mono

Das physische Musikalbum mit Tonträger, Booklet und Verpackung in eigenständigem Corporate-Design war über Jahrzehnte ein zentrales Produkt auf dem Musikmarkt und ein Standardcontainer für Musikveröffentlichungen. Die Rezeption von Alben basierte nicht allein auf der Wiedergabe der Musikstücke, sondern auf einem ganzheitlichen und visuell ausgearbeiteten Produkt, das verschiedene Ebenen künstlerischen Ausdrucks bot. Heute besitzen Rezipienten kaum noch Abspielgeräte für physische Musikmedien. Wenn überhaupt, werden diese oft als Fanartikel verkauft und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nie zugeführt. Ein neu entwickeltes – digitales oder physisches – Produkt wäre hier, auch aus ökologischer Sicht, eine sinnvolle Entwicklung.

Das Device-Konzept „mono“ soll es Musikhörer*innen und -fans ermöglichen, Musik wieder ganzheitlich und auf einer haptischen Ebene zu erleben. Gleichzeitig wird die im Verschwinden begriffene Kultur des Musikauflegens in eine zukunftsfähige Form gebracht.

http://henningoskamp.de/mono/ 

pw: pesto

Layers of Value

„Layers of Value“ ist ein reproduzierbares System, das die Möglichkeit bietet, Textilien und Materialien aus Industrieabfällen wie „deadstock“ und „pre consumer waste“ in einen weiteren Produktzyklus einzubeziehen. Dazu werden vorhandene Meterware und Garnreste in Schichten kombiniert und mittels bekannter Technologien, beispielsweise Stickerei, miteinander verbunden. Auf diese Weise entstehen neue Qualitäten, die zu limitierten Editionen verarbeitet werden können. Ich reagiere damit auf die aktuelle Situation unserer Textilindustrie.

Enthaltene Materialien und Komponenten: Mischtextilien – Fasermischungen, die nicht oder nur mittels hoher chemischer Belastung getrennt werden können. Pre-Consumer-Waste – Produktionsabfall, der bei der Herstellung von Textilien entsteht. Garnreste auf Konen. Überproduktion aus der Heimtextilbranche – Textile Flächen mit verschiedenen Fasermischungen, Konenabfall.

Das Projekt umfasst eine Prototypen-Bibliothek.

Eine Veränderbare Gestaltung

Eine veränderbare Gestaltung, der die Möglichkeit der individuellen Aneignung von Produkten zugrunde liegt, schlägt einen auf Improvisation basierenden Gestaltungsansatz nach der Produktion vor. In dieser Arbeit wird der starre Gegenstand, wie wir ihn kennen, hinterfragt und aufgezeigt, wie ein und die selben Materialien unterschiedliche Formen und Funktionen annehmen können. Durch Einbeziehung der Nutzenden in diesen Prozess wird eine im und durch den Gebrauch veränderbare Gestaltung möglich. Müssen Produkte in einer Welt, die sich permanent verändert, noch 50 Jahre in ein und derselben Form bleiben? Oder sollten sie sich anpassen und wandeln können?

Wolllage

Im Rahmen des Projekts wurden Potenziale in der Verarbeitung regionaler Schafswolle recherchiert und aufgezeigt, da diese in den letzten Jahren einen starken Wertverlust erlitten hat. In einer intensiven Recherche wurden stellvertretende Akteur*innen entlang der „Wollkette“ besucht und befragt. Die entstandenen Erkenntnisse wurden multimedial und haptisch aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Kemafil®-technologie (Koop. STFI Chemnitz) wurde genutzt, um aus Wolle von unterschiedlicher Qualität Stränge herzustellen, die als Halbzeug weiterverabeitet werden können. Gefasst in einer textilen Hülle ergeben die Stränge „Wolllage“, eine flexible Polsterlage. Je nach Einsatzbereich werden verschiedene Eigenschaften der Wolle wie Schalldämmung, Isolation, Polsterung oder Luftfilterung genutzt. Die Wolle lässt sich als Klimavorhang an der Wand, als Futon auf dem Boden oder zusammengerollt als Pouf nutzen.

Toastbrot

Was haben Toastbrot, weiße Wände, der Stuhl Nr. 14 von Thonet, ein Schiffscontainer und der Monoblock gemeinsam?

In meiner Arbeit „Toastbrot – Fragmente einer Designgeschichte“ wird die Geschichte der Industrialisierung von Brot nacherzählt und zugleich die Effekte beleuchtet, die im Verlauf der Moderne auf das Produktdesign von 1900 bis heute eingewirkt haben. Im direkten Vergleich mit stereotypen Designobjekten wie z. B. Stühlen, wird deutlich: „Food can be called a design object just like any other artefact.“ (Honey & Bunny) 

Indem die Objektbiografie eines alltäglichen Lebensmittels in den Mittelpunkt gestellt wird, sollen bestehende Konventionen der Designgeschichtsschreibung aufgebrochen und darüber hinausgehende Aspekte von Food- und Produktdesign verdeutlicht werden. Der Untersuchungsgegenstand „Toastbrot“ ermöglicht es auf einfache Weise, Schlüsselkonzepte der Designgeschichte und -theorie darzustellen und diese (hier und da) aufs Korn zu nehmen. Zugleich versteht sich die Arbeit als Vermittlerin für die Designdisziplin.

