Aevum

Zeitnot belastet unser individuelles Wohlbefinden, beeinträchtigt unsere Beziehungen und bringt die Rhythmen des Planeten aus dem Takt. Gleichzeitig sind die Ursachen für Zeitmangel scheinbar unumkehrbar in die Strukturen unserer Gesellschaft eingeschrieben.
»Aevum – Artefakte einer Zeitkultur« entwirft anhand dreier spekulativer archäologischer Funde eine Zukunft, in der Zeitwohlstand zum kulturellen Wert geworden ist. Drei Hefte versammeln die Korrespondenzen fiktiver Wissenschaftler*innen, die diese Artefakte analysieren. Wie prägt unser gegenwärtiges Zeitverständnis die Krisen unserer Zeit – und lässt sich von hier aus ein erster Schritt hinaus denken?

block to blob

Plastikobjekte umgeben uns täglich; ihre glänzenden Oberflächen verdecken dabei ihre natürlichen Ursprünge. In seinem Diplomprojekt an der HfG Karlsruhe untersucht Lukas Klein kritisch Plastik als allgegenwärtiges, doch anonymes Material. Mittels Text und Video verfolgt „block to blob“ die verborgenen Wege der Kunststoffe und macht die zur Produktion benötigten Industrielandschaften sichtbar. Karlsruhe, Endpunkt der Transalpinen Pipeline – einer der wichtigsten Ölpipelines Deutschlands – wird zum zentralen Ort des petro-industriellen Komplexes. Die Reise endet in einem elsässischen Wald, wo eine natürlich auftretende Erdölquelle die organische Ausgangssubstanz des Plastiks offenbart.

Eroticism Beyond Human

„Eroticism Beyond Human“ untersucht posthumanistische Formen von Erotik. Posthumanismus ist ein philosophisches Konzept, das traditionelle Dualismen wie Natur vs. Kultur oder Mensch vs. Maschine infrage stellt. In diesem Projekt dient Erotik als Mittel, um diese Grenzen aufzulösen.

Es geht nicht darum, eine Verbindung zur Natur zu finden. Wir sind Natur. Ebenso wenig geht es darum, eine Verbindung zum Künstlichen zu finden. Wir sind künstlich. Solche binären Unterscheidungen greifen nicht. Stattdessen zeigt „Eroticism Beyond Human“, wie diese scheinbar gegensätzlichen Konzepte koexistieren – nicht im Widerspruch, sondern in ständiger Gleichzeitigkeit.

Denn Erotik selbst existiert in einem inhärenten Zustand des Dazwischen: Obwohl nicht „unnatürlich“, geht sie darüber hinaus, indem sie das Sexuelle von der Fortpflanzung entkoppelt. Erotik ist gewissermaßen die kulturelle Sublimierung überschüssiger sexueller Energie – sie schlägt eine Brücke zwischen dem, was als „natürlich“ und dem, was als „künstlich“ gilt.

Diese Erzählung wird verkörpert durch The Other, einen pneumatisch betriebenen Soft-Roboter mit erotischen Merkmalen.

Beyond borders

„Beyond Borders: Das Verständnis der Dynamik von Migration, Identität und Empathie“ ist ein sozial orientiertes Designforschungsprojekt, das untersucht, wie Design Empathie und interkulturelles Verständnis bei Jugendlichen mit transnationalem Hintergrund fördern kann. Mithilfe partizipativer Methoden und Interviews werden persönliche Geschichten von Migration, Identität und Zugehörigkeit aufgedeckt. Das Endergebnis ist ein gemeinsam entwickeltes Kartenspiel, das bedeutungsvolle Gespräche anregt, kulturelle Distanzen verringert und emotionale Verbindungen fördert. Auf den Prinzipien des Social Design basierend zeigt das Projekt, wie Design den Dialog und die Inklusion über Grenzen hinweg ermöglichen kann.

Farbe im Designstudium

Ausgangspunkt ist die Hypothese der Farbscheu in gestalterischen Feldern: Ein Vorbehalt gegen Farbe und eine Unsicherheit hinsichtlich der Verwendung von Farbe bewirken häufig eine Beschränkung auf das achromatische Spektrum. Ungeschickte Farbigkeit kann schnell alles verderben.

Die Arbeit untersucht im ersten Teil „Überblick“ die Situation der Farblehre in gestalterischen Studiengängen in Deutschland. 156 Design-Studiengänge im engeren Sinne wurden nach Schlagworten zu Farbe durchkämmt und ausgewertet.

Der zweite Teil „Rückblick“ wirft schlaglichtartig einen Blick auf historische Ursachen heutiger Farbscheu und der angeblichen Nachrangigkeit der Farbe hinter der Form.

Der dritte Teil „Farbgespräche“ umfasst Interviews mit Farblehrenden aus verschiedenen Disziplinen: Produktdesign, Mediendesign, Kommunikationsdesign, Innenarchitektur, Architektur, Restaurierung.

Im vierten und letzten Teil „Ausblick“ werden Ansätze zur Aktualisierung heutigen Farbunterrichts aufgezeigt.

