Beak Shears
Kurzbeschreibung
Die Ernteschere BEAK ermöglicht die einhändige Interaktion, indem sie Greifen und Schneiden vereint. Das für die professionelle Kräuter-und Salaternte entwickelte Spezialwerkzeug, resultiert aus einer umfangreichen Untersuchung einer Schneidewerkzeug-Taxonomie im Rahmen der Bachelorarbeit. Aus der Auseinandersetzung mit Schneidewerkzeugen ist zu Beginn eine fünfzigteilige Scherensammlung entstanden, aus welcher ein Baukasten für neue Schneidekonzepte entwickelt wurde. Alle gewonnenen Erkenntnisse wurden zu einem Scherenverzeichnis katalogisiert. Dieses Zusatzprodukt wurde gleichzeitig Schlüssel und Perspektive der Abschlussarbeit: Es entstand eine solide Grundlage für ein neues Konzept, das Wesentliches aus der Sammlung mit dem in der Recherche gefundenen Bedarf verbindet.
Was ist das Thema?
“Greifwerkzeuge (be)greifen am Beispiel der Schere” ist der Titel. Spezialwerkzeuge sind selten rein intuitiv zu bedienen. Um die Meisterschaft über ein solches Werkzeug zu erlangen, braucht es viel Übung. Durch viel Erfahrung erfolgt mit der Zeit Automation in der Bedienung. Erst wenn das Werkzeug, hier die Ernteschere, in den Hintergrund unseres Bewusstseins tritt, ist das vollständige (Be)Greifen des Werkzeugs mit Hand und Gehirn möglich. Eine reibungslose Interaktion mit dem Werkzeug erfolgt und die Benutzer*innen können sich vollkommen auf die Ausführung der Arbeit konzentrieren. Die durchgeführte Feldforschung im engeren Sinne zeigte den Bedarf an effizienten, weiterentwickelten Schneidewerkzeugen in der manuellen Kräuterernte, die durch einhändigen Gebrauch eine doppelte Nutzung zuläßt. Denn für bestimmte Erntemethoden kommen Maschinen nicht in Frage. Professionelle Erntewerkzeuge werden weiterhin benötigt, da Menschen immer noch Arbeiten ausführen, die nicht durch Maschinen automatisiert und übernommen werden können. Der erntende Mensch muss daher optimal in seiner Arbeit unterstützt werden. Das Produkt muss deshalb ergonomisch sein und mit den User*innen kooperieren.
Warum sieht es so aus?
Die Form der Ernteschere orientiert sich an technischen, funktionalen und nutzerorientierten Anforderungen. Das erarbeitete Repertoire des Scherenverzeichnisses ermöglicht die Abwägung der Scherenausführung nach diesen Kriterien: - Um eine Überdrehung des Handgelenks zu verhindern muss die Schneideebene um 15 Grad zum Fingerverlauf geneigt werden. - Zur besseren Navigation zwischen den vertikal wachsenden Pflanzenhalmen dient ein asymmetrischer Schneidkopf mit einer gebogenen Navigationsspitze, wie es bei Sensen vorkommt. Die längere Spitze dient dabei als Führung. Konkave Innenschneiden, verhindern das Herausrutschen der Halme. Dafür diente die Zigarrenschere aus der Scherensammlung als Vorbild. - Zusätzlich verhindert ein Bypass-Schnitt das Quetschen des Schnittguts, da zwei scharfe Klingen aneinander scheren. - Die Länge der Schneiden sind ebenfalls von der Funktion abhängig. Wären die Schneiden länger als der Durchmesser des zu greifenden Bündels, würde man mehr abschneiden als man greifen kann. - Der Abstand zwischen Hand und Schneideebene dient einerseits als Sicherheitsabstand und andererseits als paralleler Schnittversatz. - Ein verdecktes Langloch zwischen beiden Blättern mit kreisendem Verlauf sorgt für Klingenspannung und begrenzt den Öffnungswinkel der Schneiden. - Eine federnde Performance für angenehme sich oft wiederholende Schnitte. - Der kleine Finger unterstützt das Schließen indem er auf einem Fingerhaken, wie man es von Friseurscheren kennt, aufliegt. - Für einen besseren Tragekomfort werden die Werkzeuggriffe am Ende der Produktion in Gummi getaucht.
Was ist das Besondere?
Ein Schneidewerkzeug, das nur eine Hand für die gesamte Interaktion benötigt, würde zahlreiche Vorteile schaffen. Die freie Hand könnte beispielsweise dazu verwendet werden, den Sammelbehälter während der Ernte zu halten oder sich an der Leiter festzuhalten und damit die Sicherheit erhöhen. Weitere Überlegungen: Es wäre möglich, beide Hände mit einer Schere auszustatten und somit zweihändig in Gewächshausreihen oder auf engem Raum wie in vertikalen Farmen zu arbeiten. Die Entwicklung eines solchen Werkzeugs kommt auch einhändigen Personen zugute, da sie das Schnittgut mit derselben Hand greifen, halten und gleichzeitig schneiden könnten.
Was ist neu?
Bisher muss, um einhändiges Ernten mit Schneidewerkzeug zu ermöglichen, das Greifen des Schnittguts und der Schneidevorgang zeitlich getrennt werden. Bei manchem Schnittgut ist dies ohne weitere Hilfsmittel – beispielsweise mit Hilfe von Bindematerial - nicht möglich oder nur unter Beschädigung des Ernteguts. Durch den kombinierten Greif- und Schneidevorgang ist dies mit BEAK möglich. Der zu erlernende Ablauf gestaltet sich wie folgt: Der Mittelfinger, der durch das fehlende Scherenauge mehr Bewegungsfreiheit als die anderen Finger erhält, umfasst mit dem Daumen den Kräuterbund. Erst danach folgen die anderen Finger dem Mittelfinger, um den Schnitt.