Designed to Die

Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft bevorzugen heutzutage eine Feuerbestattung, wodurch Urnen einen bedeutenden Platz in unserer Bestattungskultur einnehmen. Dennoch werden die gestalterischen Möglichkeiten von Urnen bei weitem nicht ausgeschöpft; sie erscheinen bei einer Beerdigung oft als nebensächlich. 

Die Urnen aus der Arbeit „Designed to die“ greifen die Bedeutung einer Urnenbestattung für Angehörige sowie für die verstorbene Person auf. Die Urne besteht aus reinem, abbaubarem Sojawachs und ist in zwei Teile aufgeteilt. Der innere Teil enthält die Asche und steht in der Mitte des mit Blumen geschmückten äußeren Teils, der auf einem Ring über dem Urnengrab platziert wird. Die außen angebrachten Kerzen werden über dem Grab angezündet und brennen während der Trauerfeier innerhalb von 45 Minuten soweit herunter, dass die Urne den Halt auf dem Ring verliert und ins Grab fällt. So wird das Ritual der Trauerfeier maßgeblich umstrukturiert und mitgestaltet.

mimo

„mimo“ ist ein multimediales Konzept, das die Stottertherapie bei Kindern begleitet. Ziel ist es, dem Therapieansatz des „Fluency Shaping“ folgend, ein weich klingendes Sprechmuster zu vermitteln und dieses in den Alltag des Kindes zu integrieren. Ein kleines Mikrofon in Form eines Monsters kann das weiche Sprechen über eine KI auswerten und in Echtzeit ein Feedback geben, um den Transfer des Sprechmusters jederzeit und überall zu ermöglichen. 

Begleitend dazu beinhaltet das Konzept eine Software, die Sprechübungen digital unterstützt und durch die Anwendung spielerischer Elemente (Gamification) die Motivation zum regelmäßigen Üben fördert. 

Durch die Schnittstelle zwischen Analogem und Digitalem kann das erlernte Wissen nahtlos in den Alltag transferiert werden. Klar strukturierte Übungen und Zielsetzungen fördern die intrinsische Motivation und ein selbstbewusster Umgang mit dem eigenen Sprechen wird unterstützt. Das Konzept wurde in Kooperation mit der Kasseler Stottertherapie entwickelt.

Sensitive

„Sensitive“ beantwortet die aktuellen sozialen und materiellen Ressourcenfragen nicht rückblickend, sondern bricht etablierte Konventionen und trägt so zu einer lebenswerten Zukunft bei. Der Entwurf beschreibt eine neue, sensible Handlungsform: Die tägliche Körperhygiene wird zur sensitiven Erfahrung für Körper und Geist. 

Grüner Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Bei der Verbrennung entsteht ausschließlich Wasser, welches aufgrund der hohen Betriebstemperaturen in Form von Dampf als Abfallprodukt zur Verfügung steht. Sensitive nutzt diesen als Medium für die tägliche Körperpflege. Der wohltemperierte Dampf steigt langsam auf und benetzt dabei unseren Körper. Dabei werden weniger als 200 Milliliter Wasser pro Minute verbraucht. 

Das System schafft es, den Wasserverbrauch der täglichen Hygiene auf ein Minimum zu reduzieren, spart dabei Energie und ist barrierefrei. Sensitive ist weniger wartungsintensiv und weitaus schonender für unsere Haut als die konventionelle Dusche.

Green Shade

„Green Shade“ ist ein Konzept und ein Prototyp für eine nachrüstbare und kostengünstige Fassadenbegrünung, die ohne aufwendige Integration in die Fassade realisiert werden kann. Stattdessen nutzt sie bereits bereits vorhandene Strukturen und erfindet sie neu.

Als Kombination aus Schiebeladen und Vertikalbegrünung verbindet das Konzept die Vorteile einer Fassadenbegrünung zur Reduzierung des Temperaturanstiegs in Städten mit dem persönlichen Vorteil für die Bewohner*innen, Green Shades zur Beschattung ihrer Fenster nutzen zu können. Zusätzlich können die Nutzer*innen durch den Schiebemechanismus vom vertikalen Gartensystem als Balkonersatz profitieren. 

Drei verschiedene Varianten von Green Shade können individuell bepflanzt und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden: maximale Beschattung durch dichtes Grün von Kletterpflanzen, Anbau von Gemüse und Obst oder Schaffung bunter Blumenlandschaften – und damit dringend benötigter Lebensräume und Nahrungsquellen für Insekten und Vögel.

This is Not my Chair

In Deutschland wandern jedes Jahr 1,7 Millionen Tonnen Altmöbel auf den Müll. Die großen Mengen an Altmöbeln führten mich zu der Fragestellung, ob durch neue Geschäftsmodelle in der Möbelindustrie ein neues Nutzer*innenverhalten erreicht werden kann, das zu einer langfristigen Nutzung und so zu weniger Altmöbeln führt. Die Masterarbeit setzt sich mit den Herausforderungen und Potenzialen auseinander, die durch zirkuläre Nutzungsmodelle für Möbel in der Entwurfspraxis entstehen.

Auf der Grundlage von Recherchen, Gesprächen mit Expert*innen und gestalterischen Auseinandersetzungen ist ein neues Nutzungskonzept für Objekt- und Gastronomiemobiliar entstanden. Der eigentliche Entwurf eines modularen und jederzeit anpassbaren Möbelsystems fußt auf diesem Konzept, und berücksichtigt Anforderungen, die an eine zirkuläre Nutzung und eine Kreislaufwirtschaft gestellt werden. Drei Prototypen verdeutlichen die Anwendung.