Navigating Nature

Navigating Nature beschäftigt sich mit der Entfremdung des Menschen von der Natur, die uns daran hindert, unsere Existenz als Teil eines Beziehungsgeflechts mit anderen Lebewesen und der Umwelt zu erkennen.
Auf einem vernetzten Planeten sind Designer*innen dazu aufgerufen, die Grenzen ihres Fachgebiets zu erweitern. Das Projekt untersucht, wie ökologisches Bewusstsein durch Achtsamkeitsprinzipien in das Wayfinding Design (Orientierungs- und Leitsysteme) integriert werden kann. Der Ansatz ist, dass Leitsysteme sich über die reine effiziente Wegführung von A nach B hinaus entwickeln können, um das Bewusstsein für den Weg selbst zu schärfen. Die Reise soll nicht nur dem Erreichen eines Ortes dienen, sondern dem Erleben der Phänomene, die unterwegs stattfinden.

Mithilfe von Literaturrecherche, Research through Design und phänomenologischen Methoden wurde ein konzeptioneller Rahmen für achtsames Wayfinding entwickelt, der in der Gestaltung von Schildern Anwendung findet, welche sensorische Erlebnisse als Orientierungspunkte einbeziehen.
Diese Arbeit versteht Design als Schaffung von Bedeutung statt von Objekten — ein Design, das unsere grundlegende Verbundenheit mit der natürlichen Welt fördert.

Konzeption neuartiger Greifsysteme auf Basis von Gelenkstrukturen aus Multi-Matrix-Faser-Kunststoff-Verbundmaterial

Das Ziel dieser Arbeit ist die explorative Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten von Multi-Matrix-Faser-Kunststoff-Verbunden im Bereich softrobotischer Greifersysteme sowie die Umsetzung eines geeigneten Konzepts.
Nach einer umfassenden Recherche und der Analyse von bestehenden Softrobotiksystemen wurde entschieden, dass der Greifer die Funktion haben soll, Menschen mit körperlichen Einschränkungen im Alltag zu unterstützen. Dazu wurden acht verschiedene Konzepte herausgearbeitet. Die umzusetzende Idee war ein Greifer, der sich mit einer Drehbewegung wie eine Blume schließen und öffnen kann. In mehreren Herstellungsversuchen wurden verschiedene Glasfaserformen getestet. Anschließend konnten damit Greiffinger hergestellt werden, die lokal biegeweiche Bereiche innerhalb einer sonst biegesteifen Struktur besitzen. Durch die Verbindung mit einem Motor und einer einfachen Ansteuerung ist ein Demonstrator entstanden, der unterschiedliche Objektgrößen sowie -formen greifen kann.

Holobiont

Holobiont untersucht das Potenzial von Mikroalgen als kreislauffähigen Biorohstoff und richtet den Blick auf die unsichtbaren, aber fundamentalen Wechselwirkungen zwischen Mikroben, Wurzeln und Pflanzen in urbanen Ökosystemen. Ein autarker Photobioreaktor zur standortunabhängigen Kultivierung und Ernte von Mikroalgen am Ort der Nutzung steht im Zentrum des Konzepts. Mikroalgen enthalten wertvolle Nährstoffe und Phytohormone, die als natürliche Bodenhilfsstoffe die Pflanzengesundheit fördern, die Biodiversität stärken, Schadstoffe neutralisieren und die Regenerationsfähigkeit von Stadtökosystemen erhöhen. Das Designkonzept vermittelt zukunftsweisend, wie Mikroalgen in biologische Prozesse innerhalb der Stadt integriert werden können, um urbane Ökosysteme resilienter gegen zunehmende Umweltbelastungen wie Hitze, Trockenheit und Schadstoffe zu machen. Das Objekt ist aus langlebigen Monomaterialien gefertigt und so konstruiert, dass alle Rohmaterialien in ihre Rohstoffkreisläufe rückführbar sind.

SunDrops | collecting solar energy

Für Privatpersonen in städtischen Gebieten ist der Zugang zu erneuerbaren Energien oft beschränkt. Während Eigenheimbesitzer oft schon Zugang zu Photovoltaiklösungen auf ihren Dächern haben, wird Mietern der Zugang zu solchen Technologien häufig verwehrt. Bestehende Solarmodule für Balkone sind im Wesentlichen die gleichen wie die für Dächer.
SunDrops ermöglicht den Zugang zu dezentraler Energieerzeugung für Mieter, indem es den Balkon nutzt, und bietet eine werkzeuglose Installation, wodurch die Hemmschwelle, mit der eigenen Stromerzeugung zu beginnen, gesenkt wird.
Die kompakte Bauweise und das Design sollen eine breite Akzeptanz fördern und machen erneuerbare Energien auch für Mieter zugänglich.
Durch die Nutzung vorhandener Flächen im städtischen Raum trägt SunDrops zur Demokratisierung der Energieversorgung und zur aktiven Beteiligung an der Energiewende bei. SunDrops gestaltet Materialien und Oberflächen für Photovoltaik so um, dass sie in bestehende Außenanlagen passen.

How’s your weather?

Das Projekt „How’s your weather?“ nutzt das häufigste Small-Talk-Thema – das Wetter – als Mittel, um Gespräche über Emotionen zu initiieren.
Das Wetter dient häufig als unverbindliches Gesprächsthema, wohingegen es vielen Menschen schwerfällt, sich zu ihren Emotionen zu äußern. Das Projekt zielt darauf ab, Emotionen in Form von Wetter zu visualisieren und somit Konversationen und Diskussionen zu initiieren.
Diese metaphorische Herangehensweise erleichtert den Gesprächseinstieg und fördert ein offeneres und ehrlicheres Miteinander.