Smart Medication
Kurzbeschreibung
‚Smart Medication‘ ist ein Gerät zur Individualisierung der Medikamentenvergabe. Mein Szenario nimmt exemplarisch chronische Alterskrankheiten in den Blick.
Patient*innen mit einer solchen ‚Multimorbidität’ müssen oft mehrere unterschiedliche Medikamente täglich kombinieren. Anhand von Körperdaten, die von Patient*innen selbst aufgezeichnet werden, kann der Arzt eine individuelle Therapie für den Patienten*die Patientin erstellen.
Das Gerät ist quasi ein 3D-Drucker, der anhand von Medikamentenkartuschen passgenaue Dosierungen der Medikamente auf eine Trägerfolie druckt. Die Medikamente haben die Form eines Granulats, das mit einem Gel verbunden aus einer Kartusche extrudiert wird. Die gedruckten Streifen zeigen ähnlich wie ein Diagramm an, wie sich die Dosierung – je nach gemessenen Körperdaten – verändert. Jeden Tag bekommt der*die Patient*in mit seinem Medikament also einen Überblick über seinen Behandlungsfortschritt. Das Gerät hilft ihm*ihr dabei, sein*ihr Medikament nicht zu vergessen.
Das Gerät wird via App bedient. Mit Hilfe der App kann der Arzt*die Ärztin den Behandlungsplan in das Gerät einspeisen, den Behandlungsverlauf kontrollieren und mit den Patient*innen kommunizieren. Wechselwirkungen können sowohl durch Big Data als auch durch die Kontrolle der Ärzt*innen vermieden werden. Der*die Patient*in wiederum kann seine Smart Devices zur Messung von Körperdaten mit dem Gerät verknüpfen, er*sie bekommt außerdem auf seinem Handy angezeigt, wenn ein Medikament gedruckt wurde.
Was ist das Thema?
Mein Projekt beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Genauer handelt es sich um ein Szenario zur Anwendung von Big Data und von postindustriellen Prozessen im Pharmabereich. Damit wird ein wesentliches Problem der Medizin des 20. Jahrhunderts aufgebrochen: Die Tablettendosierung. Die körperliche Belastung durch Fehlmedikation und die Wechselwirkungen von Medikamenten können schwere Schäden verursachen. Dies kann durch die bessere Anpassung der Dosierung auf jede*n einzelne*n Patienten*Patientin vermieden werden. Manchmal ist es auch ein Problem, dass Medikamente gar nicht erst genommen werden. Die Compliance (Medikamententreue) bei chronischen Krankheiten im Alter liegt aus verschiedenen Gründen bei 50%. Für die Patient*innen mit chronischen Krankheiten ist es zuweilen herausfordernd, sich an die Einnahme der Medikamente zu erinnern. Durch die Individualisierung der Medikamente kann die Compliance verbessert werden, weil ein individualisiertes Produkt mehr Identifikation und Vertrauen schafft. Impact Es handelt sich um mehr als bloß um einen 3D-Drucker oder ein Dosiersystem. Denn hinter meiner Idee steckt eine Umstrukturierung der ganzen Art und Weise, wie die Medikamententherapie funktioniert. Dies beginnt bereits bei der Produktion von Arzneimitteln. Diese werden industriell produziert, obwohl alle Menschen unterschiedliche physiognomische Eigenschaften haben. Damit richtet sich das System also gegen eine von Lobbyismus und Gewinnorientierung geprägte Industrie, die die Patient*innen aus den Augen verloren hat. Es macht in guter Weise Gebrauch von den Vorteilen des Quantified Self (der Messung von Körperdaten) und stellt den*die Patienten*Patientin wieder ins Zentrum.
Warum sieht es so aus?
Das Gerät und die App sind auf die wesentlichsten Funktionen reduziert. Es folgt Prinzipien des Universal Designs. Mir ging es darum, dass das Gerät einfach zu bedienen ist, so müssen zum Beispiel die Kartuschen von jedem gewechselt werden können. Die längliche Form hängt mit dem Druckprozess zusammen. Um das gelartige Medikament möglichst genau und ohne Fehler drucken zu können, habe ich mich für die Streifenform des Medikaments entschieden. Das Medikament lässt sich am Besten in linearer Anordnung aufbringen. Die längliche Form des Geräts unterscheidet dies als Medizinprodukt von anderen 3D-Druckern aus dem Hobbybereich mit quadratischer oder runder Druckplatte. Das Gerät soll Vertrauen schaffen und nicht an DIY-Produkte oder Konsumerelektronik erinnern. Durch das Fenster an der Seite kann der Druckprozess beobachtet werden.
Was ist das Besondere?
Das Schlucken von Tabletten kann sehr unangenehm sein. Das Ablecken der Trägerfolie – wie bei einem Joghurtbecherdeckel – ist hingegen eine vertraute, alltägliche Geste. Ich habe die Einnahme in ein Ritual verwandelt, das nicht mehr negativ konnotiert ist. Besonders ist also vor allem die Form des Medikaments.
Was ist neu?
Neu an meinem Szenario der Medikamenteneinnahme ist, dass ich 3D-Druck mit Big Data verbinde und diese Techniken im Pharmabereich zur Anwendung bringe. Neu an meinem Gerät ist außerdem die Handhabung. Ich habe die Form, in der Medikamente normalerweise erscheinen, grundlegend geändert. Normalerweise müssen Tabletten, wenn sie anders dosiert werden sollen, durchgebrochen oder mühsam mit einem Messer zerkleinert werden. Mein Gerät ermöglicht hingegen eine wirklich genaue Dosierung der Wirkstoffe.