material driven, digitally produced

Konrad Jünger

Oktober / October - 2019

Weißensee Kunsthochschule Berlin

Master of Arts

Kurzbeschreibung

»material driven, digitally produced« ist eine Untersuchung digital gesteuerter Fertigungsprozesse. In einem experimentellen Verfahren habe ich die keramische Technik des Schlickergusses durch die Verwendung eines Roboters adaptiert und dabei eine Serie von Porzellangefäßen hergestellt.

Was ist das Thema?

Die Arbeit behandelt die Beziehung zwischen Material, Prozess und Formgebung. Mit dem Einzug digitaler Fertigungsmethoden stellt sich die Frage nach einem eigenen, formalen Ausdruck dieser Technologien. Mich interessiert, wie die hohe Flexibilität computergesteuerter Verfahren genutzt werden kann, um Lebendigkeit und Ausdruck von Materialiät auch in automatisierten Herstellungsprozessen zu bewahren.

Warum sieht es so aus?

Die Porzellanobjekte weisen komplexe Strukturen auf, die durch das wiederholte Tropfen und Gießen von flüssigem Porzellan (Schlicker) entstanden sind. Bei der Herstellung trägt ein Roboterarm präzise Schlicker in einer Gipsform auf. Das Material ist dabei so portioniert, dass es sich auch in der Form noch bewegt und teilweise unvorhersehbar fließt. Dabei bilden sich durch Trocknung und Überlagerung Muster aus, die nicht im Programmcode des Roboters definiert sind, sondern weitgehend aus charakteristischem Materialverhalten emergieren.

Was ist das Besondere?

Die entstandenen Gefäße schöpfen Varianz und Detailreichtum direkt aus dem Materialverhalten. Sie bilden den ursprünglichen Flüssigzustand der Keramik ab, halten ihn auch im gebrannten Zustand fest und zeigen so ihre Entstehungsweise. Gleichzeitig spiegelt die Zartheit der Objekte die charakteristischen Eigenschaften von Porzellan, wie die durch variierende Wandstärke hervorgebrachte Transluzenz sowie ihre traditionelle Verarbeitung wieder.

Was ist neu?

Aktuell wird in der Digitalen Fertigung (3D Druck, CNC, Robotik, etc) großteils das industrielle Prinzip von plangenauer Umsetzung eines zuvor ausgearbeiteten Ideals fortgeführt. Dabei können die neuen Werkzeuge helfen, komplexe Pläne mit hoher Auflösung umzusetzen. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Arbeit »material driven, digitally produced« auf den Dialog zwischen Material und sensiblem Handwerker und transferiert Aspekte davon in einen generativen, digitalen Prozess.