Als multidisziplinäres Projekt besteht „Dear My Memories“ aus einer recherchebasierten Publikation sowie einer Reihe konzeptueller künstlerischer Arbeiten. Im thematischen Fokus des Projektes liegt die Untersuchung der unzuverlässigen Natur des menschlichen Gedächtnissystems im Kontext des post-digitalen Zeitalters, sowohl auf Grundlage der vielfältigen funktionalen Einschränkungen des Gehirns im Vergleich zu digitalen Datenspeichern als auch im Zusammenhang mit den Auswirkungen zeitgenössischer Einflüsse der virtuellen Welt auf unsere internen Erinnerungen.
Dieses grundlegende Motiv wurde hierbei nicht nur inhaltlich innerhalb der verschiedenen Arbeiten behandelt, sondern auch metaphorisch durch die stetige visuell-technische, auf dem konzeptuellen Ansatz der Transmedialität basierende Symbiose analoger und digitaler Materialien umgesetzt.
Kategorie: Design Area
dementia is a losing game
„Wenn du alt bist, bist du nichts mehr wert“, sagte meine Großmutter, als ich sie in ihrem Altenheim besuchte. Meine Großmutter leidet an Demenz, die es ihr unmöglich macht, das zu tun, was sie ihr ganzes Leben lang getan und geliebt hat – sich um die Familie zu kümmern. Die durch die Krankheit vergessenen Praktiken und Handlungen meiner Großmutter verwandeln sich langsam in Verwirrung. Zu vergessen, was man sein ganzes Leben getan hat, ist eine schreckliche Vorstellung, kann aber zu völlig neuen Erkenntnissen führen. In unserer kapitalistischen Gesellschaft wird eine Person, die nicht mehr voll funktionsfähig ist, oft als Last gesehen – meine Großmutter, die ihr ganzes Leben lang Werkzeuge benutzt hat, die heute wahrscheinlich nicht mehr viel wert sind, fühlt genauso.
„Demenz ist ein verlorenes Spiel“ ist ein Versuch, die durch Demenz verursachten Umstände als wertvolle Ereignisse darzustellen. Das Projekt betont den sentimentalen Wert dieser vergessenen Praktiken und Relikte und zielt darauf ab, die Verbindung zu meiner Großmutter aufrechtzuerhalten.
BIN
Ein Mülleimer – alltäglich und bekannt – stellt sich den Fragen nach effizienter Produktion, Lagerung, Transport, individueller Konfiguration, autonomem Aufbau und Recyclingfähigkeit.
Aus transluzenter Polypropylenfolie wird in wenigen Handgriffen ein Volumenkörper – ein Mülleimer – in drei Größen, mit Varianten für Deckel und Anordnung.
Der Entwurf stellt ein System aus reißverschlussähnlichen Laschen in den Vordergrund, zur stabilen Verbindung der flexiblen Materialbögen. Alle Elemente werden im schnellen und skalierbaren Stanzverfahren hergestellt. Flach verpackt reduziert sich der Energie- und Platzverbrauch beim Transport.
Durch die bewusste und konsequente Reduzierung auf ein Material und die daraus hervorgebrachte Verbindung lässt sich der Mülleimer vollständig und „sauber“ recyceln.
SIMPLY WASTE
„Simply Waste“ setzt sich mit der kreativen Weiterverwertung von Lebensmittelabfällen auseinander. Aus unvermeidbaren Obst- und Gemüseschalen entstehen biobasierte Materialien, die nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ästhetisch innovativ sind. Das Projekt fordert dazu auf, den Wert von Abfällen neu zu denken und zeigt, wie aus vermeintlich nutzlosen Reststoffen funktionale und inspirierende Objekte geschaffen werden, die die Atmosphäre von Räumen bereichern. „Simply Waste“ stärkt die Verbindung zwischen Mensch und Natur und bringt die Vision einer ressourcenschonenden, zukunftsfähigen Welt in die Gegenwart.
Systemreise
Das Leben im Kleinen wie im Großen hat Folgen. Die jüngsten Beobachtungen des menschlichen Wirkens auf diesem Planeten, vor allem westlicher Industrienationen, drängen zu einem Umdenken im Umgang mit den Dingen des alltäglichen Lebens. Verpackungen gelangen direkt oder über Umwege in die Natur, Produkte gehen kaputt, weil sie minderwertig hergestellt werden oder schon mit einer geplanten Obsoleszenz auf den Markt kommen. Modische Normen machen funktionstüchtige Produkte obsolet.
Ziel des Projekts war es, Zusammenhänge und den Weg von systemischen Paradigmen zu konkreten und wirkungsvollen Designlösungen zu untersuchen. Mögliche Hebel für umweltbewusstes Produktdesign wurden erarbeitet, das gegenwärtig sowohl ökologisch sinnvoll ist als auch Nutzerakzeptanz findet. Die Erkenntnisse finden dann in einem praktischen Entwurf eines Koffers Anwendung, um zu erproben, wie sich umweltbewusste Designprinzipien auf die Gestaltung eines Produktes auswirken, wenn man sie konsequent anwendet.
