Mattering

Amelie Graf

Juni / June - 2020

Universität der Künste Berlin

Master of Arts

Kurzbeschreibung

Die Meal Bag ist eine essbare Lebensmittelverpackung. Ihre Inhaltsstoffe gleichen denen von Papier, sind aber essbar. Sie ist luftdicht und bis zu einem gewissen Grad gegen Feuchtigkeit resistent. In heißem Wasser löst sich die Verbindung des Stoffs und kann einfach der Mahlzeit beigemischt werden. Da einer ihrer Hauptbestandteile Maisstärke ist, fungiert sie beim Kochen als Soßenbinder. Sie ist wie Brot ein Ballaststoff- und Energielieferant. Die Verpackung wird Teil der Nahrungskette, statt Gefahrgut. Das Material ist essbar, am Heimkompost rückführbar, es verwittert innerhalb kurzer Zeit, lässt sich erneuern und wieder verwerten. Es bietet viele Möglichkeiten den natürlichen Stoffkreislauf zu schließen und trotzdem spontan agieren zu können.

Was ist das Thema?

Laut Umweltbundesamt fielen im Jahr 2017 ca. 107 Kilogramm Verpackungsmüll pro Privatperson an. Nur 49,7 Prozent der Kunststoffverpackungen wurden recycelt. Trotzdem scheint es, dass vor allem im Lebensmittelbereich immer mehr Plastikverpackungen verwendet werden. Alternative Shopkonzepte, wie Unverpackt-Läden, sind Wegweiser in einen verpackungsfreien Alltag. Leider lässt sich dieses Konzept für viele Menschen nicht ganz einfach in den Arbeitsalltag integrieren. Es fordert vorauszuplanen und geeignete Behälter für lose Lebensmittel in der Tasche zu haben. Die Meal Bag bietet einen Mittelweg. Sie dosiert, schützt den Inhalt vor äußeren Einflüssen und ist luftdicht. Da sie essbar ist, kann sie beim Kochen, nach dem ersten Gebrauch verwertet werden. Vor dem Verarbeiten wird sie wie Gemüse einfach gewaschen und bildet dann bspw. die Basis für Soßen. Dadurch lässt sich nachhaltiger Konsum auch spontan umsetzen. Der*die Endverbraucher*in kann entscheiden wie er*sie den Materialkreislauf schließen möchte. Wichtig ist dabei, dass die enthaltenen Bausteine für das Wachstum im Material nach dem ersten Gebrauch zirkulieren können. Das Konzept der Meal Bag kann dazu beitragen das Verhältnis zu Verpackungen weiter zu überdenken und die Wertschätzung Materialien gegenüber zu steigern. Durch sie kann auch das Umweltbewusstsein derer gestärkt werden, die sich nicht die Zeit für Veränderung nehmen können.

Warum sieht es so aus?

Die Meal Bag besteht aus einer Folie des im Projekt „Mattering“ entwickelten Materials. Es ist leicht durchsichtig, damit ersichtlich ist was darin enthalten ist. Es ist auch möglich die Meal Bag farbig und undurchsichtig zu produzieren. Eine Papierbanderole kann zusätzlich zur Kennzeichnung und als Schutz beim Anfassen des Produktes verwendet werden, ohne dabei zusätzliche Stoffe einzusetzen. Bei der Penne All’Arrabbiata Meal Bag gibt es zwei Kammern im Produkt, damit die Nudeln und die Gewürze für die Soße sich nicht vermischen. Zu ihr gibt es einen Rezeptflyer, der durch eine kleine Bildfolge schnell ersichtlich zeigt, wie die Penne All’Arrabbiata zubereitet werden können.

Was ist das Besondere?

Ausgediente Plastikverpackungen aus fossilen Rohstoffen sind eine Gefahr für ganze Ökosysteme. Ein Teil davon wird zwar recycelt, der Großteil jedoch oft verbrannt oder verschifft, wobei die Materialien ihren Platz auf riesigen Müllbergen finden oder ins Meer geraten. Oft landet Verpackungsmüll unachtsam in der Natur und beeinflusst die Umwelt negativ. Da die Meal Bag für einen zweiten Gebrauch als Lebensmittel gedacht ist, kann mit ihren Einsatz systembelastender Verpackungsmüll vermieden werden. Selbst bei Materialien, wie gepriesene Biokunststoffe (bspw. PLA), kann aufgrund der Manipulation der Inhaltsstoffe die vollständige Zersetzung in der freien Natur bis zu 80 Jahre dauern. Nur spezielle Bakterienkulturen in industriellen Kompostanlagen sind in der Lage die Stoffe schnell zu verwerten. Bei den Ausgangsmaterialien der Meal Bag handelt es sich hingegen um native Stoffe, die nicht modifiziert werden und wie Tests zeigten, sich in freier Natur innerhalb weniger Wochen zersetzen. Möchte der/die Verbraucher/innen die Verpackung nicht als Lebensmittel verwenden, kann sie im Biomüll oder am Kompost entsorgt werden. Mit dem Biomüll kann sie schließlich zur Energiegewinnung in Biogasanlagen dienen und dabei helfen fossile Energieträger zu ersetzen. Im Kompost wird das Material durch die darin lebenden Mikroorganismen zersetzt und wieder zu wertvollen Humus recycelt. Dieser bietet Nährboden für neue Pflanzen, die wiederum Kohlendioxid durch ihre Photosynthese in Sauerstoff umwandeln und als neue Rohstoffe dienen können. Treibhausgasemissionen durch Transportwege möglicher Abfallprodukte können dadurch minimiert und die Entstehung von Neuem gefördert werden. Außerdem sind die verwendeten Rohstoffe variabel. Damit kann gewährleistet werden, dass die Meal Bag regional produziert wird und im Vorfeld weite Transportwege und die damit verbundenen Emissionen vermieden werden. Nicht zuletzt unterstützt das Produkt umweltfreundliches Verhalten der Verbraucher/innen und regt diese an, sich mit der Mülllast durch Verpackungsmaterial auseinanderzusetzen und über den Einsatz natürlicher Rohstoffe, sowie deren Verwertung nachzudenken.

Was ist neu?

Die eigene Recherche ergab, dass bereits Konzepte für essbare Verpackungsprodukte existieren, die beispielsweise auf Algen basieren. Einen Burger umwickelt, können sie einfach mitgegessen werden. Die Meal Bag hingegen übernimmt eine unentbehrliche Rolle beim Kochen der verpackten Mahlzeit und ersetzt einen Teil des Inhalts. Durch das Kochen und Erhitzen der Verpackung kann möglichen Hemmungen sie zu verzehren entgegengewirkt werden. Zudem werden eventuell entstandene Keime etc. durch das Erhitzen abgetötet. Das Material hat bis auf eine leichte Süße kaum Eigengeschmack und bietet in verschiedenen Rezepten vielfache Möglichkeiten der Anwendung. Das Penne All’Arrabbiata oder das Porridge Rezept sind nur erste Annwendungsbeispiele. Wird die Meal Bag als Lebensmittel anerkannt, können die verwendeten Rohstoffe doppelt genutzt. Die Einfachheit der Meal Bag ermöglicht es auch, Verbaucher/innen zu erreichen, die sich nicht aktiv mit dem Thema Umwelt- und Klimaschutz befassen. Das Produkt setzt dort an, wo es schwer fällt sich umzustellen und kann es ermöglichen nachhaltig zu konsumieren, wobei auf Spontanität und Genuss nicht verzichtet werden muss.