Gestaltung als Querschnittsdisziplin – Nachhaltige Materialien in der Objektgestaltung

Die Arbeit „Gestaltung als Querschnittsdisziplin“ beschäftigt sich mit der Untersuchung und Entwicklung von neuen Anwendungsmöglichkeiten für das nachhaltige Material von eco-softfibre. Bei dem aus abgehobelten Lederfalzspänen hergestellten Material handelt es sich um einen schadstofffreien und kreislauffähigen Weichschaumstoff. Ziel ist es, das Material hinsichtlich seiner materiellen Eigenschaften und seiner Nutzbarkeit zu verbessern. Die Arbeit fungiert als Testlauf für ein Berufsfeld, das sich auf die Entwicklung und Optimierung nachhaltiger Materialien und Anwendungsformen konzentriert. In enger Zusammenarbeit mit eco-softfibre wurden neue Verbindungsmöglichkeiten, Verwendungsmöglichkeiten und Oberflächengestaltungen entwickelt, die den physikalischen Anforderungen des Materials entsprechen. Die Arbeit zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Designer*innen und Materialhersteller*innen innovative Lösungen für nachhaltige Produkte hervorbringen kann.

Hadern 2.0

„Hadern 2.0“ ist ein textilbasiertes Materialforschungsprojekt, dessen Ausgangspunkt die textilen Nebenerzeugnisse aus der Produktion von Woll- und Baumwollprodukten sind. Viele dieser Materialien können bisher (etwa aufgrund von Materialmischungen oder nicht ausrreichender Länge der Fasern) nicht recycelt bzw. industriell verwertet werden. Durch die Kombination von Materialien und die Anwendung technologischer Verfahren werden in dieser Arbeit aus den potenziellen Rohstoffen kreislauffähige Verbundmaterialien entwickelt. 

Der so gewonnene faserbasierte Verbundstoff kann sowohl zu leichtem Plattenmaterial, als auch zu vielfältigen Formen verpresst werden. Um das Material im Anwendungskontext zu zeigen, wurden im Anschluss an die Versuchsreihe aus den entwickelten Werkstoffen Lampenschirme gestaltet. 

In Zusammenarbeit mit einem Institut für Kunststofftechnik wurde parallel ein faserverstärkter Kompositkunststoff auf Basis von Bio-Polyamid in Kombination mit den Baumwollfasern aus den Abfallströmen entwickelt.

Gründung eines Interspezies Designstudios

Als Designer*innen arbeiten wir mit Material, das wir als Menschen mit unserem „heterotrophen Stoffwechsel“ nicht selbst herstellen können. Die Dinge, die wir entwerfen, können also nur mit Hilfe anderer Organismen entstehen. „Founding an Interspecies Design Studio“ befasst sich mit den komplexen Beziehungen, Herausforderungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Spezies, um eine positive Zukunft für das Leben auf diesem Planeten zu entwickeln. 

Der modulare Arbeitsplatz dient der Erforschung von Beziehungen zwischen Pilzen, Bakterien, Käfern, Algen und menschlichen Designer*innen. Die gestalteten Module geben Raum für die Erkundung neuer Beziehungsgefüge zwischen verschiedenen Spezies und das Kuratieren von Stoffwechselströmen, durch die zukünftig Materialien und Gestaltungsprozesse entwickelt werden können. 

Die Module sind so gestaltet, dass sie sowohl zur konkreten Designarbeit, als auch zur Weitergabe des erlangten Wissens an Designer*innen und Interessierte – beispielsweise in Workshops – dienen können.

Layers of Value

„Layers of Value“ ist ein reproduzierbares System, das die Möglichkeit bietet, Textilien und Materialien aus Industrieabfällen wie „deadstock“ und „pre consumer waste“ in einen weiteren Produktzyklus einzubeziehen. Dazu werden vorhandene Meterware und Garnreste in Schichten kombiniert und mittels bekannter Technologien, beispielsweise Stickerei, miteinander verbunden. Auf diese Weise entstehen neue Qualitäten, die zu limitierten Editionen verarbeitet werden können. Ich reagiere damit auf die aktuelle Situation unserer Textilindustrie.

Enthaltene Materialien und Komponenten: Mischtextilien – Fasermischungen, die nicht oder nur mittels hoher chemischer Belastung getrennt werden können. Pre-Consumer-Waste – Produktionsabfall, der bei der Herstellung von Textilien entsteht. Garnreste auf Konen. Überproduktion aus der Heimtextilbranche – Textile Flächen mit verschiedenen Fasermischungen, Konenabfall.

Das Projekt umfasst eine Prototypen-Bibliothek.

