Designing Utopia

Zukunftsforschung und Design – zwei Disziplinen, die in ihren Zielen nicht weit voneinander entfernt sind, zwei Themenfelder, deren Parallelen nicht deutlicher sein könnten und ein Ansatz der zur heutigen Zeit nicht relevanter sein könnte. Wie der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt schon sagte: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Diese Aufgabe fällt mehr und mehr Designer*innen in die Hände. Mittlerweile fließen diese beiden Kompetenzfelder in vielen Bereichen schon ineinander ein, doch profitieren sie ausreichend voneinander? In dieser Masterarbeit wurde untersucht, wie zwei Disziplinen voneinander profitieren und gemeinsam neue Werkzeuge schaffen können.

GUM

Im Durchschnitt konsumiert jeder Deutsche 100 Kaugummis pro Jahr, wodurch sich ein Gesamtverbrauch von 8 Milliarden ergibt. Medienberichten zufolge kleben auf jedem deutschen Straßenquadratmeter rund 80 Kaugummireste, deren Entfernung je zwischen 1 – 3€ kostet.
Die „Kaugummi-Base“, der Hauptbestandteil des Kaugummis, besteht überwiegend aus erdölbasiertem Kunststoff. Deshalb ist Kaugummi, wie andere Plastikprodukte, kaum biologisch abbaubar. 
Die Gewohnheit, Kaugummis einfach auf dem Boden zu entsorgen ist demnach folgenschwer und stellt eine Ressourcenvergeudung dar, die umweltschädigend und teuer ist. 
Aus diesem Grund wird Kaugummi in meiner Arbeit „Gum“ als wertvolles Rohmaterial zelebriert, aus dem neue Objekte entstehen. Zunächst wurden die Inhaltsstoffe des Kaugummis mit Hilfe des FTIR-Spektroskopie analysiert. Aus den hochwertigen Materialien der Kaugummiindustrie wurde dann Kunststoffrezyklat hergestellt und durch Modifikation und Extrusion weiterverarbeitet.

Nach COVID-19


Nach der Epidemie werden wir nicht immer Masken tragen, aber unser Hygienebewusstsein wird bestehen bleiben. Um eine gesundheitsfördernde Lebensumgebung und einen gesünderen Lebensstil zu schaffen, habe ich drei Produkte aus verschiedenen Perspektiven entworfen: eine Comicfigur als Seifenspender, eine Sterilisationsbox für Zahnbürsten und einen Smartphone-Sterilisator mit Pomodoro-Technik.

Dialog mit einer Knolle / dialogue with a garlic bulb

Als Ausgangspunkt für den Designprozess während meiner Bachelorarbeit setzte ich mir die intensive Beschäftigung mit einem Material – dem Knoblauch.
Ein Material kann schöpferische Prozesse wissenschaftlicher oder auch kreativer Art in Gang setzen, indem es der Kreativität etwas entgegensetzt, sie herausfordert und konkret werden lässt. Es kommt zudem stets mit einer Fülle von Erfahrungswelten, reduziert man es nicht auf eine ihm aufgezwungene Verwendung. Was kann mir der Knoblauch also bieten, wenn ich mich abseits des herkömmlichen kulinarischen Kontextes auf sein volles Potenzial einlasse?
Dies wollte ich herausfinden und trat im Laufe meines Bachelorsemesters mit ziellosem Forschungsdrang und einem radikalen Nichtwissen in einen persönlichen Dialog mit einer Knolle. Ich distanzierte mich von einem Ergebnis – der Herstellung eines Textils – und arbeitete prozessorientiert. Daraus entstanden sind eine Reihe unterschiedlicher Experimente und ein veränderter Blick als Designerin.

SONOFLEX

„Sonoflex“ ist eine duale Ultraschallsonde, die mobil wie stationär einsetzbar ist. Die medizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen ist unter anderem durch die langen Wegstrecken eine große Herausforderung für eine schnelle medizinische Diagnosestellung. Sie ist aber gerade für Erkrankungen der inneren Organe von sehr großer Bedeutung, denn die Diagnosestellung bei Krankheiten der inneren Organe und deren Vorbeugung wird primär durch die diagnostische Bildgebung mithilfe von Ultraschalltechnologie gewährleistet. Für eine herkömmliche Ultraschalluntersuchung in der inneren Medizin werden hauptsächlich die drei Sondentypen Linear-, Sektor- und Konvexscanner benutzt.
Mit der dualen Ultraschallsonde sind diese drei Typen in einem Produkt vereint. Dies vereinfacht und beschleunigt den Diagnoseprozess stark, da ein Wechsel auf eine andere Sondenform nicht mehr nötig ist. Zukünftig wird es mit der dualen Ultraschallsonde auch möglich sein, automatisierte Diagnosen anzubieten.

