Sei doch mal ein echter Mann!

In meiner Bachelorarbeit auf dem Bauhauscampus Dessau als Integrierte Designerin entwickelte ich die Ausstellung „Sei doch mal ein echter Mann!“, die gesellschaftlich geprägte Männlichkeitsbilder untersucht. Grundlage waren Interviews, eine Online-Umfrage sowie Gespräche mit Expert:innen. Die Ergebnisse wurden in eine begehbare Installation aus Scherenschnitten, Metallobjekten, Tonaufnahmen und Texten übersetzt. Besucher:innen begegneten konstruierten Rollenbildern und echten Stimmen über Gefühle, Vaterrollen und Selbstbilder.

Die Ausstellung versteht sich als Einladung zum Dialog – ohne Schuldzuweisungen, aber mit dem Wunsch nach Veränderung.
Sie zeigt, wie starre Männlichkeitsnormen nicht nur FLINTA-Personen, sondern auch Männer selbst einschränken – emotional, sozial und gesundheitlich. Gestaltung wird hier zum Werkzeug für geschlechtersensible Bildung und zur Stärkung demokratischer Werte durch Teilhabe, Reflexion und Zuhören.

Objekte der Begierde. Fidgeting als Schnittstelle zwischen Funktion, Emotion und Ästhetik.

CHARMS versuchen, das negative Stigma von Fidget-Tools zu überwinden, indem sie durch ihre Materialität, Form und Haptik zu taktilen Alltagsbegleitern werden. Skilltools aus Holz, recyceltem Kunststoff, Silikon, Keramik und Edelstahl bieten durch taktile, thermische und olfaktorische Stimulation ein vielschichtiges sensorisches Erlebnis. Ihre organischen Formen kontrastieren mit der alltäglichen Umgebung und bieten eine erdende, beruhigende und konzentrationsfördernde Erfahrung. Durch recycelte Materialien, hohe Verarbeitungsqualität und außergewöhnliche Formen entstehen begehrliche Alltagsobjekte mit emotionalem Wert. Sie verbinden Funktion, Emotion und Ästhetik und fördern emotionale Selbstfürsorge und mentale Gesundheit. Als Alltagsbegleiter sollen sie Fidgeting sichtbar machen und zur Entstigmatisierung von emotionaler Instabilität, Konzentrationsschwierigkeiten oder Nervosität beitragen.

BBQ Street

Die BBQ-Street ist eine 15 Meter lange Kochskulptur. Sie lädt zum gemeinsamen Kochen, Teilen und Begegnen ein. Die Skulptur besteht aus mehreren Stationen – an einem Ende steht ein Pizzaofen, daran anschließend ein 9 Meter langer Grill, gefolgt von einem Erdofen und einer großen Feuerstelle am anderen Ende. Die Stationen lassen sich einzeln oder gleichzeitig befeuern. Feuer, Essen und Bewegung im Raum schaffen dabei eine unmittelbare Verbindung. Kochen wird zum kollektiven Ritual, das Gemeinschaft stiftet und niedrigschwellige Begegnungen fördert. Die BBQ-Street steht fest installiert in dem Garten der Hochschule für bildende Künste und wurde das erste Mal gemeinsam mit der Kitchen Guerilla zur 250-Jahr-Feier der Hochschule performativ bespielt.

Kiosk für das Werkhaus Münzviertel

Nahe dem Hamburger Hauptbahnhof liegt das Werkhaus Münzviertel: Es bietet einen Rückzugsort und Raum für künstlerische Prozesse in den Werkstätten Holz, Garten, Sound, Küche, Textil und Fahrrad – für junge Menschen, die wohnungslos oder in anderen prekären Lebenssituationen sind.

Der Kiosk wurde entworfen, um ihre Ideen und Anliegen mobil in den Stadtraum zu tragen. Wandelbar in seiner Funktion – als Infostand, Mikroausstellung, Verkaufsstand, Mini-Workshop oder Suppenküche – versteht er sich als Plattform für gemeinsam entwickelte Inhalte und Formate sowie für individuelle Ausdrucksformen.

In der ersten Projektphase wurden unter anderem Lollies mit Zutaten aus dem „Münzgarten“ gegossen, Siebdrucke verkauft, später ein Banner und Lebkuchen mit subversiven Aufschriften gestaltet, um auf Demos wie Weihnachtsmärkten die anhaltende Wohnungskrise zu problematisieren. Das sich stetig fortschreibende Projekt schafft mit dem Kiosk als Werkzeug Sichtbarkeiten und Begegnungen.

smal

Ein Hocker für nachbarschaftliche Begegnungen.
Städtische Räume sind zunehmend von Anonymität geprägt – Smal setzt dem ein Möbelstück entgegen, das zu spontanen Interaktionen unter Nachbar*innen einlädt.
Im Flur hängend, ist der klappbare Hocker stets griffbereit und kann leicht nach draußen getragen werden, um Schwellenräume zu beleben und Momente des Zusammenseins zu schaffen.
Dank seiner leichten Bauweise ist er vielseitig einsetzbar – als Sitzgelegenheit oder kleine Ablagefläche. Er ermutigt dazu, den öffentlichen Raum wieder als sozialen Treffpunkt zu entdecken.

artgerächt

artgerächt ist eine satirische Aufklärungskampagne über die Problematik der Qualzucht bei Hunden. Während extreme Zuchtmerkmale bei bestimmten Rassen schwerwiegende gesundheitliche Schäden verursachen, gelten sie in der Gesellschaft weiterhin als „süß“ oder prestigeträchtig. Die Arbeit setzt genau hier an: Sie nutzt die Sprache des Luxusmarketings, um Menschen zu erreichen, die Hunde nach äußeren Merkmalen auswählen – und konfrontiert sie mit den Folgen.
Ein vermeintlich exklusiver Hundekonfigurator führt Nutzer:innen durch ihre Wunschvorstellungen, zeigt anschließend die gesundheitlichen Defekte dieser Hunde auf und verweist auf passende Tierschutzhunde. Ziel ist es, Statusdenken aufzubrechen, Empathie zu fördern und die Akzeptanz für Qualzuchten infrage zu stellen – mit Design, das zum Umdenken bewegt.

