Greyline – Glossar der Nacht

Unsere Welt befindet sich in absoluter Wachheit. Pausenlos wird produziert, konsumiert und mitgeteilt. Und das auch bei Nacht. Städte werden von künstlichen Lichtern erhellt und überstrahlen den natürlichen Nachthimmel. Licht kriecht förmlich in unsere intimste, privateste Sphäre.
Die Publikation verfolgt die tiefwirkenden Spuren von Licht, die im Anthropozän seit Erfindung der Elektrizität gezogen werden. Der Mensch entsagt sich seinem natürlichen Biorhythmus und befeuert durch Lichtemission die ökologische Krise.
Das Glossar lässt in die tiefdunkle Nacht eintauchen, in der zu Sinnlichkeit, Naturerfahrung und einer neuen Wahrnehmung angeregt wird. Es bildet eine Sammlung aus literarischen Bezügen, Begriffen und Fotografien, die die Vielseitigkeit der Nacht aufzeigen.
Das Glossar der Nacht setzt den Impuls, den eigenen Status von Abrufbarkeit in unserer 24/7-Gesellschaft zu hinterfragen und sich mit den Wechselwirkungen von Mensch und Natur auseinanderzusetzen.

Packaging Futures

Plastikverpackungen tragen erheblich zur Umweltverschmutzung und zu Treibhausgasemissionen bei, und ihre erheblichen Auswirkungen werden voraussichtlich in Zukunft weiter zunehmen. Derzeit sind die Abfallströme und Recyclingprozesse der EU unzureichend, um die von ihren Bürger*innen produzierten großen Mengen zu recyceln, was zu Abfallexporten in Länder mit niedrigeren Nachhaltigkeitsstandards führt.

Ich habe eine Lebensmittelverpackungslösung entwickelt, die nachhaltiger ist und dennoch Transporteffizienz, Langlebigkeit, Funktionalität und Verbraucherfreundlichkeit bietet. Der Prozess umfasste Literaturrecherche, Expert*inneninterviews, Marktanalysen und zahlreiche Experimente.

Das Design folgte einem experimentellen Ansatz, der zu einer Serie von Edelstahlbehältern führte, die sich für die Massenproduktion und Integration in bestehende Rückgabesysteme in Deutschland eignen.

Die vorgeschlagenen Verpackungslösungen balancieren die wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien der Untersuchung, darunter Wiederverwendbarkeit, Effizienz, Stabilität und Inertheit.

Pippo der Pollerpilot

Der Entwurf fördert Laufgemeinschaften und kommuniziert, dass es sich bei bestimmten Straßen um Schulwege handelt. Hierfür werden an bestehenden Pollern und Straßenschildern Objekte montiert, die eine kurze Interaktion ermöglichen und sich als Treffpunkte für Laufgemeinschaften eignen. Zudem erhöhen sie die Wahrnehmbarkeit der Schüler:innen, indem sie mit einem akustischen Signal Aufmerksamkeit auf sich lenken oder eine erhöhte Position einnehmen können, in der sie nicht nur mehr sehen, sondern auch besser gesehen werden können.
Der Zielgruppe Kinder wird dies spielerisch durch die Geschichte von Pippo, dem Pollerpiloten, nähergebracht. Pippo ist ein Pirol, ein heimischer gelber Vogel, der mit Unterrichtsmaterial kindgerechte Verkehrserziehung leistet. Erwachsene Verkehrsteilnehmer:innen werden zusätzlich durch gelb reflektierende Vogelsilhouetten an Laternen oder Schildermasten auf Kinder im Straßenverkehr aufmerksam gemacht. Diese haben dieselbe Symbolik wie Reflektortiere an Schulranzen.

TasteForce

TasteForce ist eine alkoholfreie Shot-Marke, die im Sinne des SDG 3.5 zur Prävention von Alkoholmissbrauch beiträgt. Der Ansatz fokussiert den sozialen Aspekt von Alkoholkonsum: Durch den intensiven Geschmack als Alleinstellungsmerkmal entsteht ein Mutprobencharakter, der den Konsum zum Erlebnis macht. Ergänzt wird dies durch ein Character Design, welches das Produkt emotional auflädt. Die Marke verzichtet bewusst auf das Narrativ der Alternative und verfolgt stattdessen einen humorvollen, selbstbewussten Auftritt. Neben den Getränken umfasst die Gestaltung auch Zubehör, Werbemittel und digitale Medien. Der Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung wird dabei ganzheitlich berücksichtigt, u. a. durch die Ermöglichung eines Pfandsystems.

Die bewusste Förderung alkoholfreier Getränke verfolgt einen selbstregulierenden Lösungsansatz, der durch einen nachhaltigen Wandel in Denk- und Verhaltensmustern zur langfristigen Verringerung der Suchtanfälligkeit im Jugendalter beiträgt.

Effektivität von Entsorgungshinweisen auf Lebensmittelverpackungen

Da ein erheblicher Teil des Recyclingpotenzials durch fehlerhafte Entsorgungen in privaten Haushalten verloren geht, tragen zunehmend mehr Lebensmittelverpackungen Entsorgungshinweise. Diese Arbeit untersucht quantitativ, ob solche Hinweise tatsächlich das Potenzial besitzen, das Trennverhalten zu verbessern. Dafür wurden vier Hinweise für die Verpackung einer Schokoladenpraline entworfen und in einer Studie mit 120 Teilnehmenden getestet. Die Varianten unterscheiden sich hinsichtlich der Informationsdarstellung (Piktogramme und/oder Text) sowie farblicher oder keiner Hervorhebung. Zwei der Varianten führten deutlich häufiger zu einer korrekten Entsorgung als die Basisvariante ohne Hinweis. Die Ergebnisse liefern erste evidenzbasierte Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Gestaltung von Entsorgungshinweisen. Zudem lassen sich erste Empfehlungen zu Gestaltungselementen ableiten, die jedoch in Folgeuntersuchungen genauer betrachtet werden sollten.

