmung, wird in drei Produkten manifestiert. Die Gestaltung basiert auf kulturhistorischen Grundlagen und positioniert sich zum zeitgenössischen Paradigmenwechsel des „Healing Environments“.

Operationsleuchte, Nachttisch und Wandspiegel bilden als eigenständige anästhetische Positionen eine gemeinsame klinische Szenografie. Die Produkte gehen auf Haltungen zu Operation, Körper und Klinik ein und können als Requisiten eines Operationstheaters gelesen werden. Sie verhandeln Bereich der Nichtwahrnehmung und bedienen sich phänomenologischer sowie assoziativer Merkmale wie Blendung, Sterilität und Fragmentierung.

Industriephänomene

„Industriephänomene – Aus dem Objekt, über das Objekt“ untersucht, ausgehend von im Alltag beobachteten Phänomenen, auf konzeptionelle Weise, wie das industrielle Produktionssystem Handlungs- und Urteilsweisen Objekten in Form von Paradigmen eingeprägt haben könnte.

Eine Sammlung aus nicht standardisiert geformten Toilettenpapier-Enden und die Feier des Nichtlinearen, archiviert auf handgeschöpftem Pergamentpapier aus Toilettenpapier. Sichtbare Einfallstellen am Gehäuse eines Akkuschraubers als physikalisches Ornament sowie die Thematisierung seelenloser Wiederholbarkeit von Formen im Kunststoffspritzguss. Ein Recycling der immateriellen Werte eines formal uneinheitlich zusammengestellten persönlichen Besteck-Sets, sowie das Infragestellen hoher Qualität anhand eines unbenutzten und „unberührten“ Produkts. Eine „Container Collection“ aus re-kontextualisierten, tiefgezogenen und metallgedrückten Ausschusswaren und der Auseinandersetzung mit unerfüllten Erwartungen in Produktionsprozessen.

Photography Imagery Object

„Photography Imagery Objects“ konzentriert sich auf die Neuinterpretation der Verwendung von Fotografie im Designprozess. Fotografie wird oft als Werkzeug zur Visualisierung und Kommunikation des Endprodukts verwendet und Aktivität im Hintergrund angesehen. 

Die Objekte werden symbolisch gesehen, um die Kreuzung zwischen den beiden Akten zu feiern und ein Gleichgewicht zwischen zwei kreativen Feldern zu schaffen. Mittels Techniken, wie rechnergestütztem Design und KI werden 3D-Texturen und Muster mithilfe von Merkmalen wie Farbe, Sättigung, Helligkeit, Kontrast und Körnung der Quellfotos erstellt. „Photographic Scapes“ ist ein Teppich, der unter Verwendung der Topographie einer Landschaftsfotografie von Kirchheim unter Teck erstellt wurde und bei dem aus verschiedenen Florhöhen enstehende Muster aus dem Bild abgeleitet wurden. Alternativ wurde der reflektierte Spiegel hergestellt, um die symbolischen Komponenten der Porträtfotografie widerzuspiegeln.

Making Something from Some Things

Making Something from Some Things verdinglicht das Potential weiblicher kreativer Produktion in der Fürsorge im und mit dem häuslichen Raum. Lizzy Ellbrück behandelt die kreative Tätigkeit als künstlerische Praxis und bezieht den häuslichen Raum als emanzipatorischen Produktions- und Verhandlungsort. Sie modifiziert Objekte zu übertrainierten und -stilisierten Dingen, die somatische Effekte stimulieren, die Haltung korrigieren, den Körper disziplinieren, ihn zitieren oder zieren und zu Props eines Facelifts, zu Koordinaten einer Identitätssuche werden. Dinge wie Staubfänger*innen, Akupressurhocker, panierte Boxen, haarige Seifen, Faszienvasen, Dekor aus verschweisten BH-Verschlüssen oder ein Duschvorhang aus Haaren. Die Somethings wurden im Badischen Kunstverein ausgestellt und in einer Publikation inventarisiert. Detaillierte Beschreibungen, eigensinnige Verortungen und Inventarlisten heben den obsessiven Aspekt des Sortierens, Kategorisierens und Neuarrangierens hervor.