Das Projekt „Beistand“ befasst sich mit der Gestaltung eines Migränebegleiters in Form eines Beistand-Kits. Diverse Schmuck- und Schriftobjekte dienen hierbei als psychische Komfortmittel die dem Nutzer den nötigen Beistand während einer Migränephase leisten. Schlichte und abstrakte Bezugsobjekte sollen hierbei eine Basis neutraler Instrumente erschaffen, die dem Betroffenen eine dezente alltägliche Nutzung gewährleisten und bei Bedarf heimgesucht werden können. Das Set besteht aus sechs Objekten und einer Stoffhülle, welche auch, am Kopf fixiert, zur Minderung der Lichtempfindlichkeit des Mihränikers dienen kann. Beginnend von oben Links gibt die Anordnung der einzelnen Elemente auch die Reihenfolge ihrer Nutzung und somit eine Art Routine vor. Während einzelne Objekte bei lokaler Anwendung an gezielten Akupressurpunkten körperliche Schmerzen lindern, dient das Beistandsjournal als Begleiter und Dokumentationsmittel zur Akzeptanz und Manifestation der Befindlichkeit mit der Migräne.
Kategorie: Design Area
Küchen Retrofit
Das Projekt “Küchen Retrofit” bietet Handlungsempfehlungen für klimawandelresiliente Wohnformen. Sie skizzieren eine greifbare Utopie einer sozialen und nachhaltigen Wohngemeinschaft, die den Herausforderungen des Klimawandels gerecht wird. Der Entwurf verbindet historische Lager- und Kühlkonzepte wie den Erdkeller mit der digitalen Organisation direkter Lebensmittellieferungen aus nachhaltiger und fairer Landwirtschaft sowie innerstädtischen Bauernhöfen. Zentrales soziales Moment ist eine offene Gemeinschaftsküche mit Essbereich. Selten genutzte Geräte und Werkzeuge werden zentral gelagert und gemeinsam genutzt. Lebensmittelabfälle und Grauwasser sind wertvolle Ressourcen, die im lokalen Gemüseanbau sowie in der Fisch- und Insektenzucht sinnvoll genutzt werden. Küchen Retrofit definiert ausgehend von der Küche autonome Objekte, die sinnvoll miteinander verknüpft werden und je nach Skalierung als Handlungsempfehlung für bestehende und zukünftige Häuser dienen.
Lavo
Wir haben uns in unserer Bachelorarbeit mit dem Thema “Wäschewaschen” beschäftigt und das spekulative Waschobjekt “Lavo” entwickelt. Während die Waschmaschine unsere Gesellschaft von einer Kollektivgesellschaft zu einer individualistischen Gesellschaft wandelte, erinnert „Lavo“ daran, dass Wäschewaschen früher eine gemeinschaftliche Aktivität war. Mit der Industrialisierung wurde das gemeinschaftliche Waschen durch Waschmaschinen ersetzt, die den Prozess vereinfachten und individualisierten. „Lavo“ fungiert als provokanter Gegenpol zur Waschmaschine, transportiert Wissen und Bewusstsein über historisches Waschen und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Waschverhalten an. Es bietet eine Plattform für soziale Interaktion und gemeinschaftliches Miteinander in einer Zeit der technischen Überforderung, Vereinsamung und Entfremdung.
SOLIO
Das Projekt „SOLIO“ erforscht die Potentiale von Reststoffen der Sonnenblumenöl-Industrie.
Mit dem lederähnlichen Solio Soft und dem festen Solio Solid wird einerseits ein ölbeständiges Biomaterial in unterschiedlichen Aggregatzuständen entwickelt, welches auf der Verwendung der Nebenprodukte und Reststoffe von Sonnenblumenöl basiert. Andererseits entsteht ein Set für die Verkostung von hochwertigem Sonnenblumenöl, mit dem die Eignung des Öls als schmackhaftes und gesundes Nahrungs- und Genussmittel aufgezeigt und erfahrbar gemacht werden soll.
Bestehend aus einer Ölflasche mit Ölschale, einer Tischdecke und einem Brotbrett, wird das Öl – einer Zeremonie gleich – angeboten. Durch die konsequente Verwendung und Verarbeitung material- und prozessimmanenter Stoffe, bleibt der Entwurf in seinem Kontext und weist so eine starke innere Logik auf. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit einer lokalen Ölmanufaktur, die auch den Reststoff Sonnenblumenkernschalen in Form von Pellets herstellt.
Emy
„Emy“ ist die Entwicklung eines interaktiven Möbelsystems, dessen finale Form variabel bleibt. Basierend auf den unbestimmten Fähigkeiten der Nutzer*innen entstand ein Produkt, mit dem nach der gestalterischen Ausarbeitung interaktiv agiert werden kann, um partizipativ an der Gestaltung teilzuhaben. Ohne Werkzeug und Wissen wird die Gestaltung der eigenen Umgebung zurückzuerlangt. Spielerisch, mit dem Schwerpunkt auf dem Entstehungsprozess, entwickelt sich das Objekt. Je nach Fähigkeiten ist es erweiter- und anpassbar an eigene Bedürfnisse, wodurch die Relation zwischen Individuum und Gegenstand geprägt wird. Verschiedene Höhen der Elemente decken die gewohnten Größen der Raumgestaltung ab. Sie sind auf heranwachsende Altersgruppen anwendbar und wirken gegen die Neuanschaffung von nur zeitweilig genutzten Möbeln. Der Gebrauchswert wird erhöht und die Verschwendung reduziert. Langlebig und funktional zeitlos, um es als praktisches Liebhaberstück an die nächste Generation weiter zu reichen.