Design for a World We Want to Live in
Design ist von Natur aus ein soziales Thema. Das untrennbare Zusammenspiel von Materiellem und Sozialem zeigt den tiefgreifenden Einfluss von Design auf die Systeme unserer Welt und entbindet keine Designer*in von der Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Gestaltungen. Dies gilt sowohl für die komplexesten denkbaren Probleme als auch für die scheinbar einfachsten.
Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Komplexität unserer Welt und der Notwendigkeit, dass Design darin agiert.
Eine Möglichkeit, sich dieser Komplexität zu nähern, besteht darin, die Welt als ein weites, miteinander verbundenes System mit unzähligen Netzwerken und Abhängigkeiten zu betrachten. In dieser Sichtweise ist das Design und die Produktion jedes Produkts oder Konzepts Teil dieser Netzwerke und hat immer Auswirkungen auf sie – sei es materiell, sozial, natürlich, historisch oder politisch.
Durch die Untersuchung des scheinbar banalen Objekts Türgriff als symbolisches und charakteristisches Objekt werden diese Netzwerke offengelegt, analysiert, kritisch hinterfragt und in Kontext gesetzt, um neue Wege des Gestaltens für eine Welt zu finden, in der wir leben möchten.
Velowall
Was hält viele Menschen in Städten davon ab, das Fahrrad im Alltag zu nutzen?
Oft fehlt es an sicheren Abstellmöglichkeiten – besonders in alten Stadtstrukturen ohne integrierte Fahrradparkplätze. Die Velowall ist meine Antwort auf dieses Platzproblem. Sie lässt sich wie ein Parklet auf einem Straßenparkplatz installieren und bietet auf der Fläche eines PKWs Platz für acht überdachte Fahrräder – mit erhöhtem Diebstahlschutz. Optionale Dachbegrünung, Solarzellen für Beleuchtung sowie Anschlüsse für Ladegeräte können flexibel an örtliche Gegebenheiten und individuelle Wünsche angepasst werden. Dank vertikaler Stelltechnik und hydraulischer Wandhalterung können auch schwere E-Bikes mühelos geparkt werden. Die Abteile sind flexibel nutzbar: spontanes Parken oder dauerhaft vermietbar an Pendler:innen. So wissen Radfahrende, dass ihr Fahrrad sicher vor der Tür steht – und das tägliche Pendeln wird einfacher und attraktiver.
Mamagotchi
In „Mamagotchi“ wird das Spannungsfeld der Generation Z zwischen Unabhängigkeit und dem Bedürfnis nach elterlicher Unterstützung auf humorvolle Weise beleuchtet. In einer Mockumentary wird dieses Phänomen satirisch aufgearbeitet. Eine KI-Mutter scheint zunächst die perfekte Lösung zu bieten, entwickelt sich jedoch zunehmend zur grotesken Übertreibung. Diese Überzeichnung führt die Zuschauer:innen von anfänglicher Faszination zur kritischen Reflexion über eigene Abhängigkeiten. Das Projekt kombiniert Film und App, um elterliche Fürsorge durch Technologie zu ersetzen und die innere Zerrissenheit der Gen Z sichtbar zu machen. Ziel ist es, durch Humor und Selbstironie eine Auseinandersetzung mit generationsspezifischen Bedürfnissen und digitalen Abhängigkeiten anzustoßen – ein kreativer Kommentar zu einem unausgesprochenen Generationenkonflikt.
waiting for the bus
„waiting for the bus“ verwandelt den Ort der Ersatzbushaltestelle, der durch Anonymität, provisorische Gestaltung und fehlende Aufenthaltsqualität geprägt ist, in ein charaktervolles Warteumfeld. Obwohl ständiges Warten ein fester Bestandteil unseres Alltags ist und das Umfeld unser Wohlbefinden stark beeinflusst, wird Warteorten im öffentlichen Raum kaum gestalterische Aufmerksamkeit geschenkt.
Die drei Stahlrohrelemente orientieren sich an Strukturen des öffentlichen Raums, an denen Menschen gerne verweilen, und funktionieren somit als Erweiterung der Haltestelle.
Je nach Platzbedarf lassen sich die Module flexibel anordnen. Die Stahlrohrstrukturen können einfach von den Bodenplatten getrennt werden, wodurch eine schnelle Montage und Demontage sowie ein platzsparender Transport ermöglicht werden. Die Arbeit verleiht dem temporär bestehenden Ort eine eigene Identität und schafft einen einladenden Raum, der zum Verweilen anregt.
Beyond borders
„Beyond Borders: Das Verständnis der Dynamik von Migration, Identität und Empathie“ ist ein sozial orientiertes Designforschungsprojekt, das untersucht, wie Design Empathie und interkulturelles Verständnis bei Jugendlichen mit transnationalem Hintergrund fördern kann. Mithilfe partizipativer Methoden und Interviews werden persönliche Geschichten von Migration, Identität und Zugehörigkeit aufgedeckt. Das Endergebnis ist ein gemeinsam entwickeltes Kartenspiel, das bedeutungsvolle Gespräche anregt, kulturelle Distanzen verringert und emotionale Verbindungen fördert. Auf den Prinzipien des Social Design basierend zeigt das Projekt, wie Design den Dialog und die Inklusion über Grenzen hinweg ermöglichen kann.