Vertrau mir

Zu Beginn des Projektes habe ich mich mit Massenmedien auseinandergesetzt und deren Darstellung von Informationen. Dabei setzte ich meinen Recherchefokus auf Geschichten, bei denen die Autor*innen bestimmte Informationen übertrieben betont haben [oder weggelassen]. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild der wahren Geschichte und wirft die Frage auf, inwieweit diese Wahrheit darin überhaupt noch vorhanden ist, oder ob sie so verändert wurde, dass etwas Neues entstanden ist, mit einer neuen Geschichte. Bleibt die Geschichte dabei die gleiche Geschichte?

hugefancy

Der hugefancy 3D-Drucker ist abstrakte Symbiose aus Open-Source Technologie sowie industrieller Hardware und wurde komplett von uns konzipiert und entwickelt. Mit dem Projekt nehmen wir aktiv Bezug auf die Problematik durch Kunststoffe. Eine zentrale Frage unseres Projekts ist daher, wie wir mit dieser Ressource verantwortungsvoll umgehen können. Die gestalteten Objekte haben einen individuellen und direkten Bezug zum Menschen. Ein solches Design soll unsere Interaktion mit diesen Objekten fördern und unsere Wertschätzung entsprechend positiv beeinflussen. Es wird eine formale und/oder emotionale Verbindung zum Menschen hergestellt. Es werden Alltagsgegenstände geschaffen, die weit mehr als Gebrauchsgegenstände sind.Eben eine derartige Gestaltung soll dem Druckobjekt mehr Wert und Bedeutung geben – und uns als Menschen von einer bloßen Wegwerfgesellschaft distanzieren.

Bilder und ausführliche Projektbeschreibung: https://chriswalter.org/projects/hugefancy/hugefancy_EN.php

Bürsten / brushes

BÜRSTEN
… sind Werkzeuge, die jeder benutzt, aber denen keine besondere Beachtung geschenkt wird. Schnell werden sie durch ein neues Modell ersetzt.
Porzellan ist wertig, rein und langlebig, genau das sind Bürsten leider nicht.
Den Bürsten soll zu neuem Glanz verholfen werden: Lässt sich der Besatz vom Bürstenkörper trennen, könnte nur dieser durch einen neuen ersetzt werden. Der Bürstenkörper aus Porzellan kann beim Wechsel problemlos gereinigt und immer wieder verwendet werden.

Mechanical Craft

Mechanical Craft ist ein Forschungsprojekt in den Bereichen Handwerk und Handmade, digitale Tools und Neue Technologien und den Vorstellungen, die wir mit diesen Begriffen verknüpfen. Die Gefässe sind der physische Output der praktischen und theoretischen Recherche. Sie wurden grösstenteils mit einer Maschine hergestellt – können wir sie trotzdem als handwerklich gefertigt wahrnehmen? Oder ihnen kulturellen Wert zuschreiben, wie wir es normalerweise nur bei traditionellen Handwerksgütern tun?
Die Objekte bestehen aus Porzellan, wurden erstellt mit einem generativen Tool und geformt mit einem 3D-Drucker und menschlichen Händen. Als Gefässe reihen sie sich ein in eine lange Tradition keramischer Objekte und können so in Verbindung gebracht werden. Das ungewöhnliche Äußere der Objekte entsteht durch Verdrängung von Masse, wodurch eine Oberfläche entsteht, die nur der Drucker so herstellen kann.

If I had a body

Mit dem Projekt „if I had a body“ wird die soziale Rolle des Sprachdialogsystems in Frage gestellt. Dazu werden aus Daten der synthetischen Stimme Formen generiert mithilfe eines parametrischen Designprozess. Diese Formen können als Lautsprecher dienen. Je nach Stimme verändert sich die Form. So steht die Frage im Fokus: Welche Auswirkung hat die Gestaltung eines Sprachdialogsystems auf unsere Kommunikation mit der Technologie?
Sprachdialogsysteme nehmen durch die Möglichkeit der verbalen Interaktion einen Platz in unserem sozialen Umfeld ein. Durch die Möglichkeit der verbalen Interaktion werden unwillkürlich soziale Verhaltensweisen in uns angeregt und gesellschaftlich etablierte Reaktionen  werden auf die Maschine angewendet. Durch eine neue Gestaltung wird Raum geschaffen für eine Auseinandersetzung über die Diskrepanz von Maschine und dessen Vermenschlichung.

