Hayat am Donnerstag

In enger Zusammenarbeit mit dem Frauentreff von „Unserhayat“ im Kulturzentrum „Passage 13“ in Halle-Neustadt ist ein interdisziplinäres Projekt in den Bereichen Mode- und Textildesign entstanden. Aus dem Anliegen, gestalterische Prozesse abseits des Universitätskontexts im Sinne gemeinschaftlicher Arbeitsweisen zu untersuchen, entwickelte sich parallel zum Frauentreff ein Kurs für textile Handarbeiten, der von uns initiiert und begleitet worden ist. Dabei sollte dem Austausch stets genügend Raum geschenkt werden, um Inklusion durch selbst bestimmtes Handeln zu fördern. Die so entstandenen Gespräche haben unsere Arbeit entscheidend geprägt: Sie inspirierten uns im Prozess der gestalterischen Übersetzung ebenso wie bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit unserer Position. Entstanden sind Rauminstallationen, die ein Hybrid zwischen Mode, Skulptur und textilen Künsten darstellen und Gedanken und Gefühle in Gestalt von Stickereien und Textildruck zum Ausdruck bringen.

Special Kitchen

„Special Kitchen“ setzt es sich zu Ziel, Menschen mit geistiger Behinderung den Zugang zum eigenständigem Kochen und zu gesunder Ernährung zu erleichtern. Der menschennah entwickelte Entwurf ist ein didaktisches Konzept zum einfachen Kochen lernen mit den Hilfsprodukten “KOCH x WAS” und “MISS x WAS”. Dieses Bechersystem zum Kochen vereint die visuelle Unterstützung mit der Portionierungshilfe und vereinfacht die Orientierung im Kochprozess. Durch den Entwurf KOCH x WAS wird das Zusammenstellen von eigenen Gerichten und das Erlernen von Fähigkeiten beim Kochen einfach gestaltet und ermutigt Menschen mit geistiger Behinderung aktiv am Kochen teilzuhaben. Mit MISS x WAS wird die schwierig lesbare Skala eines Messbechers durch auswechselbare Kärtchen ersetzt, die das Abmessen durch den Fokus auf eine Messhöhe ermöglichen.

Design & Therapie

Gelungene Raumgestaltung kann Stress reduzieren, die Aufenthaltsqualität von Gesundheitsbauten verbessern und so den Therapie- und Genesungsprozess unterstützen. In Kooperation mit dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung Oldenburg (MZEB), haben wir ein Gestaltungskonzept erarbeitet, das Räume, Objekte und Abläufe miteinander verbindet – und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingeht. Einen Raum zu schaffen, der allen gerecht wird, kann nur im Austausch mit den verschiedenen Nutzer*innengruppen und den dadurch bewirkten Perspektivwechsel gelingen.

Entstanden sind unter anderem ein Farb- und Raumkonzept, ein modularer „Sinneswagen“ und zwei therapieunterstützende Mobiles.

ENTWURZELT – VERWURZELT

Ein Ort um sich zu begegnen. Ein Raum für Kritzeleien. Ein Platz für Erinnerungen.

Der Esstisch als zentraler Treffpunkt in jedem Zuhause wird umfunktioniert zu einem Ort für Kreativität, Spaß und Austausch. Durch ein additives Modulsystem, ist es möglich eine Textilrolle mit einer leinwandähnlichen Oberfläche und Beschaffenheit am Tisch zu befestigen, um sie als Unterlage in Alltagssituationen und bei Begegnungen mit Freunden nach Lust und Laune zu bemalen und Skizzen darauf zu hinterlassen.

Der zentrale Gedanke ist, durch das intuitive Zeichnen als Ritual einen Raum zu schaffen, in dem man sich begegnen, besser kennenlernen und seine Beziehung zueinander festigen kann. Die so belebte Leinwand kann als erinnerungsstarkes Kunstwerk im Wohnraum platziert werden, spiegelt dabei Alltag, Gespräche, Freundschaften und Emotionen wider und trägt damit zu einem Gefühl der Verwurzelung in einer neuen Umgebung bei.

Fluidity

Das RIA ist ein selbstorganisiertes Nachbarschaftszentrum im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Der neutral gehaltene, große und improvisierte Raum schafft wenig Annehmlichkeiten für die diversen Raumnutzungen. In mehreren Workshops haben wir mit den Nutzer*innengruppen ihre Bedürfnisse, Wünsche und Utopien herausgearbeitet. In dieser Zusammenarbeit wurde klar, dass es nicht nur an einem passenden Raumkonzept fehlt, sondern auch an einer Form der gemeinsamen Wissensproduktion, in der sich die Interessen der verschiedenen Nutzer*innengruppen begegnen können, um eine gemeinsame feministische Vision zu entwickeln. Aus dieser Ausgangssituation heraus entstand ein fluides Raumkonzeptes im RIA. Der Gestaltung liegt das Konzept der Fluidität aus der queer-feministischen Theorie zu Grunde. Es bestimmt die Raumgestaltung auf Basis einer beweglichen Raumstruktur, die die Diversität der feministischen Bewegung und des Viertels verkörpert und so Distanz zu festgefahrenen Dogmen und binären Strukturen hält.

openstairs

Räume zu schaffen, in denen offen debattiert werden kann, die eine kulturelle und bildende Beteiligung und ein gesellschaftliches Zusammenrücken ermöglichen, um ein sinnvolles und kooperativeres Zusammenleben zu fördern, hat eine besondere Wichtigkeit bekommen. „Openstairs“ bietet das Zusammenspiel eines physischen und digitalen Raums für frei organisierte, öffentliche Beiträge, wie kleine Konzerte, Diskussionen, Lehrveranstaltungen, Workshops und vielem mehr. Events können auf einer offenen Online-Agenda (app.openstairs.online) selbst eingetragen, von anderen eingesehen und besucht werden. Zum Konzept gehörende Openstairs-Möbel-Module sind auf einer Karte verzeichnet und können an den jeweiligen Event angepasst werden. Ziel ist es, den Zugang zu kultureller Bildung – on als Gast oder als Gastgeber*in – möglichst niederschwellig zu gestalten. 

