Finalist*innen & Awards 2023

AWARDS 2023

Auch 2023 vergibt die Initiative German Design Graduates Awards. Die Preise sind jeweils mit 2.500 € dotiert, gefördert von der Stiftung Rat für Formgebung.

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AWARD winner 2023 Forschung & Transfer

(non-) local lab Beatriz Oria Lombardía

„Ausgehend von der Frage, wie Design einen Mehrwert für ein wissenschaftliches, ökologisches und gesellschaftliches Thema leisten kann, verfolgte dieses Projekt nicht nur einen interdisziplinären Forschungsansatz, sondern bezieht aktiv die Zivilgesellschaft mit ein. Die Designerin hat eine klare Mission: zu hinterfragen, welchen Beitrag sie als Designerin und die Designdisziplin für Forschung, Umwelt und Gesellschaft leisten kann. Beatrice Oria Lombardía zeigt am Beispiel des Umgangs mit invasiven Pflanzen die komplexen Zusammenhänge zwischen Umweltproblemen und unserem alltäglichen Handeln. Sie verbleibt nicht bei der Thematisierung des Problems, sondern schafft Lösungsansätze, indem sie hinterfragt, wie invasive Arten wie der Knöterich auch als Ressource genutzt werden können.
Sie verknüpft interdisziplinäres Wissen mit designbasierter Materialforschung und schafft mit ihrer Installation Raum für gesellschaftliche Beteiligung. Auf diese Weise zeigt das Projekt, wie Design Brücken zwischen Forschung und Gesellschaft schlagen kann und dabei neue Wege des Wissenstransfers jenseits gewohnter Pfade schafft.“

Begründung der Jury

© Jakob Boerner

AWARD winner 2023 Gesellschaft & Gemeinschaft

Bücheria Anna Unterstab

„Anna Unterstab erreicht mit ihrer Abschlussarbeit vieles zugleich: Sie schafft eine Sichtbarkeit für queer-feministische Themen und aktuelle Herausforderungen in Hamburg Wilhelmsburg. Sie realisiert einen analogen Raum, einen Begegnungsort für Austausch, für Selbstermächtigung, sowie gemeinsames Lernen und kollektives Lesen. Beeindruckt an dem Projekt hat uns die unkonventionelle Herangehensweise im Sinne eines erweiterten Designbegriffs, woraus nicht etwa ‚nur‘ die Gestaltung eines Produkts oder Systems hervorgeht, sondern etwas noch wesentlich Umfassenderes, tiefer Gehendes, Facettenreicheres. Mit dieser besonderen Herangehensweise hat es Anna geschafft, dass ihre Arbeit nicht als reine Vision in der Zukunft verankert bleibt, sondern tatsächlich bereits im Hier und Jetzt verortet ist und dort eine wichtige, unmittelbare Wirkung entfalten kann. Das Ergebnis ist sozusagen eine ‚reale Utopie‘, gekonnt eingebettet in bestehende Strukturen. Auf diese Weise demonstriert sie mutig und ganz konkret, in welche Richtung sich die Design-Disziplin weiterentwickeln kann — mit großem Selbstbewusstsein sprengt sie die Grenzen der Disziplin ist und welchen Vorstellungen eine Design-Abschlussarbeit vermeintlich entsprechen müsste. Nicht zuletzt verdichtet sie all das in Form einer großartigen Publikation, die sogar bald bei adocs veröffentlicht werden wird. Die Arbeit von Anna hat uns sehr beeindruckt und wir sind gespannt, wie sie die Bücheria weiterentwickeln wird.“

Begründung der Jury

© Jakob Boerner

AWARD winner 2023 Zirkularität & Nachhaltigkeit

Toxic Legacies Leila Wallisser

“Das Preisträgerprojekt Toxic Legacies von Leila Wallisser besticht in besonderem Maße durch die Art und Weise, wie Designer*innen mit komplexen Problemstellungen umgehen und sich Schritt für Schritt, teils über Umwege, Themen erschließen und aneignen. Ausgehend von der Problemstellung, wie gebrauchte Zigarettenfilter sinnvoll weiter genutzt werden könnten, führten diverse Materialexperimente zu der Frage, welchen Wert das Ausgangsprodukt selbst hat, um welchen Preis ein Recycling sich lohnt. Die Transparenz, mit der diese Umwege im Projekt beschrieben werden, und wie der Weg zum Ergebnis der Arbeit demonstriert und visualisiert wird, überzeugte die Jury. Leila Wallisser nimmt sich im Projekt der Größe des Problems an und geht nicht nur kritisch mit der Themenstellung, sondern auch mit der eigenen Arbeitsweise um. In der daraus entstandenen Kampagne ‚re:cig‘ wird ‚Recycling als Lösung für alles‘ kritisiert und das dadurch propagierte gute Gewissen und die (Selbst-)Täuschung auf charmante Weise entlarvt.”