Auf halber Treppe

„Auf halber Treppe“ setzt dort an, wo Menschen nah beieinander wohnen, aber meist wenig miteinander teilen – außer dem Treppenhaus. Ziel ist es, Gestaltungselemente zu schaffen, die nachbarschaftliche Gemeinschaft in Mehrparteienhäusern fördern. Drei Objekte im Treppenhaus eröffnen subtil Raum für Austausch, Vertrauen und Begegnung: Ein „schwarzes Brett“ erleichtert die hausinterne Kommunikation, ein „Schuppen“ regt dazu an, Gegenstände in der Hausgemeinschaft zu teilen, und ein „Türkranz“ mit Garderobenfunktion macht vor der Tür sichtbar, wer hinter der Tür wohnt. So kann aus anonymer Nachbar*innenschaft eine solidarische Hausgemeinschaft entstehen. Das Projekt berücksichtigt Brandschutz sowie bauliche Vorgaben und zeigt exemplarisch, wie durch Gestaltung gesellschaftliche Themen wie Vereinsamung, Hyperindividualismus und andere Folgen der Urbanisierung im Kleinen behandelt und im Großen verändert werden können – als Beitrag zu mehr Miteinander und Solidarität im urbanen Zusammenleben.

GrieZeil

Die Einkaufsmeile Zeil ist zu einer reinen Konsummeile verkommen – unattraktiv, versiegelt und ohne Aufenthaltsqualität. Der Mittelstreifen bleibt durch den Baumstand ungenutzt, während sich die Fußgängerströme nur an den Rändern der Geschäfte bewegen. Klassische Einkaufsstraßen sind nicht mehr zeitgemäß und erfüllen nicht mehr den Zweck eines Stadtzentrums.
Das Projekt GrieZeil will dies radikal ändern: Die Zeil soll zu einem lebendigen, inklusiven Stadtraum werden, der Natur, Begegnung und Entschleunigung in den Vordergrund stellt. Eine durchgehende Wiese mit individuell geführten Wegen ersetzt die Betonwüste. Erhöhte Sitz- und Liegeflächen, Wasser und Bepflanzung laden zum Verweilen ein.
Der Konsum tritt in den Hintergrund – stattdessen stehen Gemeinschaft, Interaktion und Vielfalt im Fokus. Die historische Idee der Zeil als Flaniermeile aus dem 17. Jahrhundert wird neu interpretiert: als grünes Herzstück Frankfurts, welches entschleunigt und die Vielfalt Frankfurts widerspiegelt.

meet me halfway

In vielen Städten prägen Anonymität, Effizienz und Konsum den öffentlichen Raum. Spontane zwischenmenschliche Begegnungen werden seltener, obwohl das Bedürfnis nach sozialer Resonanz bleibt. “meet me halfway” ist eine Einladung zur Begegnung – mitten im urbanen Trubel. Mit dem Blick für geteilte Momente und dem Potenzial für nonverbale Interaktionen laden die Objekte dazu ein, sich gegenseitig wahrzunehmen und stärken das Gemeinschaftsgefühl im Alltag. Die erhöhten Ausguck-Trichter fordern eine bewusste Veränderung der Perspektive. Sie rahmen den Blick und ermöglichen unerwarteten Blickkontakt zwischen Fremden. Die Vierer-Wippe lädt zur spielerischen Interaktion ein und eröffnet Situationen, in denen geteilte Momente inmitten städtischer Distanziertheit möglich werden. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Gestaltung als Impulsgeber für zwischenmenschliche Resonanz wirken kann.

Soziale Innovation

Impact Startups stehen in einem Spannungsfeld zwischen sozialer Mission und unternehmerischer Realität. Diese Masterarbeit entwickelt eine strategische Designlösung, um Sozialunternehmer:innen in der Frühphase durch ein hybrides Wirkungsmanagement-Tool zu befähigen, ihre gesellschaftliche Wirkung eigenständig zu planen, durch Datenerhebung zu analysieren, zu verbessern und überzeugend zu kommunizieren. In enger Co-Creation mit Gründer:innen wurden konkrete Bedarfe identifiziert, interaktive Prototypen gestaltet und in Anwendungskontexten getestet.

Als Ergebnis entstand das Impact Management Hub: Das digitale Tool vermittelt wirkungsorientiertes Arbeiten niedrigschwellig und fördert die partizipative Zusammenarbeit mit den Zielgruppen von Impact Startups. Methodisch kombiniert die Arbeit Design Thinking mit sozialwissenschaftlicher Fundierung und zeigt, wie strategisches Design konkrete Werkzeuge bereitstellen kann, um die Entwicklung sozialer Innovationen in der Praxis zu fördern.