The Essence of Biocement

Biozement wird mithilfe von Bakterien hergestellt, die recycelte Ziegelsteine mit Calciumcarbonat verbinden. Die Produktion erfordert keinen Brennvorgang und emittiert kein CO2. Biofabrikation und 3D-Druck ermöglichen es, dem Material eine neue Form zu geben. 

In dem Projekt wurden die essenziellen Eigenschaften von Biozement untersucht und zur Herstellung eines Sitzmöbels verwendet. Der Stuhl besteht aus drei Profilen und wurde entwickelt, um Forschungsergebnisse durch Design zugänglicher zu machen.

Die Würde des Materials

Theoretische Überlegungen zu einer ökologisch lesbaren Ästhetik werfen die Frage nach der Würde des Materials auf. Ökologische Materialien galten lange nicht als „designwürdig“ und wurden deshalb einer eher konventionellen Ästhetik angepasst. Wie werden solche Materialien wahrgenommen, wenn die Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit wächst? 

Das Projekt ist den Materialien als Informationsträger gewidmet. Anhand einer kuratierten Materialsammlung werden Potenzial und Grenzen ungefärbter, umweltverträglicher Fasern hinsichtlich ihrer Gestaltbarkeit erforscht. Sammlung und Entwurfsarbeit basieren dabei auf klaren Kriterien: Die Fasern sind nicht veredelt, nicht kaschiert, zudem ökologisch, recycelt, ressourcensparend und von regionaler Herkunft. Durch den Verzicht auf veredelnde Nassprozesse werden zusätzlich Ressourcen gespart. Textilien aus recycelbarer Monofaser, biologisch abbaubarer Recyclingfaser oder aus trennbarer Konstruktion ergänzen die Sammlung und dienen der Neuinterpretation einer ehrlichen, ökologischen Ästhetik.

Hayat am Donnerstag

In enger Zusammenarbeit mit dem Frauentreff von „Unserhayat“ im Kulturzentrum „Passage 13“ in Halle-Neustadt ist ein interdisziplinäres Projekt in den Bereichen Mode- und Textildesign entstanden. Aus dem Anliegen, gestalterische Prozesse abseits des Universitätskontexts im Sinne gemeinschaftlicher Arbeitsweisen zu untersuchen, entwickelte sich parallel zum Frauentreff ein Kurs für textile Handarbeiten, der von uns initiiert und begleitet worden ist. Dabei sollte dem Austausch stets genügend Raum geschenkt werden, um Inklusion durch selbst bestimmtes Handeln zu fördern. Die so entstandenen Gespräche haben unsere Arbeit entscheidend geprägt: Sie inspirierten uns im Prozess der gestalterischen Übersetzung ebenso wie bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit unserer Position. Entstanden sind Rauminstallationen, die ein Hybrid zwischen Mode, Skulptur und textilen Künsten darstellen und Gedanken und Gefühle in Gestalt von Stickereien und Textildruck zum Ausdruck bringen.

Special Kitchen

„Special Kitchen“ setzt es sich zu Ziel, Menschen mit geistiger Behinderung den Zugang zum eigenständigem Kochen und zu gesunder Ernährung zu erleichtern. Der menschennah entwickelte Entwurf ist ein didaktisches Konzept zum einfachen Kochen lernen mit den Hilfsprodukten “KOCH x WAS” und “MISS x WAS”. Dieses Bechersystem zum Kochen vereint die visuelle Unterstützung mit der Portionierungshilfe und vereinfacht die Orientierung im Kochprozess. Durch den Entwurf KOCH x WAS wird das Zusammenstellen von eigenen Gerichten und das Erlernen von Fähigkeiten beim Kochen einfach gestaltet und ermutigt Menschen mit geistiger Behinderung aktiv am Kochen teilzuhaben. Mit MISS x WAS wird die schwierig lesbare Skala eines Messbechers durch auswechselbare Kärtchen ersetzt, die das Abmessen durch den Fokus auf eine Messhöhe ermöglichen.

Velocity

„Velocity“ verbessert die Fahrradmitnahme in S-Bahnen, um den Umstieg auf nachhaltige Mobilität durch die attraktive Kombination von Fahrrad und Bahn zu fördern. Durch ein in seinem Grundriss optimiertes Fahrradabteil mit separaten Türen zum Ein- und Aussteigen, wird ein effizientes paralleles Ein- und Ausladen der Fahrräder trotz schneller Zugtaktung und kurzer Haltezeit ermöglicht. Klar definierte Bodenzonen und Wegeführung sorgen für reibungslose Abläufe, selbst bei hoher Auslastung der Züge im Berufsverkehr. Eine Funktionswand aus flexiblen und weichen Elementen erfüllt die dynamischen Anforderungen im S-Bahnbetrieb und ermöglicht ein geordnetes und platzsparendes Abstellen der Fahrräder ebenso wie ihr aktives Manövrieren. Geschraubte Verbindungen und die Verwendung von Bioschaumstoff ermöglichen eine sortenreine Trennung und das Recycling der verwendeten Materialien. Der Prototyp wurde mit Hilfe von Polyurethan umgesetzt.