Begründung der Jury

© Jakob Boerner

AWARD winner 2023 FOKUSTHEMA 2023 INKLUSION

Vruit Juliane Kühr

“Die Designerin, die in diesem Fall von der gesamten Jury ausgewählt wurde, hat sich in ihrer Abschlussarbeit mit einem Thema beschäftigt, für welches es einen großen Bedarf und doch noch keine gute Lösung, sondern vor allem Provisorien gibt. Das mag auch daran liegen, dass es sich um ein Tabuthema handelt. Mit Vruit entwickelte Juliane Kühr ein Produkt, das eine große Gruppe von Menschen – in erster Linie queere Paare und Singles mit Kinderwunsch – dazu ermächtigt, bei der Erfüllung dieses Wunsches auf ästhetische und lustvolle Weise zu unterstützen. Aber Vruit will nicht nur ‚die Choreographie‘, wie die Designerin den Prozess rund um die Insemination (Samenübertragung) nennt und gestaltet hat, durch das Sextoy unterstützen, versinnlichen und vereinfachen, sondern mit einem beiliegenden Heft über gesundheitliche Fragen und rechtliche Herausforderungen aufklären und zudem auf entscheidende Unterstützungsangebote hinweisen. Damit ist ihre Abschlussarbeit mehrdimensional gedacht und bringt verschiedene, auch gesellschaftlich relevante Aspekte mit ein und klärt auf. Die Designerin denkt das Produkt oder vielmehr das Thema weit über den Rahmen ihrer Abschlussarbeit hinaus und schafft es so, eine Vision für die Beantwortung der Bedürfnisse der Zielgruppe aufzuzeigen.”

Begründung der Jury

© Jakob Boerner

Finalist*innen Forschung & Transfer

(non-) local lab
Beatriz Oria Lombardía

Bauhaus-Universität Weimar

Vaporated Time
Jonathan Hase

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Info-Motion
Jiawen Yao

Kunsthochschule Berlin Weissensee

Die Bereiche praktischer, anwendungsorientierter Designforschung sind äußerst vielfältig. Das Spektrum reicht von der Materialforschung über die Exploration neuer interdisziplinärer Schnittstellen bis hin zur Entwicklung kollaborativer und partizipativer Methoden für besseren Wissenstransfer und mehr Teilhabe. 

Die Abschlussarbeiten im Bereich Forschung & Transfer durchdringen Thema und Problemstellung besonders intensiv. Die detaillierten Dokumentationen der Projekte spiegeln die so wichtige Non-Linearität im Prozessverlauf und gehen explizit auf Methoden des Recherche-, Forschungs- und Gestaltungsprozesses ein. Essenziell für die präsentierten Projekte ist die interdisziplinäre Arbeit oder die Entwicklung von konkreten Anknüpfungspunkten für interdisziplinäre Kooperationen. Besonders gelungen sind jene Projekte, die einen Transfer von Forschungsergebnissen in eine Anwendung erbringen und so diesen mit Hilfe von Designmethoden beschleunigen. 

Jury

Dr. Andrea Augsten, Strategin und Designforscherin, Innovationslabor der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH and Vorstand Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung 

Lynn Harles, Creative Engagement Manager, Museum für Naturkunde Berlin

Stephan Ott, Leiter, Institute for Design Research and Appliance 

Finalist*innen Gesellschaft & Gemeinschaft

COMMUNITY living  –COLLECTIVE design
Nikolaus Hößle

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Bücheria
Anna Unterstab

Hochschule für bildende Künste Hamburg

(P)OSTHAFEN
Jan Colomer López

Universität der Künste Berlin

Die in der Kategorie Gesellschaft & Gemeinschaft präsentierten Entwürfe haben das Potenzial, gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse anzustoßen. Die oft partizipativen Designmethoden bringen integrative Gestaltungsvorschläge im Kontext von Kultur und Gesellschaft hervor und fördern den notwendigen sozialen und politischen Paradigmenwechsel. 

