Sophia Stoewers Diplomarbeit “Four Mothers” untersucht frühkindliche Strategien zur Stressbewältigung, um sie für Erwachsenen im Alltag integrierbar zu machen. Die entstandenen Objekte sind Werkzeuge, die den eigenen, bereits vorhandenen Pool an Strategien zur Stressbewältigung erweitern: Eine superschwere Decke simuliert hautähnlichen Körperdruck; ein rhythmisch schnurrender, torsoförmiger Arm hält den Körper und reguliert die Frequenz des Herzschlags; vier verschiedene Schmuckstücke motivieren zum Nuckeln und stimulieren so das parasympathische Nervensystem; ein Spiegel zeigt einen immer ein bisschen glücklicher, als man eigentlich ist, und bringt einen dazu, Situationen positiver zu bewerten.
Während die Figur der Mutter als Symbol für eine primäre Bezugsperson fungiert, die mit einem Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit assoziiert wird, provoziert “Four Mothers” Fragen nach Betreuungsarbeit, Zuneigung und Intimität in Zeiten von körperlicher Distanzierung und Digitalisierung.
Kategorie: design research
ACTIVE DESK
ACTIVE DESK ist ein Ergebnis aus der Auseinandersetzung mit neuen Lern- und Arbeitsumgebungen. Orte an denen wir leben, lernen und arbeiten, unterliegen einer steten Weiterentwicklung. Unsere physische Umgebung passt sich dementsprechend immer mehr an neue Anforderungen und Bedürfnisse an und wird zusehends mobiler, digitaler und hybrider.
Im Entwurf des ACTIVE DESK wurden diese neuen Anforderungen verstärkt berücksichtigt. Der Tisch wurde auf grundlegende, an- und abmontierbare Teile reduziert, die durch eine einfache Handhabung in der Höhe und Richtung angepasst werden können, um so die Mobilität, Flexibilität und die Ergonomie der Nutzer*innen zu gewährleisten und zu (be-)fördern.
Kind Sein / Being A Child
Trotz gegenwärtiger Genderdebatten werden Kinder bereits vor der Geburt und durch die Auswahl von Spielzeug in das gesellschaftliche Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit sozialisiert.
‘Kind Sein’ ist ein gendersensibles Spielkonzept, das ein Kontext- und Rollenspiel ohne Stereotype und binär geschlechtlicher Botschaften erlaubt. Es stellt ein Angebot für Kinder dar, frei von vorgeschriebenen Spielhandlungen Geschichten zu erleben und Rollen einzunehmen. Vier beidseitig bespielbare Spielaufsteller sind thematisch an geschlechtsstereotypische Spielthemen angelehnt, jedoch frei von Gendercodes gestaltet. Rollen, Handlungen und Funktionen von Spielelementen können somit frei interpretiert und kombiniert werden. Ein Set von interpretativ-offen gestalteten Werkzeugen, sowie universale Bausteine kommen verbindend für alle Aufsteller dazu. Konzipiert für Kitas ist das Spiel unabhängig von Alters- und Entwicklungsstufen, hat diverse Interpretationen angeregt und Kindern vielfältig Spaß bereitet.
Urban Coolspot Project
Inspiriert durch traditionelle Ansätze zur Verdunstungskühlung wird anhand des Entwurfs das Potenzial von Ton im städtischen Kontext zur Schaffung eines kühlen Mikroklimas untersucht. Damit wird das Problem der starken Versiegelung des städtischen Raums angegangen. Der „Urban Coolspot“ ist eine modulare Struktur, die Regenwasser speichert und es zur aktiven Kühlung durch Verdunstung wieder an die Umgebung abgibt. Wasser wird über die poröse Materialstruktur der Tonmodule aufgesogen und durch die Kapillarwirkung im Material verteilt. Die wärmere Umgebungsluft wird durch das langsam verdunstende Wasser gekühlt. An heißen Sommertagen trägt der Wind die feuchte Luft durch die Häuserschluchten und verbessert den Komfort der Nachbar*innen. Es handelt sich um eine skalierbare Klimaanpassungsmaßnahme, die das Problem von Städten als Hitzeinseln aufgreift und keine teure Sanierung oder Energieversorgung erfordert. Das Projekt lässt sich flexibel als temporäre oder dauerhafte Maßnahme umsetzen.
UPPA
UPPA beschäftigt sich mit der Suche nach Alternativen für die konventionell genutzten Materialien in Sneaker Uppern, den Oberteilen der Schuhe.
Sneaker vereinen viele Materialkombinationen und Verarbeitungstechniken, wodurch sie schwer zu reparieren und zu recyceln sind. In der Industrie werden vegane Lederalternativen auf Erdöl-Basis als nachhaltig deklariert, während Monomaterial-Sneaker ein Recycling ermöglichen, welches die Abhängigkeit von Plastik exponentiell steigert…
Inspiriert durch studentische Arbeiten und bedingt durch die Corona-Pandemie mit ihren einhergegangenen Einschränkungen wurde der Fokus des Projektes auf das Experimentieren mit Materialien und die Herstellung von eigenen Materialien gelegt.
In über 130 Experimenten mit Bio-Plastik-Rezepten sind Materialien mit verschiedensten Eigenschaften entstanden, die als kompostierbare Alternativen zu Ledern/Kunstledern, Verstärkungen und Schaumstoffen genutzt werden können.
