NeoMale – healing masculinity

75 % aller Suizide werden von Männern begangen. Wie passt das zum patriarchalen Bild des starken Mannes?

Toxische Männlichkeit ist ein Männlichkeitsbild, das betroffenen Männern selbst (aber auch ihrem Umfeld) psychischen und physischen Schaden zufügt. Solche Verhaltensweisen werden von Generation zu Generation weitergegeben – man könnte sagen, sie sind ansteckend.

Was wäre also, wenn toxische Männlichkeit eine Krankheit ist, die ausgerottet werden kann?

Ausgehend von dieser Frage wurden unter der Marke NeoMale medizinische Therapien zur Heilung von Männlichkeit entwickelt. Im Sinne des Speculative Design ist das Ziel nicht die Entwicklung konkreter Lösungen, sondern die Anregung eines Diskurses. Zu diesem Zweck wurden die Artefakte – eine Gefühlsprothese sowie eine Hormontherapie – auf einem Messestand der Öffentlichkeit präsentiert. Dies führte zu regen Diskussionen über die Notwendigkeit und ethische Berechtigung, (toxische) Männlichkeit zu pathologisieren.

What Goes Around Comes Around

In einer alternativen Realität, die von zwei Sonnen geprägt ist, untersucht Sophie Stanitzeks Projekt eine Welt, die von klimatischen Anomalien und menschengemachtem Umweltkollaps bestimmt wird. Unter unerbittlicher Hitze und chaotischem Wetter werden traditionelle Überlebensstrategien obsolet. Durch spekulative Low-Tech-Objekte wie schwimmende Flut-Liegen oder parabolische Bräunungsgeräte inszeniert sie die Absurdität apokalyptischer Freude und legt die Ungleichheiten zukünftiger Freizeitgestaltung offen. Diese Entwürfe reflektieren kritisch unser Verhältnis zu Naturgewalten und frei verfügbaren Ressourcen und machen Widersprüche sichtbar. Anstatt Lösungen vorzuschlagen, verstärkt die Arbeit Symptome des Zusammenbruchs, die sich bereits abzeichnen. Sie geht über die Vorstellung hinaus, dass Techno-Solutionismus der einzige Weg in die Zukunft ist, und zeigt auf, wie Komfort, Vergnügen und Resilienz zunehmend zu Privilegien der Reichen werden. So eröffnet das Projekt Raum für einen bewussteren und ehrlicheren Umgang mit den Kräften, die das Leben auf der Erde prägen.

YOM

YOM ist ein spekulatives Designprojekt, das sich kritisch mit dem Einfluss von Individualisierung auf die zukünftige Esskultur auseinandersetzt. Im Zentrum steht der personalisierende Automat „YOM“, der mithilfe gesammelter Daten individuelle Nährstoffkombinationen erstellt. Dabei hinterfragt das Projekt, ob die zunehmende Tendenz zur Personalisierung die soziale und kulturelle Bedeutung des gemeinsamen Essens verdrängt. Der Automat arbeitet nach dem Motto „Du isst, was du bist“ und veranschaulicht die Verschmelzung von Technologie und menschlichen Bedürfnissen. Visuell unterstützt wird dies durch ein Typo-Tool, das die Personalisierung durch individuell angepasste Schriftbilder verdeutlicht. Die Verpackungsgestaltung spiegelt die Vielfalt der Bedürfnisse wider. Durch das futuristische Food-Design hinterfragt YOM die Grenzen zwischen Natürlichkeit und Technologie und regt zur Reflexion über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Individualisierung im Ernährungsalltag an.

DECAYED

DECAYED – „Was entsteht, wenn was zergeht?“ ist ein spekulatives, ganzheitliches Konzept für einen alternativen Gestaltungsweg. Aus einer postkapitalistischen Perspektive betrachten wir, wie zukünftig eine gemeinschaftlichere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Spezies aussehen könnte.

