Interaktion mit dem Ton

Sebastian Viering

Februar / February - 2019

Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Kurzbeschreibung

Ein Kit, bestehend aus einem zentralem Puck mit Körperschall-Lautsprecher und drei unterschiedlichen Eingabegeräten, welches es möglich macht, die verschiedensten Resonanzkörper in neue elektronische Musikinstrumente zu verwandeln. So können entweder bestehenden akustischen Instrumenten neue Töne entlockt werden oder gewöhnliche Alltagsobjekte zu Musikinstrumenten werden.

Was ist das Thema?

Als Ziel hatte ich mir gesetzt, ein neues Instrument zu gestalten, das die Komplexität und Vielfalt elektronischer Tonerzeugung mit der Klarheit und haptischen Qualität von akustischen Instrumenten verbindet. Anstatt eines einzelnen Instruments ist ein Kit entstanden, welches unendlich viele neue Instrumente ermöglicht. Diese neuen Instrumente können unterschiedlichste Persönlichkeiten entwickeln und dabei dennoch verwandt in der Bedienung bleiben. Der besondere Charakter akustischer Resonanzkörper wird verbunden mit allen gestalterischen Möglichkeiten der elektronischen Tonerzeugung.

Warum sieht es so aus?

Der zentrale Puck enthält einen Körperschallwandler, der den Resonanzkörper zum Schwingen bringt, und wird via Kabel mit Computer oder Synthesizer verbunden. Der außenliegende Lautstärkeregler ist während des Spiels jederzeit erreichbar. Die drahtlose Verbindung zu den unterschiedlichen Eingabegeräten verhindert unerwünschte Kabelgeräusche und ermöglicht eine flexible Platzierung. Während die Einzel-Buttons in beliebiger Länge aneinander gekettet werden können, erlaubt der Piano-Controller auch Slides zwischen den Noten und gibt blind Rückmeldung über die Position der Finger. Der Blas-Controller kann mit oder ohne Schlauch gespielt werden, ein Magnet hält das Mundstück im ungespielten Zustand am Verbindungsstück. Die schwarze Farbe passt zu den unterschiedlichsten Resonanzkörpern.

Was ist das Besondere?

Klassische elektronische Instrumente weisen durch die Trennung von Eingabe- und Ausgabegerät oft ein sehr distanziertes Spielgefühl auf. Auch beim Klavier liegt ein größerer Weg zwischen Finger und klingender Saite als das zum Beispiel bei der Violine der Fall ist. Diese Distanz wird bei meinem Objekt überbrückt, da sich die Eingabegeräte direkt auf dem Resonanzkörper befinden. Die Vibrationen des Resonanzkörpers erzeugen dabei ein sehr natürliches Spielgefühl. Für die Tongestaltung kann die volle Freiheit digitaler und analoger Synthesizer genutzt werden, an die das Objekt angeschlossen wird. Dieser Ton wird dann aber noch durch den eigenen Charakter des gewählten Resonanzkörpers beeinflusst. So kann ein elektronischer Ton einen unerwartet organischen Charakter entwickeln und ein gewöhnlicher Alltagsgegenstand eine unerwartete Musikalität. Die meisten elektronischen Instrumente erlauben außerdem nur eine geringe Beeinflussung des Tones. Ein Keyboard-Controller besteht hauptsächlich aus An-Aus-Tastern. Die hier entstandenen Bedienelemente ermöglichen dagegen eine wesentlich feinfühligere Interaktion.

Was ist neu?

Neu ist unter anderem die einzigartige Verbindung von elektronischer und akustischer Tonerzeugung. Die große Vielfalt elektronischer Klänge kann genutzt werden, die dann zusätzlich durch den individuellen Charakter des gewählten Resonanzkörpers abgerundet werden. Stumme Alltagsobjekte lassen sich plötzlich in musikalische Instrumente verwandeln, die noch dazu durch die spürbaren Vibrationen in den Fingern eine besondere Nähe zum Ton aufweisen. Neu ist auch die flexible Zusammenstellung der unterschiedlichen Bedienelemente. So kann je nach Geschmack ein ganz eigenes Instrument geschaffen werden. Die feinfühlige Sensor-Oberfläche des Piano-Controllers schafft es dabei, ein vertrautes Layout mit der Möglichkeit ungekannter Virtuosität zu verbinden.