Ein Mops kam in die Küche

… und stahl dem Koch ein Ei. Mit diesem Satz beginnt ein Kinderlied, das das Prinzip der Rekursion lebhaft veranschaulicht. Rekursion ist der abstrakte Vorgang Regeln erneut auf ein Produkt anzuwenden, das durch dieselben Regeln erzeugt wurde. Dadurch entstehen theoretisch unendliche Schleifen, genau wie das besagte Lied, kein Ende findet. Inspiriert von dieser Idee entwarf ich in meinem Bachelorprojekt Decken, die den Stoff im Stoff thematisieren. Auf der Suche nach dem Wesentlichen der Textilien um dies in ihrer Gestaltung zu wiederholen, konzentrierte ich mich vor allem auf die Art und Weise, wie sich die Fäden zu einer Fläche verbinden. Ich abstrahierte, schematisierte und vergrößerte Verkreuzungen und Maschen um den Charakter von Gestricken und Geweben zu potenzieren. Großflächige Rapporte zeigen die Wiederholung des Kleinen im Großen. Meine Faszination für textile Konstruktion spiegelt sich in dieser Arbeit wieder.

CHITOSAN X CELLULOSE

Chitosan und Cellulose bilden eine Materialkombination, die in einem etablierten Materialkreislauf recycelt werden kann. Die Löslichkeit des Chitosans in sauren Lösungen fügt sich in die vorhandenen Prozesse des Altpapierrecyclings ein.
Dieses Projekt stellt die in Experimenten erarbeiteten und dokumentierten Eigenschaften der Stoffkombination vor. Diese Eigenschaften versprechen neue, erweiternde und stützende Fähigkeiten, die das Portfolio der Papieranwendungen erweitern.
Vier eindrückliche Ergebnisse der Experimente wurden in A4 DIN Formaten atmosphärisch in Szene gesetzt. Diese lassen sich den vier Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft unseres Planeten zuordnen und stehen somit in besonderem Verhältnis zu der Projektausrichtung: einem ressourcenschonenden Umgang mit unserem Planeten.

HOLD

Der moderne Mensch verbringt immer mehr Zeit vor dem Bildschirm. Wir sind immer eingeschaltet, immer erreichbar, immer up-to-date. HOLD gibt dir eine haptische Pause von der visuellen Reizüberflutung der digitalen Welt. Einen analogen Moment des Begreifens. Inspiration findet das Projekt in dem Gedanken der traditionellen Teezeremonie. HOLD soll motivieren, sich Zeit zu nehmen, anzuhalten und sich zu entspannen. Durch die Konzentration auf die Handhabung werden neue Erfahrungen geschaffen, die taktile Wahrnehmung wird geübt und die unbewusste, alltägliche Handlung des Trinkens fokussiert. In seiner skulpturalen Erscheinung findet das Porzellanset seinen Platz neben dem Computerbildschirm auf dem Arbeitstisch.

HOLD besteht aus einem Porzellanset aus Kanne, Tasse und Untertasse und einer textilen Unterlage aus Seide. Auf der digitalen Ebene fungiert die HOLD-App als Wecker, der nach einer selbstbestimmten Zeit an eine Pause erinnert.

float

Float ist ein Snackautomat für mentale Gesundheit. Er leistet, öffentlich zugängig, rund um die Uhr eine schnelle und bezahlbare Soforthilfe im Umgang mit alltäglichen emotionalen Krisen. Die darin enthaltenen 24 »Mental Treats«, bestehend aus Objekten und angeleiteten Übungen, unterstützen die Benutzer*innen in ihrer emanzipatorischen Selbsttherapie und bewussten Aktivierung der eigenen Ressourcen. So wird gelernt starken Emotionen wie z.B. Stress oder Angst, Raum und Zeit zu geben und mentalen Krankheiten vorzubeugen.
Die Treats bieten Lösungsansätze, Therapieprodukte, Tipps und lebenslang einsetzbare Werkzeuge, die individuell auf den eigenen emotionalen Zustand abgestimmt sind. Sie können zwar keine Therapie ersetzen, zeigen aber eine große Perspektiven- und Hilfsangebotsvielfalt bei mentalen Belastungen auf.

Als herkömmlicher Verkaufsautomat daherkommend und somit überall verortbar, ist float ein Plädoyer für die Entstigmatisierung und Sichtbarmachung von mentaler Gesundheit.

Dialog mit einer Knolle / dialogue with a garlic bulb

Als Ausgangspunkt für den Designprozess während meiner Bachelorarbeit setzte ich mir die intensive Beschäftigung mit einem Material – dem Knoblauch.
Ein Material kann schöpferische Prozesse wissenschaftlicher oder auch kreativer Art in Gang setzen, indem es der Kreativität etwas entgegensetzt, sie herausfordert und konkret werden lässt. Es kommt zudem stets mit einer Fülle von Erfahrungswelten, reduziert man es nicht auf eine ihm aufgezwungene Verwendung. Was kann mir der Knoblauch also bieten, wenn ich mich abseits des herkömmlichen kulinarischen Kontextes auf sein volles Potenzial einlasse?
Dies wollte ich herausfinden und trat im Laufe meines Bachelorsemesters mit ziellosem Forschungsdrang und einem radikalen Nichtwissen in einen persönlichen Dialog mit einer Knolle. Ich distanzierte mich von einem Ergebnis – der Herstellung eines Textils – und arbeitete prozessorientiert. Daraus entstanden sind eine Reihe unterschiedlicher Experimente und ein veränderter Blick als Designerin.