GRAT

Der Stuhl „GRAT“ erfüllt kompromisslos die Erwartungen an den Werkstoff Gusseisen. Angussreste, Gräte und Schleifspuren zieren als Relikte des Sandgusses die rohe Oberfläche des Sitzmöbels. Im Kontrast zur Schwere des Materials reizt das dünnwandige Profil der Stuhlbeine die technischen Möglichkeiten des Umformverfahrens aus. Die unverwechselbare Ästhetik der Gussteile wird zusätzlich durch die bewusst gesetzten Chargennummern und Signaturen unterstrichen. Da das Gestell des schlanken Stuhls aus lediglich zwei unterschiedlichen Gussteilen besteht, dem Seitenteil und dem Verbinder, ist es für die serielle Herstellung im Sandguss optimiert. Erst im Anschluss an den Guss wird durch Nachbearbeitung ein linkes und rechtes Seitenteil erzeugt. 

Sitzflächen aus Eichenholz sorgen für ein warmes Sitzgefühl. Beim Anziehen der sechs Schrauben drücken sich die konischen Dornen des Gestells in die Vollholzteile. So gehen Gusseisen und Holz eine Verbindung ein, die die gemeinsame Geschichte der gegensätzlichen Werkstoffe erzählt.

Nenu

Indem sie alte Geschlechterrollen aufrechterhalten und die Bedürfnisse von Familien mit kleinen Kindern weitgehend ignorieren, befinden sich öffentliche Wickeltische hauptsächlich in Damentoiletten und weisen Mängel in Bezug auf Hygiene, Ergonomie und Sicherheit auf. „Nenu“ – ein modernes Konzept für eine Wickelstation – fördert einen kinderfreundlichen Ansatz bei der Gestaltung öffentlicher Infrastrukturen, um die Erfahrungen von Familien bei Ausflügen zu verbessern. 

Die Station ist im halb-öffentlichen Raum zugänglich. Sie verfügt nicht nur über eine in der Höhe verstellbare und geräumige Wickelfläche, sondern auch über einen Sichtschutz für diesen intimen Moment. Eine verspieltere Anmutung und optimierte Produktstruktur bieten Komfort für Eltern und Kind und ermöglichen eine einfache Integration an einer Vielzahl von Orten. Vermehrte und sensibel gestaltete Wickelmöglichkeiten sind ein wichtiger Schritt hin zu kinderfreundlichen Städten und damit auch zu einer lebendigen und vielfältigen Gemeinschaft.

(P)OSTHAFEN

Die Spree beherbergt eine einzigartige Vielfalt an Lebewesen; zugleich ist sie eines der am stärksten bedrohten Ökosysteme in Berlin. Damit die Stadt sich ausdehnen konnte, wurden Sumpfgebiete mit Sand aufgefüllt, der Fluss begradigt, Dämme und Schleusen sperrten seinen natürlichen Lauf, Kanäle verbanden ihn mit der Stadt. 

Die Spree und ihre Ufer sind Gebiete, die durch eine Vielzahl von – teilweise widersprüchlichen – Interessen in Bezug auf Zugänglichkeit, Bewirtschaftung und Nutzung der Oberflächengewässer dominiert werden. 

Damit sich das Potenzial des Flusses und seiner Ufer voll entfalten kann, müssen neue Nutzungs- und Bewirtschaftungsmodelle entwickelt werden. Der Berliner Osthafen ist eines der Gebiete mit dem größten Verbesserungspotenzial. 

Die Arbeit stellt Entwicklungsstrategien und gezielte städtebauliche Interventionen vor, die aufzeigen, wie die Spree – im Kontext des Osthafens – ökologisch wertvoller und sozial inklusiver gestaltet werden kann.

Still Playing

Das Projekt „Still Playing“ verbindet Theorie und Praxis auf der Suche nach einem Baukastenspiel, das Erwachsene dazu animiert, etwas auszuprobieren, einzutauchen und neue Perspektiven einzunehmen. Im Entwurfsprozess nähere ich mich mit Skizzen und Modellen einem Spiel, das abseits von Anleitungen oder Zielvorgaben funktioniert: Der Bauprozess selbst steht im Fokus, der Spaß am Spiel ist Grund genug. Der finale Entwurf „Grow Up“ nimmt deshalb nicht nur Bezug aufs Erwachsensein, sondern wächst auf unkonventionelle Weise über gewohnte Geometrien hinaus. Das modulare Stecksystem aus Stäben und flexiblen Verbindern lädt ein zu einer neuen, intuitiven Art des Bauens und Spielens.

Zerstreute Aura

Das Bewusstsein kann Informationen über die Außenwelt nur durch sensorische Systeme gewinnen. Synästhesie ist ein gutes Beispiel dafür, wie die cross-modale Integration von zwei oder mehr Sinnesmodalitäten im Gehirn stattfinden kann. In den Experimenten von „Dispersed Aura“ wird erforscht, wie immersive Umgebungen und verkettete Interaktionen synästhetische Erfahrungen bei Menschen hervorrufen können, die sie sonst nicht erleben würden. Untersucht wird auch, wie solche seltenen kognitiven Prozesse mit digitalen Werkzeugen zum Ausdruck gebracht werden können. Durch die technischen und medialen Bedingungen der digitalen Interaktion ist es möglich, Ausgaben direkt und unmittelbar von einem sensorischen Bereich in einen anderen zu übertragen. Diese Informationen werden durch Bedeutungen eingerahmt, die den Kern unserer sensorischen Erfahrung bilden. Die geschaffenen Experimente sind von der Synästhesie inspiriert und ermöglichen die Erforschung unserer selbst über Zeit und Raum hinweg.

