Uncovering

Keramiken sind das identitätsstiftende Merkmal früher Kulturen. Was erzählen industrielle Keramikproduktion und heutiges Nutzungsverhalten über unsere Identität? Das Projekt „Uncovering“ untersucht mit den Methoden der Archäologie unsere Gegenwart und fragt nach dem Wert banaler Alltagsgegenstände.

Alte, ungenutzte Porzellanteller werden durch das Aufbrennen neuer Dekore in Ausgrabungsfelder verwandelt. Mittels Raster und Koordinaten werden bestehende Dekore auf den Tellern verortet und in einen neuen Kontext gestellt. Existierende Motive verblassen durch hohe Brenntemperaturen, treten in den Hintergrund und lassen Neues sichtbar werden.

Teller aus farbigem Ton treten in Dialog mit gefunden Porzellantellern und verweisen auf die Herkunft des Materials aus der Erde. Das Raster, das als Relief in die Oberfläche eingearbeitet ist, fungiert als Verbindungselement zwischen den disgruenten Teilen.

Was werden Menschen in der Zukunft von uns denken, wenn unsere Gegenwart Vergangenheit ist?

Tony

„Tony“ ist eine Neuinterpretation der Tonkrugkühler-Methode. Die Funktionsweise eines Tonkrugkühlers basiert auf dem Prinzip der Verdunstungskühlung. Der poröse Rakuton nimmt Wasser aus dem Tank auf; und sobald es an den Wänden des Behälters verdunstet, kühlt es den Innenraum auf 13 bis 17 Grad Celsius herunter. Dadurch erstehen optimale Lagerbedingungen für ausgewählte Obst- und Gemüsesorten oder Backwaren, die nicht von der Lagerung im Kühlschrank profitieren. Es sind genau diese Lebensmittel, die den Großteil der vermeidbaren Lebensmittelabfälle bilden. Da bei der Lebensmittellagerung durch Ethylenausstoß die Nachbarschaft eine entscheidende Rolle spielt, gibt es Tony in drei verschiedenen stapelbaren Größen, die unabhängig voneinander kühlen. 

Eine einfache und unkomplizierte Benutzung soll die Verbraucher*innen dazu ermutigen, sich mit der Lebensmittellagerung auseinanderzusetzen und sie über nachhaltigen Konsum informieren.

Unweiß

„Unweiß“ entstand auf Grundlage der Frage: Kann Gestaltung durch ein Umdenken hinsichtlich ästhetischer Konventionen nachhaltiger werden? Porzellan ist zunehmend mit Eisen verunreinigt. Beim Brand wird deswegen zusätzliches Gas in den Ofen geleitet, damit das Eisen nicht oxidiert und das Porzellan strahlend weiß aus dem Ofen kommt. Die Verunreinigung existiert nur, weil die Ressourcen reinen Kaolins langsam erschöpft sind. 

Ist das nicht Anlass genug, einen verantwortungsvolleren Umgang mit Porzellan anzustoßen und weniger weißes Porzellan zu produzieren? Warum sind unsere gesellschaftlich bedingten Ästhetik-Präferenzen wichtiger als unsere Umwelt? „Unweiß“ spielt mit dem Narrativ, wie Porzellan aussähe, wenn auf den massiven Mehraufwand an Energie verzichtet würde, der nötig ist, um reinweißes Porzellan zu produzieren. Auf diese Weise ist „Unweiß“ ästhetisch ungehorsam. „Unweiß“ zeigt auf, dass Subtilität auch eine Chance auf Veränderung birgt.

digitile in detail

Die Trennung von traditionellem Handwerk und industrieller Produktion wird durch den Einsatz digitaler Technologien zunehmend aufgebrochen, da auch viele Handwerksbetriebe solche Technologien nutzen, um ihre Produktionsprozesse zu erweitern. 

In der Arbeit „digitile in detail“ wird untersucht, welche neuen gestalterischen Möglichkeiten sich aus der Verbindung von Handwerk und Industrie ergeben, indem digitale Fertigungsprozesse als integraler Bestandteil des handwerklichen Arbeitsprozesses betrachtet werden. 

Konkret wird die Herstellung von Fliesen und die Anwendung eines CNC-Lasers zur Gravur detaillierter Muster in keramisches Material untersucht. Durch die Variation der Fliesen und unterschiedliche Einstellungen der Parameter des CNC-Lasers werden verschiedene Herangehensweisen und Methoden aufgezeigt. Daraus hervorgegangen sind drei Fliesenbilder, die sich jeweils der Anwendung einer Methode verdanken und in einem Gesamtkontext präsentiert werden.

Rain Bricks

„Rain Bricks“ sind Bauelemente zur Be- und Entwässerung von Fassaden, die Interaktionspotenzial zwischen Verbraucher*innen und Regenwasser erzeugen. Als individualisierbares System ermöglichen sie eine Anpassung an lokale Gegebenheiten zur Sammlung und Leitung von Regenwasser. Der Entwurf entspricht dem Konzept der „Schwammstadt“: Das Regenwasser wird abgebremst, dezentral gespeichert und kann später über offenporigen Ton verdunsten. Auf diese Weise können Tiere, Pflanzen und Menschen einen Nutzen aus der zugänglich gemachten Ressource ziehen, etwa zur Begrünung, um die Biodiversität zu erhöhen oder den häuslichen Wassergebrauch zu senken. 

