Other Sight
Kurzbeschreibung
In einem interdisziplinären Wechselspiel von Entwerfen und Überprüfen wurden die Wahrnehmungseigenschaften blinder Menschen im Umgang mit Alltagsobjekten herausgearbeitet. Basierend auf den im Austausch gewonnenen Erkenntnissen sind Entwurfsparameter entstanden, die in Form eines Ensembles von Trinkgefäß und Untersetzer Anwendung finden.
Was ist das Thema?
In unserer Gesellschaft ist der visuelle Sinn der dominanteste – fehlt dieser Sinn, bleiben bestimmte Erfahrungen vorenthalten, andere werden jedoch umso intensiver wahrgenommen. Das Auge des Blinden ist der Tastsinn – über ihn werden imaginäre Bilder von Dingen oder Räumen erzeugt. Insbesondere im Produkt-Design spielt der visuelle Sinn, sowohl auf Seiten der Gestalter*innen während des Entwurfsprozesses, sowie für die Konsument*innen bei der Kaufentscheidung, eine sehr große Rolle. Wenn wir ein Produkt jedoch in Gebrauch nehmen, geschieht dies nicht zuletzt über die Berührung. Im Austausch mit blinden und sehbehinderten Menschen und ihrem natürlicherweise intensiveren Tastsinn habe ich im Projekt "Other Sight" versucht, aus Absenz einen Mehrwert zu schaffen.
Warum sieht es so aus?
Die Entwurfsparameter konnten nur durch den wiederholten Austausch und das repetitive Überprüfen des Herausgefundenen mit den blinden Testpersonen entstehen. Die visuelle Erscheinung des Entwurfs ist unabdingbar mit den haptischen „Beobachtungen“ und Qualitäten verknüpft. An dem Trinkgefäß kommt der/die NutzerIn haptisch mit der Struktur in Berührung. Sie bietet hier Griffigkeit und regt zum haptischen Entdecken an. Durch das Relief auf dem Unterteller entsteht ein akustisches Feedback, welches Auskunft darüber gibt, wo sich das Gefäß auf dem Teller befindet.
Was ist das Besondere?
Durch das ständige Wechseln von Gestalten und Testen konnten die haptischen Wahrnehmungseigenschaften der blinden ProbandInnen in den Entwurf integriert und sowohl sehenden als auch blinden Menschen zugänglich gemacht werden.
Was ist neu?
Insbesondere bei der Entwicklung von Produkten, die wir tagtäglich in die Hand nehmen, spielt die haptische Begegnung eine sehr große Rolle. Dennoch werden heutzutage viele Produkte fast rein visuell entworfen. Durch die Arbeit mit der Wahrnehmung von blinden Menschen im Umgang mit Alltagsprodukten, sind funktionale sowie ästhetische Entscheidungen im Entwurfsprozess durch haptische Eindrücke getroffen worden.