Das Farbarchiv Pick and Mix zeigt, welches gestalterische Potenzial in Naturfarbstoffextrakten auf Zellulose-basierten Regeneratfasern steckt.
Durch Experimente und Versuchsreihen wurde dafür der Beiz und Färbeprozess auf die Ansprüche der jeweiligen Färbemittel angepasst. Mit nur vier Farbstoffen aus Reseda, Blauholz, Cochenille und Krapp entstanden Farbmischungen, welche sich abseits der bekannten Farb-Narrative von Naturfarbstoffen bewegen, um so die Verwendung dieser für viele Gestalter*innen interessanter zu machen.
Die Präsentation in Form von Sammelkarten ermöglicht es, für jeden Farbton Prognosen zu Echtheiten sowie Beschreibungen von Beizprozess, Färbevorgang und Nachbehandlung weiterzugeben. Des weiteren kann die Form zu einem spielerischen Umgang und damit zu einer leichten Annäherung an ein komplexes Thema einladen.
Sechs gewebte Stücke ergänzen das Archiv und können als Untersuchung von Farbmischungen verstanden werden.
Kategorie: textiles & leather
Symposion
Der antike Ursprung des heutigen Symposiums, könnte paradoxer kaum sein. Das Symposion, das ursprünglich eine gesellige Zusammenkunft für philosophische Gespräche war, ist fachspezifischen Vorträgen, geordneten Stuhlreihen oder anonymisierten Begegnungen im digitalen Raum gewichen.
»Symposion« verknüpft die klassische Wissenschaftsveranstaltung mit Elementen des experimentellen Happenings. Adaptive Textilien fordern als Wearables einen fluiden Wechsel der Körperpositionen zwischen Liegen und Sitzen heraus. Unterfüttert wird der Dialog – ähnlich wie im klassischen Symposion der Antike – mit Getränke und kleinen Speisen.
Ohne starre Sitzreihen wird die Trennung von Vortragenden und Publikum aufgelöst und es entsteht eine neue, gemeinsam zu erfindende Intimität. Das von den Textilien initiierte Erforschen von Körperpositionen innerhalb der Gruppe erzeugt eine antihierarchische Sphäre. Durch die ungewohnte (Uni-)Form entstehen Fragen und womöglich erste Gespräche – Das »Symposion« beginnt…
Float [ ] X
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf nachhaltiger Mobilität und insbesondere darauf, wie Materialeinsatz von Fahrzeuginnenräume reduziert und kreislauffähig gestaltet werden kann. Die genaue Betrachtung der experimentellen Entwurfspraktiken des Architekten Frei Otto diente dabei als Inspiration. Der Schwerpunkt des Entwurfs bildet ein anpassbares Innenraumsystem aus gespannten Textilien. Die Fahrzeugsitze sind dabei so gestaltet, dass möglichst wenig Materialien zum Einsatz kommen und diese am Ende ihres Lebenszyklus leicht ausgetauscht oder recycelt werden können.
Wie Lachse in die Bäume wandern / How salmon walk into the trees
Seit jeher funktioniert die Natur auf unserem Planeten in geschlossenen Kreisen. Auch Lachse und Bäume stehen in einer solchen nachhaltigen Verbindung. Auf ihrer Wanderung aus dem Meer zu den Laichgründen transportieren Lachse wichtige Nährstoffe aus den Weltmeeren bis weit ins Festland hinein. Die Wanderung, über die Flüsse, durch die Mägen ihrer Fressfeinde, durch den Boden und die Wurzeln der Pflanzen in die Bäume ist essentieller Bestandteil des Stickstoffkreislaufs großer Wälder.
Die Kollektion “Wie Lachse in die Bäume wandern” greift diesen natürlichen Kreislauf nicht nur optisch auf. Die mit Naturfarben veredelten Textilien aus dem Monomaterial Schafwolle können zu 100% recycelt werden. Zudem kann sich die Verbindung von biologischen Färbedrogen und Horn vollständig und in natürlicher Weise zersetzen, wenn die textile Kollektion in die Umwelt zurückgeführt wird. So wandern eines Tages nicht nur Lachse, sondern auch Textilien in die Bäume.
Smartguard
Paradox: Radfahrende als nachhaltige Mobility User sind am meisten gefährdet. Smartguard, ein Wearable aus Smart Textiles, erhöht deren allg. Verkehrssicherheit. Zwei vibrierende Aktoren navigieren taktil und erhöhen die kontinuierliche Aufmerksamkeit. Musik wird bei Gefahrenmeldung gestoppt. Auf dem Kopf verteilte, textile Drucksensoren ermitteln im Crashszenario Härte und Lokalisierung der Krafteinwirkung. Ein Notsignal wird autonom an Rettungsdienst und nahe Verkehrsteilnehmende gesendet. Die Smartguard-App gibt Usern zudem Auskunft über ihre Vitalparameter. So werden sowohl die präventive Sicherheit als auch Unfallrettung optimiert und Radfahren gerade in urbanen Gebieten attraktiver. Smartguard leistet technologisch innovativ einen Beitrag zur nötigen Mobilitätswende. Die Umsetzung des Konzepts erfordert jedoch eine gesellschaftliche Debatte über bedingungslosen Datenschutz und Technologieoffenheit. Das Ziel: Skepsis bei Smart Textiles abbauen und das enorme Potenzial nutzen.