Space Vacation Structure 

„Space Vacation Structure“ ist ein Projekt, das darauf abzielt, eine geschützte Umgebung für Menschen zu schaffen, die sich kurzzeitig im Weltraum aufhalten. Das Habitat kombiniert den technischen Aspekt einer Raumstation mit dem Komfort eines Luxushotels und soll alle Annehmlichkeiten und Dienstleistungen bieten, die man von einem Resort erwarten würde. 

Im Rahmen des Projekts wurden Forschungen und Analysen zum Weltraumtourismus durchgeführt und anschließend die äußere und innere Struktur eines Habitats für Kurzzeitaufenthalte von Weltraumtouristen entworfen. Die Raumstruktur trägt den Namen UTIL, was auf Französisch „nützlich“ und auf Tunesisch „Hotel“ bedeutet. Der Name repräsentiert die Kombination aus Funktionalität und Komfort, die das Habitat bieten soll, sowie die persönliche Verbindung des Schöpfers zu seiner Kultur.

I.AH

„I.AH“ liegt der Beobachtung zugrunde, dass Einkaufswagen in urbanen Räumen häufig zweckentfremdet werden. Sie werden gestohlen, verändert – und wild irgendwo in der Gegend geparkt. Was als Missstand begriffen werden kann, kann aber auch auf ein spezifisches, unbefriedigtes Bedürfnis der Stadtbewohner*innen hinweisen. I.AH versucht deshalb eine Antwort auf dieses Bedürfnis in Form einer Symbiose aus privaten Einkaufs-Trolleys und klassischen Einkaufswagen zu geben. I.AH ist der Versuch, dem unterschiedlichen Mobilitätsverhalten der Nutzer*innen mehr als bisher gerecht zu werden und sie zu inkludieren. Eine neue Zugänglichkeit in Form eines Sharing-Angebots soll Nutzer*innen mehr Unabhängigkeit im Alltag geben, sie zur Selbständigkeit „empowern“ und eine nachhaltige Vehrkehrsmittelwahl anstoßen.

ABC

Um die Rodung von Wäldern auf ein Minimum zu reduzieren, Lieferketten so kurz wie möglich zu halten und die Produktion von Materialien zu minimieren, versucht dieses Projekt die Verwendung von Abfall- und Verschnittplatten für die serielle Möbelproduktion zu vereinfachen. 

Um das zu erreichen, wurde ein digitales System entwickelt, das den Umgang mit Platten in verschiedenen Stärken und Formaten ermöglicht. Das exemplarisch entstandene Möbelstück wurde dafür nicht 3D-konstruiert, sondern mithilfe von Rhino-Grasshopper programmiert. Die dadurch erzielte Parametrik ermöglicht es, die einzelnen Möbelteile je nach Plattenstärke einander anzupassen. Durch einen veränderten Nesting-Algorithmus können auch nicht rechteckige Restplatten verwendet werden.

artikel.drei

Das Sichtbarwerden der Menstruation – und allein das Sprechen darüber –, sind oft mit Scham behaftet. Darüber aufzuklären ist schwierig und in der öffentlichen sanitären Infrastruktur finden menstruale Bedürfnisse kaum Beachtung. Das kostenlose Bereitstellen von sanitären Verbrauchsgütern ist verpflichtend, auf Menstruationsartikel trifft dies jedoch nicht zu. Körperflüssigkeiten erfahren somit von staatlicher Seite noch keine Gleichstellung in Deutschland. 

Das Projekt „artikel.drei“ erinnert an das Versprechen des Grundgesetzes und zeigt eine neue Normalität im Umgang mit der Menstruation auf. Das Konzept adressiert drei wesentliche Aspekte für eine menstruationsfreundliche bzw. gerechte Gesellschaft: 

1. Infrastruktur: Die Sichtbarkeit und Berücksichtigung menstrualer Bedürfnisse. 

2. Aufklärung: Werbefreies und wissenschaftlich fundiertes Wissen. 

3. Nachhaltigkeit: Kostenloser Zugang zu Mehrweg-Periodenprodukten.

Compagnon

„Compagnon“ ist eine mobile und personalisierbare Leuchte, die durch den gezielten Einsatz der Lichtfarbe und der Beleuchtungsstärke die Sehkraft und die damit verbundenen motorischen Fähigkeiten von sehbeeinträchtigten Menschen unterstützt. 

Am unteren Teil der Leuchte befindet sich eine flexible und biegbare Schlaufe aus Silikon, die es möglich macht, dass die Leuchte überall montiert und den vorhandenen wohnlichen Gegebenheiten angepasst werden kann. Aufgrund des integrierten Akkus lässt sich die Leuchte flexibel einsetzen. 

Compagnon ermöglicht es, alltägliche Aufgaben und Verrichtungen, die gute Sicht und eine visuelle Kontrolle voraussetzen, trotz Sehbeeinträchtigung zu erledigen. Durch die gezielte und angepasste Beleuchtung kann Compagnon langfristig andere Hilfsmittel ersetzen. Die Leuchte wird zum selbstverständlichen Begleiter des Alltags und zum Unterstützer bei wiederkehrenden Routinen. Sie sorgt für mehr Selbstständigkeit und Selbstsicherheit – und fördert die Sehkraft.