MOB

MOB ist eine mobile Parkbank, die den Nutzer*innen mehr Freiheit im öffentlichen Raum gibt. Sie kann entweder frei bewegt werden oder in einem definierten Bereich. Die Bank bricht mit den Regeln des immobilen Stadtmobiliars und geht auch ästhetisch neue Wege.

WOHNEN

Das Wohnen ist ein höchstpersönliches Erlebnis. Die Art und Weise, wie einzelne Personen wohnen, sagt dennoch viel über gesamtgesellschaftliche Zustände aus.
Die Arbeit hat zum Ziel, Freiräume, die uns das Wohnen in der hochkomplexen, westlichen Gesellschaft bieten kann, aufzudecken.
Als gestalterische Reaktion auf die gesellschaftliche Lage werden fünf hypothetische Wohntypen hergeleitet und erläutert, die durch je eine Persona spezifiziert werden: der Nomade, die Funktionale, die Unabhängige, die Kommune und der Träumer. Für jede Persona wird ein Zimmer gestaltet. Gemeinsam zeigen sie fünf Freiräume auf, die der eigene Wohnraum in angespannten Zeiten bieten kann – Rückzugsorte, die einer pluralisierten, hochkomplexen Gesellschaft entspringen.

Omnia

Omnia ist ein adaptives Bedienungselement für das Home-Entertainment System, welches sich auf den Gamingbereich zu Hause fokussiert. Sie vereint die Möglichkeit Prozesse die sonst mehrstufige Interaktionen benötigen in eine Geste zu vereinen. Durch taktiles Feedback bei jeder Interaktion wird der*die Nutzer*in in seiner Interaktion so unterstützt, dass eine intuitive Bedienung ohne Sichtkontakt ermöglicht wird. Alle Funktionen sind so gestaltet, dass das Game nicht unterbrochen werden muss.

Guerilla Kitchen

Guerilla Kitchen ist ein kompaktes, flexibles Werkzeug für die Street Food Produktion, das als zugängliche Alternative zu einem Food Truck konzipiert ist. Die Module, die auf die Zubereitung und Lagerung unterschiedlicher Nahrungsmittel und Gerichte ausgelegt sind, lassen sich beliebig kombinieren, um auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer*innen einzugehen. Die geringe Größe ist optimiert für den Transport im dichten, urbanen Raum, was der Guerilla Kitchen erlaubt, auch mit wenig Platz zu funktionieren und schnell den Standort zu wechseln. Ausklappbare Infoflächen tragen die Identität des individuellen Geschäfts nach außen. Die Kompaktheit und Modularität der Guerilla Kitchen sollen es ermöglichen, mit weniger Kapital und Modifikation ein Street Food Geschäft zu realisieren, sodass mehr Straßen durch Street Food bereichert werden können.

Omnia

Omnia ist ein modulares System zur Herstellung von Strukturen, die als Möbel und/oder architektonische Elemente fungieren können.

Der Entwurf basiert auf der Auseinandersetzung mit dem Thema Wohnraumverknappung in Städten und den Grundprinzipien von Wohnqualität. Dabei beschreibt er die Notwendigkeit, nachhaltig eine Transzendenz zwischen Möbel und Architektur zu schaffen.

Nach einfachen Konstruktionsprinzipien lassen sich simple oder komplexe Strukturen bilden, die in Höhe, Breite und Tiefe frei erweiterbar sind. Sechs verschiedene Plattenformate und spezielle Verbinder bilden die Grundelemente, um in jedem Raum individuelle Strukturen zur Aufbewahrung, Tätigkeitsinseln, Spielplätze, Rückzugsbereiche oder Raumteiler zu integrieren. Alle Entscheidungen sind dabei reversibel und das System immer wieder in neuen Szenarien verwendbar.