Am beispielhaften Objekt Schuh wird ein biologischer Zersetzungsprozess durch Myzel angewendet, der nicht nur zum Kompostieren des verwendeten Materials dient, sondern auch die Gestaltung und Produktion aktiv mitbestimmt.
So wird in diesem Versuchsaufbau spekuliert, wie Mikroorganismen als Mitwirkende des Gestaltungsprozesses verstanden werden können.

In dem von uns gestalteten „Schuhgeschäft der Zukunft“ wird dieser gemeinschaftliche Prozess verortet, visualisiert und wertgeschätzt.
Dieses Zukunftsbild zeichnet die Schnittstelle zwischen Mensch und Mikroorganismus mit dem gemeinsamen Ziel einer postkapitalistischen Entwicklung.

Beistand

Das Projekt „Beistand“ befasst sich mit der Gestaltung eines Migränebegleiters in Form eines Beistand-Kits. Diverse Schmuck- und Schriftobjekte dienen hierbei als psychische Komfortmittel die dem Nutzer den nötigen Beistand während einer Migränephase leisten. Schlichte und abstrakte Bezugsobjekte sollen hierbei eine Basis neutraler Instrumente erschaffen, die dem Betroffenen eine dezente alltägliche Nutzung gewährleisten und bei Bedarf heimgesucht werden können. Das Set besteht aus sechs Objekten und einer Stoffhülle, welche auch, am Kopf fixiert, zur Minderung der Lichtempfindlichkeit des Mihränikers dienen kann. Beginnend von oben Links gibt die Anordnung der einzelnen Elemente auch die Reihenfolge ihrer Nutzung und somit eine Art Routine vor. Während einzelne Objekte bei lokaler Anwendung an gezielten Akupressurpunkten körperliche Schmerzen lindern, dient das Beistandsjournal als Begleiter und Dokumentationsmittel zur Akzeptanz und Manifestation der Befindlichkeit mit der Migräne.

Lavo

Wir haben uns in unserer Bachelorarbeit mit dem Thema “Wäschewaschen” beschäftigt und das spekulative Waschobjekt “Lavo” entwickelt. Während die Waschmaschine unsere Gesellschaft von einer Kollektivgesellschaft zu einer individualistischen Gesellschaft wandelte, erinnert „Lavo“ daran, dass Wäschewaschen früher eine gemeinschaftliche Aktivität war. Mit der Industrialisierung wurde das gemeinschaftliche Waschen durch Waschmaschinen ersetzt, die den Prozess vereinfachten und individualisierten. „Lavo“ fungiert als provokanter Gegenpol zur Waschmaschine, transportiert Wissen und Bewusstsein über historisches Waschen und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Waschverhalten an. Es bietet eine Plattform für soziale Interaktion und gemeinschaftliches Miteinander in einer Zeit der technischen Überforderung, Vereinsamung und Entfremdung.

SABI

In dieser experimentellen Arbeit werden ästhetische Erfahrungen mit Alltagsgegenständen und der Umgebung untersucht. Traditionell konzentriert sich die Ästhetik auf idealisierte Fragmente des Lebens, aber diese Studie erweitert die Wertschätzung auf natürliche und alltägliche Aspekte. Die Studie richtet sich an Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren und untersucht ihre Vorlieben und Abneigungen, um sie zum Nachdenken über ihre Ideale und ihre Umwelt anzuregen, wobei der Schwerpunkt auf Emotionen, Bedeutungen, Ideen und Erscheinungen liegt. Ein Schlüsselelement ist die Erforschung von Schönheit, Erhabenheit und Bewusstsein: Die Arbeit stellt die „SABI CUBES“ vor, handgefertigte, stapelbare Würfel, die von der Natur inspiriert sind und strukturierte Geometrie mit vertrauten, unvorhersehbaren Elementen kombinieren. Diese Würfel ermutigen den Benutzer, das Wechselspiel zwischen Ordnung und Chaos zu erforschen und Vertrautes in etwas Neues zu verwandeln. Sie dienen als Katalysator für den Dialog über Ästhetik und die Verbindung zur Natur und fördern die Reflexion und Begegnung mit ästhetischen Phänomenen an unerwarteten Orten. Das Ziel ist es, die Routine zu unterbrechen und die Nachdenklichkeit zu fördern.

