Polymorph

Yulia Stern

Oktober / October - 2019

Hochschule für Gestaltung Offenbach

Diplom

Kurzbeschreibung

Polymorph ist ein mechanischer Druckanzug für Weltraumtourist*innen, der während des Transits (IVA), außerhalb des Fahrzeugs (EVA) und im Notfall getragen werden kann, also “universelle” Weltraumbekleidung.

Was ist das Thema?

Seit Jahrzehnten bereisen Weltraumfahrer*innen die unmittelbare Umgebung der Erde (578 Menschen bis zum Jahr 2019). Im Jahr 2025 soll das erste Weltraumhotel gebaut werden, der Weltraum könnte also in näherer Zukunft zunehmend kommerzialisiert werden. Die Weltraumfahrt ist jedoch mit hohen körperlichen Risiken verbunden und die Technologie der Weltraumanzüge muss benutzerfreundlicher gestaltet werden, sodass der Aufenthalt im Weltraum zur sicheren und angenehmen Erfahrung wird. Die zurzeit eingesetzten Anzüge wurden für trainierte Berufsastronaut*innen entwickelt und sind in ihrer Benutzung nicht massentauglich.

Warum sieht es so aus?

Um das Überleben des Menschen im offenen Weltraum und bei Notfällen in Fahrzeugen zu gewährleisten, muss die getragene Kleidung lebenserhaltende Funktionen erfüllen. Die wichtigsten Funktionen sind der Druckerhalt, Sauerstoffversorgung, Wärmeregelung und der Strahlungsschutz. Alle gängig eingesetzten Anzüge sind Luftdruckanzüge, das bedeutet dass sie einem Luftballon ähnlich die notwendige Atmosphäre (mit Druck, Luft und Temperatur) aufbauen. Im Gegensatz dazu ist Polymorph ein mechanischer Druckanzug, er übt also mechanischen Druck direkt auf den menschlichen Körper aus und verhindert somit die Dekompression. Nur der Helm wird mit Sauerstoff versorgt. Dies reduziert die Größe und das Gewicht des Anzuges erheblich und lässt ihn eher wie enganliegende Sportkleidung als einen klassischen Weltraumanzug aussehen.

Was ist das Besondere?

Aufgrund eines hochkomprimierenden Materialverbundes mit auxetischer Struktur bewahrt dieser Anzug die Bewegungsfreiheit und Flexibilität des Muskelapparates und schränkt diese nicht ein. Darüber hinaus passt sich Polymorph (wie schon im Namen verdeutlicht: poly – viele, morph – Gestalt oder Form;) einer Vielzahl von physischen Formen des menschlichen Körpers an. Auf diese Weise kann er für mehrere Missionen und vor allem für mehrere Träger aufbereitet werden.

Was ist neu?

Eine weitere überlebenswichtige Funktion der Weltraumanzüge ist der Temperaturerhalt. In Abwesenheit von Luft schwankt die Temperatur im Vakuum zwischen -160° C im Schatten und +120° C im Sonnenlicht. Das absorbierte Sonnenlicht kann einen rapiden Temperaturaufstieg verursachen, darüber hinaus erzeugen unsere Körper und elektronische Geräte ständig Hitze. Die aufgebaute Hitze muss also ständig abgeführt werden um eine kritische Überhitzung von biologischen und elektronischen Systemen zu verhindern. Weisse Farbe reflektier am stärksten das Sonnenlicht und als Konsequenz absorbiert am wenigsten Hitze. Aus diesem Grund sind alle Weltraumfahrzeuge und Weltraumanzüge – die auch für Weltraumspaziergänge gestaltet wurden – weiss. Des Weiteren beinhalten die gängigen Weltraumanzüge Kühlsysteme, die mit Hilfe von zirkulierendem kalten Wasser die körpereigene Hitze der Weltraumfahrer abtransportieren. Dies macht die Anzüge groß und schwer. Das Wasser muss intern gekühlt werden und im Falle einer Leckage es besteht die Gefahr des Ertrinken. Das Konzept von Polymorph sieht eine direkte Transmission der durch Muskel aufgebauten Hitze in Form von Licht vor. So kann die überschüssige Wärme direkt entweichen. Dies bringt den Anzug zum leichten schimmern und setzt ihn in seiner Funktionsweise sowie in seiner Ästhetik von anderen Anzügen ab.