Inklusion statt Konfektion / Clothing inclusion
Durch ihr selbstgeschaffenes körperliches Idealbild verwehrt die Modeindustrie erheblichen Teilen der Gesellschaft den Zugang. Besonders betroffen davon sind Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, beispielsweise wenn diese zum An-und Auskleiden Assistenz benötigen. Ziel dieser Arbeit war es daher, diesen Menschen ebenfalls den Zugang zu Produkten der Modeindustrie zu ermöglichen.
Im finalen Entwurf entstanden Kleidungsstücke, welche durch die Steigerung der Elastizität definierter Bereiche eine bessere Passform haben, und zugleich leichter an- und auszuziehen sind. Die gesteigerte Elastizität wird durch gezielte Anordnungen kleiner Einschnitte erreicht, welche mittels verschiedener Verfahren in diverse Textilien eingebracht werden können. Dieser Arbeitsschritt lässt sich problemlos in die bisherige Produktion integrieren, ohne deren Ablauf zu ändern. Der zeitliche und energetische Mehraufwand ist nur marginal höher und damit wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig leistbar.
Album Odor
In meiner Arbeit widme ich mich der olfaktorischen Erkundung von Textilien. Im feuchten Zustand, nach dem Trocknen in der Sonne oder dem Kontakt mit Rauch verändert sich der Duft eines Textils, wobei oft vertraute Gerüche entstehen, die persönliche Erinnerungen wachrufen oder erschaffen können. Stoffe, welche sehr unterschiedlich intensiv duften können, geben über ihre Aromen eine Vielzahl von Informationen über ihre Zusammensetzung, Herstellung und jüngste Geschichte ihrer Nutzung preis. Jedes Exponat wurde kontrolliert unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt und erzählt uns in nur einem Atemzug eine Geschichte durch und über seinen spezifischen Duft. Mein gestalterischer Beitrag zu den Textilien ist unsichtbar. Ohne eine Nase, die an den Stücken riecht, ist meine Arbeit unvollständig.
GERDA
Im Rahmen der Masterthesis wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt: die partielle, thermoplastische Verdichtung von PET-Vlies. Die verdichteten Bereiche des PET-Vlies dienen dabei der Stabilität, die unverdichteten Bereiche bleiben maximal flexibel und erhöhen die schon vorhandene akustische Wirksamkeit um weitere Bereiche.
In der Anwendung entstand dabei GERDA – ein leichter, robuster und vielseitig einsetzbarer Paravent. Ob im Büro oder bei der Arbeit zu Hause kann so schnell und flexibel eine akustisch hochwirksame Zonierung geschaffen werden. Neben der visuellen Abgrenzung und der akustischen Wirkung dient der Paravent bei Videokonferenzen als neutraler Hintergrund. Nach getaner Arbeit kann GERDA, ähnlich einer Yoga-Matte, zusammengerollt und verstaut werden. Das entwickelte Verfahren ist die Grundlage dieser Arbeit, der Paravent lediglich eine Anwendungsmöglichkeit unter vielen weiteren denkbaren.
Gendern ändern
Jona ist eine genderneutrale Tasche. Ein Konzept und Denkanstoss zur traditionellen Handtasche. Der Begriff Handtasche bezieht sich nicht auf die Art des Tragens, sondern ist dem Format und dem Zweck geschuldet. Jona soll stereotype Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit in Bezug auf Taschen in Frage stellen. Während die klassische Handtasche klar weiblich konnotiert ist, soll Jona einen Gegenentwurf darstellen. Jona kann auf zwei Arten getragen werden. Zum einen locker über die Schultern gelegt oder durch die Justierung des Tragegurts wie eine traditionelle Handtasche.
Loopy
Loopy ist die erste Schultasche, welche zusätzlich unter den Gesichtspunkten der ökologischen sowie sozialen Nachhaltigkeit entwickelt wurde und vollständig kreislauffähig ist.
Den pädagogischen Moment des Grundschulalters nutzend vermittelt Loopy den Kindern spielerisch in die Struktur ihres Rucksacks einzugreifen. Dadurch könnte sich die Chance ergeben jungen Menschen bereits frühzeitig ein tiefergreifendes Verständnis, über die Zusammensetzung von Produkten zu vermitteln. Im Bezug zur ökologischen Nachhaltigkeit ist Loopy durch den modularen Aufbau im höchsten Maße sowohl individualisierbar als auch reparierbar. Taschen können so angepasst werden und sich mit dem Kinder verändern. So werden besonders emotionale Bindungen im Bezug zum Produkt gestärkt, was die Langlebigkeit des Produktes zusätzlich erhöht.Da die einzelnen Elemente überwiegend monomateriell sind, also nicht aus untrennbaren Kompositen bestehen, können sie später auch stofflich problemlos recycelt werden.