Openstairs ist ein skalierbares Konzept, das über Grenzen und Generationen hinweg zur Teilhabe, Interaktion und Diskussion ermutigt.

Bücheria

Wilhelmsburg ist ein diverses Viertel Hamburgs, dem Treffpunkte und Bildungsorte für Frauen und queere Menschen fehlten und wo es während der Corona-Jahre sexistische Übergriffe gab. Ziel des Projektes ist es deshalb, die Nachbar*innen langfristig zu vernetzen, über Literatur in den Austausch zu kommen und auf diesem Weg zu „empowern“. Bücher helfen ihnen, ihren Alltag zu reflektieren, Zuflucht zu finden, andere Lebensentwürfe aufzuzeigen und sich weiterzubilden. 

Zwölf Nachbar*innen verwalten, gestalten und betreuen gemeinsam ehrenamtlich die „Bücheria“. Sie besteht aus Büchern (Romane, Kinderbücher, Lyrik etc.) über Feminismus und Diversität im Alltag. Von Juli bis Dezember 2022 gab es wechselnde Themenmonate mit wöchentlichen Öffnungszeiten und Begleitprogrammen wie Workshops und Lesungen. 

Die Masterarbeit beinhaltet das Konzept und Design der Bibliothek sowie die Kuration der Eröffnungsphase. Dabei sind nach einem erweiterten Designbegriff alle Teile der Projektkreation Teil des Designs.

“Wie politisch ist die Polizei?”

Das Projekt ist eine Protestaktion gegen die Polizeigewalt in meiner Heimatstadt Dresden. Innerhalb weniger Sekunden wird ein Telefon in auffälligen Polizeifarben an einem Regenrohr in der Stadt befestigt. Den vorbeilaufenden Menschen fällt dieser Parasit auf. Der Apparat erinnert an eine Art Polizeinotruftelefon, aber der Hörer hat ja gar keine Sprechmuschel? Ein Telefon mit dem man niemanden erreichen kann? Nimmt man den Hörer ab, ertönen am anderen Ende der Leitung einfach nur Stimmen. Sie lesen Kurznachrichten vor, die vom Fehlverhalten der Dresdener Polizei im Zusammenhang mit Rechtsextremismus erzählen, sachlich, aber bedrückend. Man hört sich diese Meldungen an und soll ins Hinter­fragen der Polizei kommen. Was kann man tun, um solche Vorfälle zu verhindern? Ist das eine Polizei, bei der man sich sicher fühlt? Für weitere Hintergrundinformationen zu den Nachrichten scannt man den QR-Code oberhalb des Telefons. Quellen und Erklärungen sind auf der Website zu finden: https://t.ly/EMNX

MIKADO

Städte entwickeln sich ständig weiter und sind mit Problemen wie Klimawandel, Luftverschmutzung und Verstädterung konfrontiert. Eine Lösung besteht darin, Autos aus den Innenstädten zu verbannen und Fußgängerzonen und öffentliche Räume wiederzubeleben. 

Das modulare Raumkonzept „MIKADO“ verwandelt ungenutzte Flächen in attraktive, flexible städtische Räume, die die Bedürfnisse der Bewohner*innen in den Vordergrund stellen. 

Das System konzentriert sich auf die Beschattung des öffentlichen Raums, um Hitze zu reduzieren, wobei fragmentierte Sonnenschirme halbschattige Bereiche schaffen, die durch Sitzbereiche, Stehtische und Pflanzgefäße für eine dynamische Nutzung ergänzt werden. Der modulare Aufbau ermöglicht eine individuelle Gestaltung, wodurch sich das System für große öffentliche Plätze, einzelne Parkplätze und abgesperrte Straßen eignet. MIKADO bietet einen nachhaltigen Ansatz zur Belebung öffentlicher Räume, zur Förderung des gesellschaftlichen Engagements und zur Bekämpfung des Klimawandels.

Centist

Die Verschwendung von kleinen Geldmünzen hat negative Auswirkungen auf die Umwelt und führt zur unnötigen Produktion neuer Münzen. Oft denken Menschen, dass ihre kleinen Spendenbeträge nicht viel ausmachen, tatsächlich aber können sie in der Summe einen großen Unterschied machen.

„Centist“ sind Spendenbehälter mit einer eigenen Sprache. Die Bedeutung von Spenden wird durch einfache Metaphern verdeutlicht: „Auch Kleines macht einen großen Unterschied“. Jede kleine Münze zählt, besonders bei Spenden. Eine gut gestaltete Spendenbox kann das Interesse der Menschen wecken und ihnen die Möglichkeit geben, mehr über die dahinterstehende Wohltätigkeitsorganisation und ihren Zweck zu erfahren. Die analoge Spendenbox kann das Spenden im Alltag erleichtern und zusätzliche Optionen für digitale Spenden schaffen. Durch gezieltes Design kann sichergestellt werden, dass die Spendenboxen nicht nur als einfache Sammelbehälter, sondern als wichtiger Teil der Werte und Identität der Organisation wahrgenommen werden.