Der Prozess beinhaltete das Bauen eines eigenen Extruders aus lokalen Ressourcen (Metallschrott), sowie dem Nutzen lokal vorhandenen Tons. Heutige Ziegel sind meist hoch industrialisierte und professionalisierte Güter. Das Projekt zeigt einen offenen Design-Approach sowie die Herstellungsweise in der Kombination von Handwerk und global zugänglichen Ressourcen (Material, Wissen).

Performative Extrusion

„Performative Extrusion“ ist das Ergebnis eines experimentellen Designprozesses: Tests durchführen, Prozesse beobachten, Ergebnisse prüfen, neues Wissen herstellen, Erkenntnisse einspeisen und Vorgänge wiederholen. Das Experiment im Design ist ein untypischer Gestaltungsprozess und bietet die Chance, neue Herangehensweisen zu erproben und auf neue ästhetische sowie technische Ergebnisse zu stoßen. 

In dem Projekt wird der Prozess des Strangpressens aus dem industriellen Kontext herausgelöst und in einem analogen Verfahren untersucht. Welche weiteren Potenziale stecken in dieser Verfahrenstechnik? Wie kann Bewegung mit einfließen und jenseits des Effizienzgedankens auch das ästhetische Potential ausgeschöpft werden?

Performative Extrusion ist eine Methode, um extrudierte keramische Masse neu zu formen. Die Beschaffenheit der Matrize bestimmt Bewegung, Form und Funktion. Performative Extrusion ist neu und liefert Einblicke in die Gestaltung von Erkenntnisproduktion.

Ceramic Touch

Es ist noch immer nicht gelungen, die digitale Zukunft in unser aller Zuhause zu bringen, ohne ebenjene Eigenschaften zu zerstören, die ein Zuhause definieren. Wenn Zuhause nach wie vor für Behaglichkeit und ein Gefühl von Sicherheit stehen soll, müssen sich die in diesem Raum eingesetzten Technologien materiell wandeln. 

Das Projekt „Ceramic Touch“ erforscht den Zwiespalt zwischen Behaglichkeit und Technologie und entwickelt ein Gegenmodell zur geläufigen Formensprache technischer Produkte. Entgegen der üblichen Sterilität von schwarzem Glas und Metall, wird der in Porzellan gefertigte, facettierte Monolith durch seine beinahe skulpturale Qualität zum natürlichen Bestandteil individueller Einrichtung. 

Eingelassen in dessen weiße Oberfläche befindet sich eine flache Mulde. Wird diese berührt, lässt sich jegliche digitale Interaktion im häuslichen Kontext unauffällig steuern – etwa die Beleuchtung oder bestimmte Medien.

Haut und Knochen

Keramiken werden seit tausenden von Jahren hergestellt. Dabei denkt man stets an zwei ikonische Elemente, die zusammenkommen: der Körper der Keramik und die Glasur. Nach dem Glasieren haftet die Glasur gleichmäßig auf der Oberfläche des Werkstücks; nach dem Brennen hat sich diese Beziehung zwischen Innen und Außen für immer verfestigt.

Besteht die Möglichkeit, dass die beiden Teile im Ofen miteinander interagieren und das zu unerwarteten Ergebnissen führt? Hat das Material das Potenzial, sich selbst zu formen?

Das Projekt bestand aus einer Reihe von Experimenten. Verschiedene physische und chemische Zusammensetzung sowie digitale Technologie erprobt, um die vorhandene Dualität innerhalb der Keramik zu erforschen und zu hinterfragen.

Luftbefeuchter aus gedrucktem Ton

Der nicht elektrisch betriebene Luftbefeuchter aus Ton wird im 3D-Druck aus recyceltem Keramikabfall hergestellt. Durch die Kombination aus recyceltem Keramikmaterial und Drucktechnik entsteht ein nachhaltiges Design, das funktional und elegant zugleich ist. Der Luftbefeuchter funktioniert nach dem Prinzip der kapillaren Wasseraufnahme; die im Ton gespeicherte Flüssigkeit steigt an die Oberfläche und wird an die Umgebungsluft abgegeben. 

Das recycelte Keramikpulver, das verwendet wird, erhöht die Porosität und verbessert mit der durch den Druck entstehenden Struktur die Wasseraufnahmefähigkeit und damit auch die Befeuchtungsfunktion des Tons. Der Luftbefeuchter besteht aus zwei Teilen: Der untere Teil besteht aus Glas; wird er mit Wasser gefüllt, steigt das Wasser in den oberen Teil und gibt die Feuchtigkeit an die Luft ab. Ist das Ende des Lebenszyklus des Tonelements erreicht, kann es noch als recyceltes Pulver weiterverwendet werden, etwa, um abermals Luftbefeuchter herzustellen.

Design to recycle – Beständigkeit von Keramik / Design to recycle – durability of ceramics

Wie kann ein kreislauffähiger Mauerziegel aussehen?
Produkte sollten nicht nur für den Gebrauch, sondern für alle Bereiche des Lebenszyklus gestaltet werden. In meiner Arbeit „Design to recycle – Beständigkeit von Keramik“ habe ich einen interdisziplinären, ganzheitlichen und agilen Gestaltungsansatz entwickelt und diesen auf den Mauerbaubereich angewendet. Der neuartige Ziegel beruht auf einem Stecksystem, ist vollkommen rückbaubar und lenkt den Fokus auf den Baustoff und dessen ästhetisches Leistungsspektrum. Die Abschlussarbeit ist zusammen mit dem „Forschungsinstitut für Anorganische Werkstoffe – Glas und Keramik“ aus Höhr-Grenzhausen entstanden.