Spaces

Thomas Buda

November/ November - 2019

Kunsthochschule Kassel

Diplom

Kurzbeschreibung

Die Arbeit „Spaces“ zeigt eine Möglichkeit auf, wie der Raum des Dazwischens neu gestaltet und interpretiert werden kann, um zwischenmenschliche Begegnungen zu ermöglichen. Hierfür entstanden ein Kubus, welcher die darin befindlichen Individuen separiert und zugleich verbindet. Personen können alleine oder gemeinsam hineintreten und einen informellen Raum erschaffen. Konzentriertes Arbeiten als auch hitzige Diskussionen können den Raum zu einem Dritten Ort verwandeln. Des Weiteren bieten die Hocker „Drop S“ und „Drop M“ eine Möglichkeit sich alleine zu setzen oder sich zu anderen Personen dazuzusetzen. „Drop L“ hingegen lädt mit seiner großen Sitzfläche zum kollaborativen Arbeiten ein. Es entsteht ein gewisses Gefühl von Schutz und Geborgenheit, welches eine heimische aber auch bekannte Stimmung erzeugt, die zum längeren Verweilen einlädt und das Umfeld vergessen lässt. Kleine Ablagen, wie der Tisch „Shell“ beziehungsweise die Regale „Wave“, ermöglichen es, mit ganzen Körpereinsatz zu diskutieren und zu arbeiten. Der Pflanzenständer „Coral“ verbessert durch den Einsatz von Pflanzen das Raumklima als auch die Luftqualität. Dies führt im Umkehrschluss zu einer verbesserten Lebensqualität der Personen im Raum und steigert deren Produktivität.
Couple_TB1 bildet für einen Großteil der vorweg erwähnten Möbel und Raumkonstruktionen die mögliche Verbindung. Im übertragenen Sinn bildet der geschaffene Raum auch Paare, welche zusammen neue Ideen generieren, neue Verbindungen aufbauen und kollaboratives Arbeiten konzentriert an einem Ort möglich machen. Die guten alten Orte, wie der Soziologe Ray Oldenburg Kneipen, Cafés und Friseure bezeichnet, die vor einigen Jahren noch Orte des regen Austausches waren, heute jedoch nicht mehr diesem Ideal gerecht werden können, könnten an einem neuen Ort wie dem hier entworfenen „Spaces“, die Grundgedanken dieser Orte wieder aufleben lassen. Küchenzurufe und die dadurch heranwachsenden Ideen könnten augenblicklich, an einem dafür vorgesehene Ort, besprochen werden.
Mein Entwurf zeigt eine Möglichkeit auf, wie ein solcher Raum gefüllt werden kann. Viel mehr jedoch ist es eine Art Baukasten für neue Räume und Objekte, welche das zwischenmenschliche Arbeiten und die daraus resultierenden Begegnungen ermöglicht.

Was ist das Thema?

Der Titel dieser Arbeit lautet „Den Dritten Ort“ und die Zwischenzone gestalten, um kollaboratives Arbeiten zu ermöglichen und zu fördern." Doch was bedeutet kollaboratives Arbeiten in diesem Zusammenhang genau und wie ist es möglich diesen Prozess zu steuern? Mittels der Digitalisierung ist die Büroarbeit einem starken Wandel unterzogen und räumlich unabhängige Arbeit zählt immer häufiger zum Alltag. Diese räumliche Ungebundenheit hat starke Auswirkung auf das Thema Arbeit an sich, da in der heutigen Zeit Projektgruppen zusammenarbeiten können, welche sich auf verschiedenen Kontinenten befinden. Dieses Privileg war vor einigen Jahren undenkbar und eröffnet schier unfassbare Möglichkeiten. Mit dieser Freiheit eröffnet sich jedoch ein neues Problem, welches zu einer Verminderung der Produktivität führen kann. Alle Informationen sind jederzeit und überall abrufbar und alles scheint auf den ersten Blick nah und greifbar, jedoch rückt hierdurch auch der zwischenmenschliche Kontakt schnell aus der realen in die virtuelle Welt. Kurze zufällige oder auch geplante, informelle Gespräche und Begegnungen finden immer seltener statt. Dieser eine Funke, der in der Kaffeeküche vom Kollegen zur Lösung eines bis dahin unlösbaren Problemes verhilft, ist in einer virtuellen Gesellschaft ohne zufällige Treffen schwer denkbar. Wie kann man nun in einer schnelllebigen und digitalen Zeit wie dieser, kollaboratives Arbeiten an einem realen Ort kanalisieren und das volle Potenzial der zwischenmenschlichen Konversation nutzen? Wie können Räume geschaffen, oder vorhandene Orte gestaltet werden, um solche Begegnungen wieder zu initiieren?

Warum sieht es so aus?

Nach der umfangreichen Recherche stellte sich die Frage, welches Objekt beziehungsweise Möbel die Essenz der zusammengetragenen Informationen am besten in sich vereint und welches Objekt dem Anspruch des kollaborativen Arbeitens am ehesten gerecht wird. Diese Entscheidung war aufgrund der großen Anzahl an Möglichkeiten nicht leicht zu treffen, daher wählte ich als Hilfestellung die Außenmaße eines Cubicals, welches häufig in der Literatur als Feindbild der Büroarbeit benannt wird. Die negative Behaftung des Cubical-Entwurfs, welcher nur mit den besten Vorsätzen entwickelt wurde, um das volle Potenzial der Büroangestellten zu entfesseln, erschien mir als logische Konsequenz der Raumgestaltung. Zwei Quadratmeter Raum sind ein Viertel der Fläche (acht Quadratmeter), die einem Angestellten in einem Büro zustehen.

