Gender is an imitation for which there is no original

„Geschlecht“ ist eine aufwendige und oft repressive Konstruktion. Ein Blick ins Internet genügt, und man findet lange Anleitungen zur Herstellung von Männlichkeit oder Weiblichkeit. Geschlecht ist kein neutrales Faktum, es ist eine Kategorisierung, die wir gegenüber Menschen und deren Körpern vornehmen und die mit Erwartungen hinsichtlich Aussehen, Charakter und Sexualität einhergeht. 

„Gender is an imitation for which there is no original“ ist eine gestalterische Dekonstruktion eines normativen und binären Verständnisses von Geschlecht. Basierend auf dem aktiven Missverstehen von Anleitungen zu Männlichkeit und Weiblichkeit entwickelt sich ein visuell fluider Kosmos. An die Stelle normativer Geschlechtlichkeiten treten subversive, queere Gegenentwürfe, die neue, performative Verständnisse von Körper, Selbstfürsorge und Ausdruck anbieten.

Poscura

Das Pflegepersonal wird in ihrem Beruf körperlich stark belastet. Besonders Pflegekräfte aus der stationären Altenpflege zeigen häufig Beschwerden innerhalb des Muskel- und Skelettsystems, hervorgerufen durch Überbelastungen des Rumpfes. Meine Arbeit hatte es daher zum Ziel, eine Lösung zu finden, um die körperliche Belastung von Altenpfleger*innen im Arbeitsalltag senken zu können. 

„Poscura“ (engl.: posture „Körperhaltung“ und lat.: cura „Pflege/ Fürsorge“) ist eine intelligente Dienstkleidung für das Pflegepersonal in der Altenpflege. Inspiriert von den neusten Exoskelett-Technologien und Entwicklungen im Bereich Funktionsbekleidung, unterstützt Poscura bei rückenbelastenden Tätigkeiten. Möglich wird das durch ein in der Kleidung integriertes teil-elastisches System. Das Konzept versucht nicht, bestehende Hilfsmittel und Arbeitsweisen in der Pflege zu ersetzen. Ganz im Gegenteil. Das ganzheitliche Konzept stellt eine logische Ergänzung zum Pflegealltag dar und lässt es sich besonders leicht in diesen integrieren.

InPooli

InPooli ist ein Pool-Mehrwegverpackungssystem für frische Convenience-Speisen und Snacks im Supermarkt. Es bietet eine nachhaltige Alternative zu Einwegverpackungen und fördert einen umweltbewussten Konsum. Das Verschlusskonzept aus Monomaterialfolie und rahmenförmigen Mehrwegdeckel wurde unter Beratung mit dem Fraunhofer IVV entwickelt und ermöglicht eine wasserdichte Verschliessbarkeit des Inhalts, eine effiziente Stapelbarkeit von leeren Verpackungen, einen reduzierten Materialverbrauch sowie eine einfache Rückgabe in Pfandautomaten. InPooli spart Tonnen an Einwegmüll, Treibhausgasemissionen und Ressourcen und ist dafür gestaltet im Kreislauf zu funktionieren: langlebig, reinigungsgerecht, recyclebar, logistikkompatibel und kommunikativ.

Performative Extrusion

„Performative Extrusion“ ist das Ergebnis eines experimentellen Designprozesses: Tests durchführen, Prozesse beobachten, Ergebnisse prüfen, neues Wissen herstellen, Erkenntnisse einspeisen und Vorgänge wiederholen. Das Experiment im Design ist ein untypischer Gestaltungsprozess und bietet die Chance, neue Herangehensweisen zu erproben und auf neue ästhetische sowie technische Ergebnisse zu stoßen. 

In dem Projekt wird der Prozess des Strangpressens aus dem industriellen Kontext herausgelöst und in einem analogen Verfahren untersucht. Welche weiteren Potenziale stecken in dieser Verfahrenstechnik? Wie kann Bewegung mit einfließen und jenseits des Effizienzgedankens auch das ästhetische Potential ausgeschöpft werden?

Performative Extrusion ist eine Methode, um extrudierte keramische Masse neu zu formen. Die Beschaffenheit der Matrize bestimmt Bewegung, Form und Funktion. Performative Extrusion ist neu und liefert Einblicke in die Gestaltung von Erkenntnisproduktion.

oder aber ob

Mit „oder aber ob“ werden Philosophie und Gestaltung wirkungsvoll miteinander verknüpft. Theorie wird dabei nicht als eine dem Gestaltungsprozess vorgelagerte Recherche angesehen; stattdessen entwickeln sich argumentativer Aufbau, Inhalt und Diskussion simultan zu und in den Objekten. Innerhalb des thematischen Rahmens von Hannah Arendts „Vita activa“ wird der Mensch als herstellendes Wesen, seine Dinge und die ihn umgebende Welt in Buch- und Objektform in den Fokus genommen.

Die fünf Entwürfe greifen jeweils einen Punkt einer mit Arendt geführten Diskussion auf und führen ihn mit Mitteln der Gestaltung auf suggestive Weise fort. Durch diese Art, Dinge und Philosophie zu verknüpfen, wird der Wirkbereich von Dingen, gegenüber dem herkömmlichen Produkt, als erweitert angesehen und eine neue (Entwurfs-)Methodik erprobt. So beziehen die Objekte Position in einem ihre Bedeutung, Entstehung und Wirkung im Leben des Menschen aushandelnden Diskurs.