Die Schritte hin zu einem besseren Zusammenleben sind sehr komplex und müssen Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen miteinbeziehen. Junge Designer*innen zeigen mit ihren Abschlussarbeiten sehr genau, wie die Vermittlung zwischen bestehenden und möglichen zukunftsfähigen kulturellen Praktiken und Prozessen aussehen könnte. 

Präsentiert wird eine große Bandbreite von Ideen – von Protest-Objekten, die auf Fehlverhalten aufmerksam machen, über futuristische Weltraumschrottsammler bis hin zu sehr konkreten Vorschlägen für ein die Gemeinschaft förderndes Zusammenleben oder Lerntools zur Förderung von ökologischen Verhaltensweisen. 

Jury

Prof. Kris Krois, Professor an der Freien Universität Bozen

Barbara Lersch, Referentin Hans Sauer Stiftung 

Tobias Trübenbacher, Designer 

Finalist*innen NACHHALTIGKEIT & ZIRKULARITÄT 

The Essence of Biocement
Friedrich Gerlach & Julia Huhnholz

Bauhaus-Universität Weimar

C.O.W. – Circular Organic Waste
Björn Naumann & Karl Anton Schinkel

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Toxic Legacies
Leila Wallisser

Weißensee Kunsthochschule Berlin

Heutzutage sind das Wissen und die Voraussetzungen, Produkte verantwortungsvoll zu gestalten, besser bekannt denn je. Die im Bereich Nachhaltigkeit & Zirkularität ausgestellten Abschlussprojekte integrieren Prinzipien der Effizienz, Suffizienz, Resilienz und Konsistenz in die Gesamtkonzeption und liefern zumeist Gestaltungsvorschläge für ein Produkt, Material oder einen Prozess. Dabei sind die jungen Gestalter*innen bestrebt, möglichst alle Stufen des Lebenszyklus zu berücksichtigen – vom Materialsourcing, über Produktion, Vertrieb, Nutzung bis hin zu End of Life, Reuse oder Reintegration. 

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Nutzung nachhaltiger Materialien und der Integration energieeffizienter Produktionsprozesse sowie einem konsequenten Denken in wirtschaftlichen, technischen und biologischen Kreisläufen. In einem frühen Entwicklungsstadium wird es zudem immer wichtiger, Nutzungsszenarien zu untersuchen und Konzepte zu berücksichtigen, die auf Langlebigkeit, Zerlegbarkeit, Reparierbarkeit oder Modularität abzielen und sich auf Form und Funktionalität eines Produktes auswirken. 

Jury

Leif Huff, Design- und Innovationsstratege der Agentur FLUID 

Dr. phil. Florian Sametinger, Leiter Forschung der Agentur KISKA 

Ronja Scholz, Expertin für Eco-Design & Circular Service Design am Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration 

Finalist*innen FOKUSTHEMA 2023 INKLUSION

COOK/ABILITY  
Marie Kurstjens

Bauhaus-Universität Weimar

Vruit
Juliane Kühr

Hochschule der Bildenden Künste Saar

Echo Bounce
Paul Ickert

Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

In diesem Jahr wurde eine außergewöhnlich große Zahl von Abschlussarbeiten eingereicht, die sich mit besonderen Bedürfnissen von Menschen auseinandersetzen und Lösungen schaffen, die mehr Teilhabe ermöglichen. 

Bemerkenswert ist nicht nur, wie viele junge Designer*innen, sich mit inklusivem Design auseinandersetzen, sondern auch die Konsequenz, mit der sie Normen hinterfragen und die betroffenen Personengruppen mit in ihre Entwurfsprozesse einbeziehen. Durch partizipative Entwurfsmethoden werden sensible Ideen und Entwürfe möglich, die das Potenzial haben, Teilhabe konkret zu fördern und Wirklichkeit werden zu lassen. Die in dieser Ausstellungskategorie vorgestellten Entwürfe ermächtigen zur Teilhabe, schaffen Alternativen, fördern Vielfalt und Pluralität.