Balance von Ornament und Körper

Die Arbeit Balance von Ornament und Körper sucht Wege, ein Erscheinungsbild für Bekleidung zu erschaffen, welches den skulpturalen Aspekt des Körpers aufgreift und mit den Prinzipien der Ornamentik experimentiert.

Durch das Spiel mit der Darstellung von Abstraktion und Körperbezug entstehen Formensprachen und Ausdrucksformen, welche die Balance und Akzentuierung der ausgewogenen Verteilung am Körper untersuchen.

Der Fokus liegt dabei auf einer in sich schlüssigen Komposition des Erscheinungsbilds.
Anhand der technischen Umsetzung der textilen Flächengestaltung in der Strickerei wird nach Möglichkeiten gesucht, den entworfenen Ornamenten eine weitere Facette ihres Ausdrucks zu verleihen und die Entwürfe im Gesamtbild ihrer Erscheinung im Textil zu veranschaulichen.

ALUMINIUM FO(A/R)M

ALUMINIUM FO(A/R)M inszeniert Aluminiumschaumplatten (ASP) im Kontext Möbel, um dort die positiven kreislaufwirtschaftlichen Eigenschaften des Materials geltend zu machen. Diese beziehen sich auf die Verwendung hoher Anteile Recycling-Aluminium im Herstellungsprozess sowie den materialsparenden Charakter des Werkstoffs.

Der entworfene Beistelltisch zeigt eine konstruktive Lösung, die es ermöglicht, ASP mit anderen Bauteilen zu verbinden. Eine Struktur wird dazu mittels Aluminiumguss stoffschlüssig mit der ASP verbunden. Nach Bearbeitung der Struktur kann der Verbund – hier als Tischplatte – in ein Konstruktionssystem integriert werden.

Der Entwurf verbindet dabei klassisches Gießereihandwerk mit digitaler Fabrikation. Hierzu wird zuerst die Porenstruktur der ASP analysiert und basierend darauf der Zuschnitt des Plattenmaterials optimiert. Resultat ist dann ein Objekt mit variabler Form, das einer Logik der nicht standardisierten Serialität folgt.

Woher kommst du wirklich?

Woher kommst du wirklich? Diese Frage begleitete mich als Adoptivkind mein ganzes Leben und führte mich dazu, das traditionelle Familienbild infrage zu stellen. In meinem Buch „Emotion trifft Tradition“ setze ich mich mit der Vielfalt von Familienformen auseinander und zeige, dass Bindung nichts mit Genetik zu tun hat. Adoption ist ein zentraler Teil des Projekts und verdeutlicht, dass Familie nicht durch Blutsbande, sondern durch Liebe, Vertrauen und Verlässlichkeit definiert wird. Der begleitende Film mit Interviews von Menschen, die in anderen Familienstrukturen leben, hinterfragt gesellschaftliche Normen und sensibilisiert für die Vielfalt von Familie. Das Projekt räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, dass wahre Familie dort entsteht, wo Geborgenheit und Vertrauen wachsen – unabhängig von Herkunft und traditionellen Erwartungen.

353

Die Videoinstallation 353 führt durch eine visuelle Dokumentation persönlicher Dinge zur Sensibilisierung und Reflexion des individuellen Konsumverhaltens. Die aus dem alltäglichen Gebrauch der Dinge abgeleiteten Inszenierungen offenbaren den skurrilen und ausufernden Konsum, der im Alltag oft ungesehen bleibt. Der Umgang mit den Dingen in ihrer Gesamtheit erlaubt eine humorvolle und zugleich ernsthafte Darstellung dieses Konsumverhaltens und dient als visuelle Zählung. Die Inszenierungen sind unerwartet und nicht belehrend, um die Auseinandersetzung mit dem Thema so zugänglich wie möglich zu machen. Die Kritik an unserem Konsum soll durch die Zurschaustellung der Dinge und der massenhaften Inszenierung deutlich werden und zu einer selbstständigen Einordnung durch die Betrachter:innen führen. Die Auswahl der dargestellten Dinge erfolgt mit der Intention, dass sich jede:r damit identifizieren, sich angesprochen fühlen, direkte Vergleiche ziehen und sich eine Meinung bilden kann.

Fragments

Mit experimentellen Ansätzen im traditionellen keramischen Gießen erkundet die Serie FRAGMENTS die faszinierende Ästhetik von Zerstörung und Erneuerung. Jedes Gefäß fängt das fragile Gleichgewicht zwischen Enden und Neuanfängen ein – wie ein Phönix, der aus der Asche steigt.
Das Zusammenspiel unregelmäßiger Oberflächen, scharfer Kanten und markanter Ecken verleiht jedem Stück seine charakteristische rohe Schönheit. Formen und Texturen entstehen durch die gezielte Zerstörung fester Gipsformen und vereinen dabei sowohl Gewalt als auch Zufall.
Geleitet von einem stark taktilen und experimentellen Ansatz wird jede Oberfläche individuell gestaltet, sodass unverwechselbare skulpturale Unikate entstehen.
Die Gefäße werden mittels eines modularen Systems gefertigt, bei dem einzelne Formelemente zu unzähligen einzigartigen Konstellationen gestapelt werden – so zahlreich und vielfältig wie die Sterne am Himmel.
FRAGMENTS spiegelt einen Prozess wider, der im Machen, Berühren und Erleben verwurzelt ist – ein Dialog zwischen Hand, Material und Transformation.