OSKI

„OSKI“ verortet sich im “third place”, der sich im Gemeinschaftsraum neben dem des beruflichen und familiären stellt. In der Zukunft verschmelzen diese Bereiche miteinander und bilden flexible und vielfältige Angebote. Die Gestaltung von Zwischenräumen, Aufenthaltsorten und funktionalen Orten, an denen gemeinschaftliche Aktivitäten stattfinden können, wird daher das zukünftige Leben prägen. „OSKI“ ist eine Kücheninsel basierend auf einem innovativen Schienenkonzept mit modularen Elementen, die den Küchenarbeitsraum neu definiert. Dazu gehört auch ihre Anbindung als Mittelpunkt zwischen Lebens- und Arbeitsbereichen, Lebensmittelbezugsstellen, Orten lokaler Gemeinden und ihrer Ausübung von lebensbezogenen Projekten, wie dem Anbau von Gemüse, befindet. Hier wird die zunehmende Verschmelzung von Räumen und Aktivitäten des Kollektivs visioniert, die darauf abzielt, den Gedanken der Freiheit und Flexibilität im Alltag des modernen Menschen in einem holistischen Ansatz wiederherzustellen.

0GT – Zero Gravity Training

Bei Langzeitmissionen im Weltall haben Astronaut*innen mit Muskelschwund und Knochenabbau zu kämpfen. Das „0GT“ ermöglicht ein umfangreiches und effektives Ganzkörpertraining mittels Kabelzugsystem. Durch die dreidimensionalen Freiheitsgrade und konstante Belastungskurven der 12 Kabelzüge, werden Muskeln intensiver trainiert und die kleinen stabilisierenden Muskeln im gesamten Körper angesprochen. Die AR-Brille simuliert Trainingsprogramme wie z. Bsp. Klettern und gestaltet das Training effektiv und spannend. Mit EMS kann zusätzlich Tiefenmuskulatur erreicht und Trainingszeit verkürzt werden. Eine Vielzahl von Isolationsübungen sind ebenfalls möglich. Bei Nichtnutzung des Geräts werden die Module automatisch verstaut und der Raum kann anderweitig genutzt werden. Es soll in Raumstationen und Raumschiffen sowie an Orten mit geringer Schwerkraft Einsatz finden.

be seeing you

Die Masterarbeit „be seeing you“ beinhaltet eine kritische Betrachtung von Rassismus, Klassismus und Sexismus in patriarchalen Überwachungsstrukturen im Kontext von Sicherheit und künstlicher Intelligenz. Der theoretische Teil der Arbeit behandelt Gesellschaftlichen Problematik künstlicher Intelligenz und deren Datensätze im Kontext von Überwachungstechnologie. Haptisches Ergebnis ist ein dystopisches Produkt. Der Überwachungsartefakt „Rover“. Eine metallgewordene und absolute Übertreibung der deutschen Kleinkariertheit. Die Maschine verfügt über eine Kamera und Mikrocomputer, der Bagatelldelikte erfasst und umgehend bestraft. Denn zusätzlich ist ein Strafzetteldrucker in der Maschine verbaut. Die Objekterkennungssoftware ist mit Bildern von Straftaten wie Hundekot nicht aufheben, bei Rot über die Ampel gehen, Falschparken oder Mittelfinger zeigen trainiert. Eine symbolische Darstellung von Kleinkriminalität im gesellschaftlichen Kontext – Die passiert, egal ob Überwacht wird, oder nicht.