OFF
„OFF“ folgt den Prinzipien von modularem Design und zeigt dessen Potenzial für nachhaltige Strukturen. Der Entwurf umfasst ein Feldbett, ein Tisch, ein Hocker und ein Tarp. Die Elemente können in Form und Funktion angepasst, verändert und kombiniert werden.
Die Grundstruktur basiert auf Extrusionsprofilen und nutzt ein genormtes, etabliertes System, welches durch neue Komponenten ergänzt wird. Mit Blick auf die Notwenigkeit von zirkulären Konsumgütern bietet Aluminium besondere Qualität. Die Struktur ist komplett zerlegbar, reparierbar, erweiterbar, replizierbar, anpassbar, wiederverwendbar, ressourceneffizient und recycelbar.
„OFF“ stellt die zunehmende Dynamik und den Wunsch nach mehr Flexibilität einer jungen Generation dar. Es soll die Rolle traditioneller Wohnräume hinterfragen und das Bewusstsein für den persönlichen Raum durch die Verortung in der Natur erweitern. Es will keinen abgeschlossenen Zustand darzustellen, sondern Perspektiven für Umgestaltung und offene Systeme.
TAG
Das Projekt „TAG – Tischwerkzeuge“ verfolgt das Ziel, die soziale Gemeinschaft beim gemeinsamen Essen durch seine Gestalt und ein kollektives Nutzen zu fördern. Das in Kooperation mit Mono entstandene Werkzeug strebt an, das gemeinsame Essen zu einer bewussten und bereichernden sozialen Erfahrung zu machen, bei der die Gemeinschaft und individuelle Bedürfnisse gleichermaßen im Fokus stehen.
Die partiell formal hervortretenden Bereiche der Werkzeuge erwecken Neugierde und zeigen zugleich zu entdeckende Funktionalitäten auf, wie die Möglichkeiten der individuellen Portionierung und die mit dem Werkzeug gestaltbare Form des Anrichtens der Speise. Es bietet Werkzeuge zur Förderung von Interaktion, Kommunikation und des Teilens von Speisen während des Essens. „TAG“ soll anregen die soziale Praxis des Essens zu revitalisieren und eine bewusstere und achtsamere Beziehung zu Nahrung und ihrer Gesellschaft zu schaffen. Es fordert Nutzer*innen auf gesellig und kreativ zu sein.
Su(n)spend
„Su(n)spend“ ist eine interaktive Leuchte, die das Sonnenlicht in den Innenraum bringt. Die zwischen Boden und Decke hängende Leuchte ist durch schmale Bänder miteinander verbunden. Zieht der Benutzer an diesen Bändern, ähnlich wie an einer Jalousieschnur, steigt das Licht von „Su(n)spend „vertikal zur Decke auf oder sinkt wieder ab. Während sich das Licht bewegt, durchläuft es ein Farbspektrum, das die Farben des Himmels widerspiegelt. Es wechselt allmählich von hellem Weiß am höchsten Punkt zu warmen, gedämpften Tönen am niedrigsten Punkt. „Su(n)spend“ wird strategisch vor einem Fenster platziert. Eine Solarzelle auf der Rückseite der Leuchte sorgt für eine autarke Stromversorgung und verstärkt die erlebbare Verbindung von Natur und Technik. Die Endlosschleife des Gürtels von „Su(n)spend“ ist eine symbolische Darstellung des ewigen Sonnenzyklus und bietet ein taktiles und emotionales Erlebnis durch die dynamische Reaktion auf die Reise der Sonne und die tiefe Verbindung von Licht und Raum.
Geplante Obsoleszenz, Problem oder Chance?
In der praktischen Untersuchung einer Waschmaschine führte der Defekt eines elektrischen Bauteils von 0,000839 kg zu einem kaum recycelbaren Berg Schrott von über 60 kg. Die praktische Recherche zeigte, dass dieser Defekt kein Einzelfall ist: Wurde hier die Lebensdauer absichtlich verkürzt oder der Alterungsprozess und Verschleiß gar nicht erst in die Gestaltung mit einbezogen? Zweites war hier der Fall. In der praktischen Arbeit wurden daher die Faktoren untersucht, die zum Verschleiß von Waschmaschinen beitragen und nach Lösungsansätzen gesucht. Wichtig war es dabei, ein Konzept und Design zu entwickeln, das von Firmen wirtschaftlich umsetzbar ist und einen realen Wandel vorantreiben kann. Das Ergebnis ist die Waschmaschine M_ALPHA, die für Miet- und Sharingsysteme konzipiert worden ist. Die wesentlichen Aspekte der gestalterischen Arbeit lagen auf der Reparierbarkeit der Maschine, dem Austausch von Elementen und Bauteilen, der Trennung von Materialien und der Recyclingfähigkeit.
Free-Floating Objects
Ein frei bewegliches Sitzmöbel für den öffentlichen Raum, welches einlädt, diesen für individuelle Momente der Naherholung zu nutzen. Der Stuhl ist als ein öffentliches Eigentum zu verstehen und soll Vertrauen und Wertschätzung gegenüber den Nutzer*innen des öffentlichen Raumes ausdrücken. Um eine regelmäßige Wartung zu erleichtern, müssen nur zwei Schrauben gelöst werden, um die Einzelteile voneinander zu lösen. Ein zentrales Verbindungselement aus gegossenem Aluminium fixiert die Rohre an Sitzfläche und Rückenlehne. Diese sind aus wetterfester Douglasie gefräst.