Pedestrian – Gehhilfe

“Pedestrian” ist eine Gehhilfe, die sich an alle Menschen mit einer Gehbehinderung und an all jene richtet, die auf Hilfe angewiesen sind. Sie schließt die Produktlücke zwischen kurzfristigen Lösungen wie Unterarmgehstützen, die für eine Nutzungsdauer von sechs Wochen ausgelegt sind, und langfristigen Assistenzsystemen wie Rollstühlen. 

Ziel des Produkts ist es, Folgeschäden zu minimieren, wie sie oft im Zusammenhang mit herkömmlichen Gehhilfen entstehen unweitere Störungen des Bewegungsapparats zur Folge haben. Wert gelegt wurde ebenso auf eine angenehme und praktische Handhabung, die es den Betroffenen auch mit ihrer Gehbehinderung ermöglicht, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Assistenzsystem ist variabel; die Gehhilfe  lässt sich mit wenigen Handgriffen an die betroffene Person und ihren Assistenzbedarf anpassen – und kann dadurch für mehrere Personen verwendet werden.

modular. individuell. minimalistisch.

Ziel des Projekts war es, einen Designklassiker zu entwerfen, der durch Ästhetik beeindruckt und einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft leistet. Unter Berücksichtigung allgemeiner Bedürfnisse der Gesellschaft wurden Zielgruppen-, Material- und Trendanalysen durchgeführt. Die einfache Austauschbarkeit der modularen Bauteile des Möbelsystems ermöglicht es nicht nur, verschiedene Möbelgruppen zu erstellen; diese lassen sich durch Variation von Materialien und Farben individuell an persönliche Wünsche oder sich verändernde Stile anpassen. Um eine lange Lebensdauer der Möbel zu garantieren, wurden beständige Materialien verwendet. 

Die Konstruktion ist auf ein Kreislaufdenken ausgerichtet. Das bedeutet, dass alle Bauteile bei Bedarf leicht ausgetauscht und die verwendeten Materialien in ihre Rohform zurückgeführt werden können. Das dazugehörige Unternehmenskonzept folgt dem Prinzip einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und soll vorbildhaft zum Erhalt unserer Umwelt beitragen.

Vertraute Begegnungen im urbanen Raum

Bei dem Konzept „Vertraute Begegnungen im urbanen Raum“ geht es darum, eine lebendige Erinnerungskultur an den Holocaust zwischen den Häusern zu gestalten, um einen offenen Dialog anzuregen. Dabei rücken persönliche bildnerische Erzählungen über den Holocaust in Gestalt von Schmuck-Email den städtischen Raum wieder in den Mittelpunkt der Erzählung. 

Die Email-Fliesen rücken die Vergangenheiten der Menschen von damals in die Gegenwart der Menschen von heute, ohne dabei zu starke Emotionen auszulösen. Durch eine ent-ritualisierte Erinnerungsarbeit kann ein Nachdenken über das eigene Handeln und die erlebte Gegenwart stattfinden. 

Bei der Gestaltung ging es darum, gewohnte Handlungsmuster zu verstehen und zu durchbrechen. Dazu zählt vor allem die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigne Verantwortung, die nicht abgeschoben oder an andere delegiert werden kann. Kunst und die sie umgebende Architektur reichen sich dabei höflich die Hand und ergänzen sich gegenseitig.

Cari

Zuwendung und Nähe sind grundlegende Bedürfnisse eines Menschen. Wenn es an diesen mangelt, können Gefühle wie Einsamkeit und Scham ausgelöst werden. Besonders in Pflegesituationen kann es an sozialen Kontakten und körperlicher Nähe fehlen. Sowohl für Pfleger*innen, pflegende Angehörige, als auch für die pflegebedürftige Person kann der Umgang damit schwierig sein und zu Distanz und Abgrenzung führen. 

Das Fürsorge-Set „Cari“ bietet eine Möglichkeit, um über die Pflege hinaus eine Beziehung aufzubauen und Nähe zu fördern. Das Set besteht aus fünf Einzelteilen, die durch ihre Form und Greifbarkeit auch für Menschen mit unterschiedlichen Mobilitätsniveaus geeignet sind. Durch den physischen Umgang mit den Objekten wird ein sicherer Raum für Berührungen und Gefühle geschaffen. Das gemeinsame Pflegeritual, das durch die Verwendung des Sets entsteht, kann Bindungen vertiefen und das Miteinander angenehmer gestalten. Darüber hinaus tragen die wiederholten Bewegungen zur Selbstständigkeit der zu pflegenden Personen bei.

NEO-SHIBORI

Grenzen sind überall zu finden – vom Zellkern bis zur Atmosphäre; sie existieren zwischen Ländern, Kulturen und Menschen. In meiner Auseinandersetzung mit dem Begriff der Grenze erarbeitete ich Aspekte, die diesem Konzept innewohnen. Grenzen sind nie absolut, sondern wandelbar und fluide, da sie von Menschen gemacht und stets eine Frage der Perspektive sind. Dies manifestiert sich in meiner Stoffkollektion „NEO-SHIBORI“, die die traditionelle japanische Shibori-Technik auf neue Weise interpretiert. Mein Appell ist es, eigene Grenzen zu hinterfragen und zu überschreiten.