Radschu

Helen Wiehr

Juli / July - 2018

Hochschule der Bildenden Künste Saar

Kurzbeschreibung

Entworfen wurde ein individueller Radschuh für Profisportler nach dem Cradle to cradle Prinzip. Er besteht aus einer individuell angepassten Carbon Sohle, einem 3-D-gestricktem Innenschuh aus Merinowolle und einem Schaft aus beschichtetem Stoff. Der Schuh ist so konzipiert dass er sortenrein getrennt und daher möglichst gut recycelt werden kann.

Was ist das Thema?

Die Themen Individualität, Innovation und Nachhaltigkeit wollte ich in diesem Produkt zum Ausdruck bringen. Eine Gesellschaft ändert sich nur dann, wenn die Menschen, die eben in dieser Gesellschaft leben, sich in eine andere Richtung bewegen. Dazu braucht es Individualisten, die anders denken und Vorbilder, um viele Menschen zu erreichen. Individualität soll daher nicht Egoismus oder Selbstbestimmung verkörpern, nein, sie soll dazu anregen, selbst Verantwortung zu übernehmen und sich seiner Rolle in der Gesellschaft bewusst zu werden. Der Sportler ist eine Person des öffentlichen Lebens und für viele Menschen etwas Bewundernswertes. Er kann er die Menschen für mehr Nachhaltigkeit begeistern.

Warum sieht es so aus?

Die Aufteilung des Schuhs in Innenschuh und Außenschuh ist aus Gründen der sortenreinen Trennung entstanden. Der Außenschuh dient dazu, dem Fuß Stabilität zu geben und vor Witterung zu schützen, während der Innenschuh den Fuß komfortabel einbettet. Die Sohle, bei der es auf optimale Passform und Kraftübertragung ankommt hat einen reinen funktionellen, ergonomischen Charakter. Die Seiten der Sohle wurden hochgezogen, um eine bessere Kraftübertragung zu ermöglichen. Durch offene Gestaltungsmöglichkeiten soll eine Identifizierung mit dem Produkt zu erreicht werden. Die TPU-Strukturen und Farbkombinationen lassen daher Freiraum für individuelle Wünsche. Der Prototyp ist nur ein Präferenzvorschlag.

Was ist das Besondere?

Die Funktion des Radschuhs sollte auf keinen Fall Einbüßen aufweisen, im Gegenteil. Das Produkt soll durch zeitgenössisches Design und durch Innovationen überzeugen und gleichzeitig regionale Unternehmen fördern. Da Handarbeit hierzulande sehr kostspielig ist und die Ausbildungsstätten im Schuhhandwerk immer rarer werden, wurde der 3D Druck zum erwählten Produktionsverfahren. Die einzelnen Schritte wurden aber weiterhin mit einem orthopädischen Schuhmacher aus dem Saarland (Schuhmanufaktur Herges) abgesprochen. Seine Expertise und Erfahrung sind durch kein digitales Verfahren zu ersetzen, weshalb dieser Beruf auch in Zukunft von enormer Bedeutung sein wird. Durch das digitale Verfahren können Einzelanfertigungen in Deutschland relativ günstig hergestellt werden. Sowohl die Leiste als auch die Sohle, der bedruckte Stoff und die Schutzelemente sind mit diesem Verfahren erzeugt worden. Zu hoffen ist, dass in Zukunft immer mehr auf dieses Verfahren gesetzt wird, sich dadurch die Materialkosten reduzieren und auch mehr in Materialforschung investiert werden kann und das Schuhhandwerk somit weiter bestehen wird.

Was ist neu?

Neu ist der komplette Aufbau des Schuhs. Die Trennung in Innenschuh und Außenschuh ist eine neue Herangehensweise und führt einerseits zu mehr Nachhaltigkeit, andererseits auch zu weniger Handarbeit. Der Innenschuh mit dem sogenann- ten 3D-Strickverfahren aus 100% Merinowolle erzeugt werden, was bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nie versucht wurde und daher etwas völlig neuartiges ist. Und durch das 3D-Strickverfahren kann ein kompletter Innenschuh ohne zusätzliche Nähte generiert werden, der mit unterschiedlichen Strickmustern in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Eigenschaften bekommt. Neu ist auch die Tatsache einen Maß-Sportschuh mit Hilfe eines digitalen Verfahren zu herzustellen, der zudem nachhaltig und regional hergestellt wird.