Anästhesie

Bereits beim Eintreten werde ich geblendet. Ein steriler Geruch breitet sich aus, umhüllt mich. Ich schreite einen endlosen Flur entlang, werde aufgesaugt von einem leeren weißen Nichts. Ich löse mich in einer narkotischen Dunkelheit auf. Einen Augenblick später in einen Trancezustand. 

Die Ästhetik der Anästhesie, das spannungsreiche Doppel der Wahrnehmung von Objekten in Räumen der Nichtwahrnehmung, wird in drei Produkten manifestiert. Die Gestaltung basiert auf kulturhistorischen Grundlagen und positioniert sich zum zeitgenössischen Paradigmenwechsel des „Healing Environments“.

Operationsleuchte, Nachttisch und Wandspiegel bilden als eigenständige anästhetische Positionen eine gemeinsame klinische Szenografie. Die Produkte gehen auf Haltungen zu Operation, Körper und Klinik ein und können als Requisiten eines Operationstheaters gelesen werden. Sie verhandeln Bereich der Nichtwahrnehmung und bedienen sich phänomenologischer sowie assoziativer Merkmale wie Blendung, Sterilität und Fragmentierung.

Making Something from Some Things

Making Something from Some Things verdinglicht das Potential weiblicher kreativer Produktion in der Fürsorge im und mit dem häuslichen Raum. Lizzy Ellbrück behandelt die kreative Tätigkeit als künstlerische Praxis und bezieht den häuslichen Raum als emanzipatorischen Produktions- und Verhandlungsort. Sie modifiziert Objekte zu übertrainierten und -stilisierten Dingen, die somatische Effekte stimulieren, die Haltung korrigieren, den Körper disziplinieren, ihn zitieren oder zieren und zu Props eines Facelifts, zu Koordinaten einer Identitätssuche werden. Dinge wie Staubfänger*innen, Akupressurhocker, panierte Boxen, haarige Seifen, Faszienvasen, Dekor aus verschweisten BH-Verschlüssen oder ein Duschvorhang aus Haaren. Die Somethings wurden im Badischen Kunstverein ausgestellt und in einer Publikation inventarisiert. Detaillierte Beschreibungen, eigensinnige Verortungen und Inventarlisten heben den obsessiven Aspekt des Sortierens, Kategorisierens und Neuarrangierens hervor.

paper studies

„paper studies“ soll zeigen, dass die Möglichkeiten der Verwendung von Papier noch nicht ausgeschöpft sind. Die Papierindustrie in Deutschland produziert nicht nur Papier, sondern ebenso viel Abfall. Dieser wird zwar zum Großteil recycelt; die Produkte bleiben aber weitgehend auf Bereiche wie Grafik, Hygiene und Verpackung beschränkt. Anhand von Versuchen und dessen Umformung soll aus dem Material mehr entstehen als bisher. 

Anhand eines Beispielobjekts werden neue Chancen der Verwendung aufgezeigt. Die entstandenen Akustik-Paneele bestehen aus gepresstem und gehärtetem Papier und dienen der Verbesserung der Akustik in Innenräumen. Die Papierpaneele sind komplett recycelbar und das Material somit für andere Projekte einsetzbar. Die Versuche haben zudem die Festigkeit des Materials aufgezeigt, was weitere Möglichkeiten für Produkte im Innenraum oder m Bereich der Architektur eröffnet.

Vernunft der Produkte

Die „Vernunft der Produkte“ im Hinblick auf ihre Herstellungsweisen, die Herkunft und Wahl ihrer Materialien, sowie ihre Recyclingmöglichkeiten kann Konsument*innen zu einem Bewusstseinswandel führen, der langfristig dazu motiviert, sinnvoll zu konsumieren, Produkte zu reparieren und Müll zu trennen. Anstatt Kunststoff wie gewohnt als Übeltäter abzustempeln, wurden in dieser Arbeit die positiven Materialeigenschaften aufgegriffen – der geringe Energieaufwand in der Verarbeitung und die außerordentlichen Recyclingeigenschaften des versatilen Materials. Mit dem Ziel, eine wertschätzende Sichtweise auf Kunststoff zu verbreiten, wurde ein „vernünftiger“ Pavillon als Paradebeispiel entwickelt. Kunststoff wird dort eingesetzt, wo seine Materialeigenschaften benötigt werden. An Stellen, die keine besonderen Anforderungen an Detailgenauigkeit haben, „genügen“ die Materialeigenschaften von Holz. Durch den Fokus auf effizienten Materialeinsatz ergibt sich eine eindrucksvolle Bogenkonstruktion.

bairy

„Bairy“ ist ein sehr leichter, schnell aufblasbarer und einfach zu verstauender Kinderwagen.

Im Zuge einer Versuchsreihe aus zahlreichen fahrbaren Volumenkonstruktionen, wurde der Grundstein für das Gefährt gelegt. Anhand des Kinderwagens wird veranschaulicht, wie komplexe Konstruktionen und belastbare Fahrwerke durch einen einzigen aufblasbaren Volumenkörper ersetzt werden können. Durch ausgeklügelte Schnittmuster, die mit einem CNC-gesteuerten Folienschweißapparat auf das Material übertragen wurden, entstanden die ersten Prototypen des Wagens. Im weiteren Verlauf des Projekts konnten die Formen und Funktionen optimiert werden, um am Ende ein 1:1-Modell des Kinderwagens zu fertigen. Somit wurde – basierend auf dem Prinzip der Materialeigenschaften eines aufblasbaren Körpers – ein Modell geschaffen, das sich von starren Materialien und Konstruktionen weg und hin zu neu gedachten Aufbauten und deren Qualitäten bewegt.