Was ist das Besondere?

Raum ist ein allumfassender Begriff, welcher verschiedenst gedeutet werden kann. Ein Raum in einer Wohnung, einem Büro oder auch der Innenraum einer Höhle. Der Raum des Möglichen oder auch der Zeitraum, in dem etwas möglich ist. Der Raum unserer Vorstellungskraft oder der Raum, den wir brauchen um unsere eigene Persönlichkeit zu entfalten. Es gibt außerdem unseren natürlichen Lebensraum und den gesamten Raum, der uns immer und überall umgibt und um all diese Räume herum, auch unsere Erde als gegenwärtiger Lebensraum allen uns bekannten Lebens, umgibt uns der Weltraum. Ein Raum so groß, dass er die Vorstellungskraft übertrifft. Räume sind somit, zu jeder Zeit ein unbemerkter und unbeachteter Begleiter unseres Lebens. Die Räume, in denen sich der Mensch in der Regel am häufigsten aufhält, sind das eigene Zuhause und der Arbeitsplatz. Der Raum der Arbeit wird häufig anders wahrgenommen als der Raum, in dem man lebt. Das eigene Zuhause ist der Raum, in welchem man vollkommen ungeachtet von gesellschaftlichen Konventionen die eigene Persönlichkeit entfalten kann. Der Raum der Arbeit hingegen, kann entsprechend der eigenen Umstände auch ein Ort sein, an welchem man ebenso agieren und sich entfalten kann oder aber nur einer Tätigkeit nachgeht, um die alltäglichen Kosten zu decken. Dieses Empfinden ist sehr persönlicher Natur und jedes berufstätige Individuum empfindet anders. Die Arbeit und das Privatleben sind häufig voneinander getrennt, wobei immer weniger Berufstätige Privates und Berufliches vollkommen voneinander trennen können oder wollen. Ein Raum ist somit für sich genommen immer ein neutraler Ort, erst mit der damit verbundenen Tätigkeit oder anderen Faktoren entsteht eine Atmosphäre. Ein Haus sind Ziegel, welche zu Wänden aufgetürmt werden und mit einem Dach einen geschlossenen Raum bilden, jedoch wird aus diesem Raum erst ein Zuhause, sobald Möbel und persönliche Gegenstände den Raum füllen. Leben füllt einen Raum zu einem Ort aus, zu welchem eine persönliche Bindung entstehen kann. In einem Büro herrschen zu Beginn die gleichen Rahmenbedingungen und doch würden die wenigsten Personen dem Büro den selben Stellenwert zuordnen wie ihrem Zuhause. Werden in einem Büro noch weitere kleine Räume, wie die klassische Büroparzelle integriert, driftet die Stimmung sehr schnell ins Negative und kaum eine Person spricht noch von einem Zuhause. Wieso entsteht im sogenannten Cubical nun solch eine negative Atmosphäre, aus welchem Grund entwickelte sich dieser Typus Raum zum Feindbild einer gesamten Berufsgruppe? Vier Quadratmeter Arbeitsfläche mit halbhohen Wänden entwickeln eine enorm große Wirkung auf eine große Personengruppe. Der Raum „Space“ bedient sich an den Maßen des Cubicles und entfalten einen Ort, an welchem kollaboratives Arbeiten und informelles Miteinander gefördert werden soll. Kreatives Denken findet nicht isoliert an einem Schreibtisch statt, kreative Prozesse und Gedankengänge entstehen im zwischenmenschlichen Gesprächen und Kontakt mit Anderen. Der Raum im Raum bietet eine gewisse Privatheit, er nimmt die darin befindlichen Personen aus dem Geschehen heraus ohne dabei zu isolieren. Man bleibt Teil der Gruppe, hat die Möglichkeit sich mit Anderen zu entfalten, ohne dabei den Arbeitsablauf der verbleibenden Mitarbeiter zu behindern. Des Weiteren ist der gesamte Aufbau des Raums und aller darin befindlichen Objekte händisch und ohne Werkzeug zu montieren. Erleichtert wird dieser Aufbau zudem durch die Verwendung des neu entworfenen Verbinders Couple_TB1.

Was ist neu?

Neu an meiner Arbeit ist der Versuch einen Raum zu schaffen, welcher die Zufälligkeit eines Dritten Orts mit der kuratierten beziehungsweise ökonomischen Herangehensweise der Bürogestaltung zu vereinen. Hierbei werden speziell die "modernen" Zwischenzonen und Bürolandschaften mit den Kriterien des Dritten Orts nach Ray Oldenburg verglichen. Darüberhinaus wird der Begriff des ortsunabhängigen Arbeitens auf Orte erweitert, welche im klassischen Sinne nicht dem Typus einer Arbeitsstätte entsprechen. Ausgehend von einer urbanen Gesellschaft, in welcher Privates und Geschäftliches nahezu untrennbar verschmelzen, entsteht ein Raum welcher die Bedürfnisse beider Welten versucht zu befriedigen. Dieser Raum ist durch eine Modulare Gestaltung in der Lage sich der Umgebung und dem Menschen anzupassen, wodurch nahezu unendlich viele Varianten möglich werden. Es entsteht eine Möglichkeit der Umgestaltung des Raumes an die Bedürfnisse der Nutzer und nicht eine Anpassung der Nutzer an das vorhandene Mobiliar.