Fontana della terazza sul lago, allegro molto
Die Installation ‚Fontana della terrazza sul lago, allegro molto’ zeigt eine kritische Auseinandersetzung rund um die aktuell geführte Abrissdiskussion um das Cafe Seeterrassen im Hamburger Park Planten un Blomen.
Der unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführte Planungsprozess, wurde für die Dauer der Graduate Show an die HFBK transferiert. Drei verschiedene Modelle, die weniger eine maßstabgetreue Skalierung meinen, als einen Versuch Gefühle, Machtpositionen, Bizarres und Entsetzliches der Parkhistorie sichtbar zu machen, korrespondierten auf dem HFBK Vorplatz.
Das Café Seeterrassen wurde in Form eines Kuchenmodells gezeigt, die dem Café Seeterrassen benachbarten Wasserlichtspiele wurden als stimmungsgebenden Moment aus einem Pool und Fontänen nachgestellt und eine Stellwand verlinkte die Parkgründung in die Zeit des Nationalsozialismus.
Mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises der HFBK e.V.
Nature’s Service
Nature’s Service ist ein selbstversorgendes System aus Tonmodulen. Sie bieten Raum und Wasser für städtische Flora und fördern unter anderem den Biodiversitätsgrad im Kontext Stadt.
Die Grundform eines jeweiligen Moduls ermöglicht eine vertikale Stapelung und das Auffangen von Regenwasser. Mithilfe eines integrierten Bewässerungsprinzips können die Module sich zwischen 3-4 Wochen eigenständig mit Wasser versorgen. Bis zu 70% des Wassers kann damit im Vergleich zum herkömmlichen Gießen eingespart werden – eine Eigenschaft, die immer relevanter für Städte mit stetig steigenden Temperaturen wird.
Enjoyable Kitchen
In der Küche mit schmutzigen Händen Wärmequellen richtig einzustellen, ist mitunter kompliziert. Außerdem können wir die Temperatur der Kochutensilien und Wärmequellen, die beim Kochvorgang verwendet werden, aufgrund fehlender Informationen nicht in Echtzeit erkennen.
In „Agung“ kann der Benutzer nun die Wärme fernsteuern, indem er über Gesten mit dem Computerunterstützten Kochherd interagiert. Das Händefächeln, diese besondere Geste, mit der der Mensch seit jeher mit dem Feuer interagiert, wird zur Schnittstelle für die Regulierung moderner Wärmequellen. Diese intelligente Wärmequelle informiert den Benutzer über die Temperatur der verwendeten Küchengeräte und Herdplatten in Echtzeit durch die Intensität von Licht und Ton. Farben und Klang orientieren sich dabei an den bekannten Mustern von Lagerfeuern.
Mit Hilfe von Sensoren und künstlicher Intelligenz können wir Interaktionen mit dem Feuer erleben, die in der menschlichen Erinnerung verwurzelt sind, und durch das Fächeln mit der Hand ihre Wärme, das Licht und den Klang des Feuers in der Küche wiedererlangen.
(B)OTHERING
(B)OTHERING ist die Störung des Bekannten durch das Begegnen von Wesen in ihrem Anderssein. Als Methode wird das Bekannte erst als solches im Kontrast sichtbar um dadurch selbst wieder fremd werden zu können. Störungen initiieren dabei Handlungspotenziale und ermöglichen ungeahnte Transformationen. Verwickelt in Koexistenz und Kollaboration mit unseren pflanzlichen Partnern begibt sich (B)OTHERING auf die Suche nach einer gemeinsamen Kommunikation mit diesen Akteur*innen und Aktivitäten. Durch interdisziplinäre Observationen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, wird das gemeinsame Werden von diesen Entitäten kartiert. “Selbstabdrücke”, Fotogramme, Bilder auf lichtempfindlichen Substanzen und lebende Artefakte zeugen von diesen Erkenntnissen und Inter- und Intraaktionen. (B)OTHERING zeigt damit Wege auf, sich kritisch zu positionieren, Design in seiner Mittlerfunktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu testen und es als Reflexion des Gewohnten im Ungewohnten zu begreifen.
MySign
In unserer Gesellschaft erlangen Konzepte, die Biodesign-Strategien verfolgen, immer mehr Aufmerksamkeit. Sie leiten ein Umdenken der Öffentlichkeit ein und wirken dem steigenden Konsum kurzlebiger Produkte entgegen.
Basis dieses Projektes sind Pilze, deren Hyphen (feine wurzelähnliche Fäden) zur Nahrungsaufnahme organische Substanzen durchdringen und vernetzen. Die Gesamtheit der Hyphen bildet das Myzel: ein Netzwerk, das als Basis der gestalterischen Auseinandersetzung in diesem Projekt dient. Durch Kombination des Myzels mit organischen Materialien, wie zum Beispiel Buchenspäne oder Rapsstroh, entsteht nach einer festgelegten Wachstumszeit ein stabiler Werkstoff, der mit dem Material MDF vergleichbar ist. Ein in Schlauchform vernähter Stoff definiert das Wachstum in Gestalt einer Hyphe. Alle im Projekt verwendeten Materialien machen komplexe Recyclingprozesse überflüssig und können umweltgerecht kompostiert und als Dünger verwendet werden.