Wolllage

Im Rahmen des Projekts wurden Potenziale in der Verarbeitung regionaler Schafswolle recherchiert und aufgezeigt, da diese in den letzten Jahren einen starken Wertverlust erlitten hat. In einer intensiven Recherche wurden stellvertretende Akteur*innen entlang der „Wollkette“ besucht und befragt. Die entstandenen Erkenntnisse wurden multimedial und haptisch aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Kemafil®-technologie (Koop. STFI Chemnitz) wurde genutzt, um aus Wolle von unterschiedlicher Qualität Stränge herzustellen, die als Halbzeug weiterverabeitet werden können. Gefasst in einer textilen Hülle ergeben die Stränge „Wolllage“, eine flexible Polsterlage. Je nach Einsatzbereich werden verschiedene Eigenschaften der Wolle wie Schalldämmung, Isolation, Polsterung oder Luftfilterung genutzt. Die Wolle lässt sich als Klimavorhang an der Wand, als Futon auf dem Boden oder zusammengerollt als Pouf nutzen.

The Essence of Biocement

Biozement wird mithilfe von Bakterien hergestellt, die recycelte Ziegelsteine mit Calciumcarbonat verbinden. Die Produktion erfordert keinen Brennvorgang und emittiert kein CO2. Biofabrikation und 3D-Druck ermöglichen es, dem Material eine neue Form zu geben. 

In dem Projekt wurden die essenziellen Eigenschaften von Biozement untersucht und zur Herstellung eines Sitzmöbels verwendet. Der Stuhl besteht aus drei Profilen und wurde entwickelt, um Forschungsergebnisse durch Design zugänglicher zu machen.

Aus der Asche

Die Masterarbeit widmet sich der Untersuchung von Ascheglasuren, die auf der Basis von Reststoffen aus Biomasse-Kraftwerken hergestellt werden. In einer umfassenden Materialstudie werden neue Wege für den Einsatz von Sekundärmaterialien in der Keramik aufgezeigt. 

In den Glasuren werden Spuren der Natur und des Menschen sichtbar gemacht, die Pflanzen während ihres Wachstumszyklus und der Weiterverarbeitung in einem Produktzyklus aufgenommen haben. Jede Glasur erzählt eine individuelle Geschichte über die Herkunft der Pflanze und ihre Verflechtung mit den sie umgebenden Systemen.

Prozesshafte Ästhetiken

In „prozesshaften Ästhetiken“ wurden traditionelle Verfahren der Porzellan-Herstellung analysiert und experimentell modifiziert. Daraus ist ein Verfahren entstanden, das einen neuartigen Glasurauftrag direkt auf die Gipsform nutzt, um diese Schicht im Zuge des anschließenden Vollgusses auf das Porzellanobjekt zu übertragen. Ablauf und Verortung des beschichteten Vollgussverfahrens standen im Mittelpunkt. 

Mit dieser Entwicklung können drei neue Oberflächen während der Formgebung auf Porzellan übertragen werden. Das Zusammenbringen von Glasur und Masse verändert den Prozess und erlaubt das direkte Glattbrennen des Porzellans bei 1280 Grad Celsius, was Energie einspart. 

Die Arbeit befasst sich mit ungenutzten Potenzialen innerhalb der Porzellanherstellung. Als Basis diente ein ausführliches experimentelles Archiv, das den traditionellen Schlickerguss in Material, Technik und Arbeitsablauf provoziert. Porzellan besitzt großes Potenzial und es ist an der Zeit, das zu zeigen.

Infused Earth

Seit Jahrtausenden wird mit dem natürlichen Material Lehm gestaltet. Lehm ist langlebig, kann geformt und transformiert werden – und überdies dem Boden rückstandslos zurückgegeben werden. 

In dem Forschungsprojekt werden die Möglichkeiten, mit dem Material Lehm zu arbeiten, durch die digitale Fertigung mittels 3D-Druck erweitert. Lehm erfährt dadurch eine nie dagewesene Formfreiheit. Erforscht werden Einstellungen, Verfahren und Eigenschaften; angewendet wird der biorezeptive Lehm im urbanen Raum. Die gedruckten Elemente bieten Lebensraum für unzählige Organismen.

Inter-Aktiv

Im Sinne von „form follows material“ verfolge ich mit „Inter-Aktiv“ einen materialorientierten Gestaltungsansatz. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie das Verhältnis von Material und Designer*in neu gedacht werden kann, sodass Materialien in Wechselwirkung mit Gestalter*innen am Formfindungsprozess teilhaben.

Das Projekt ist der Versuch, den Entwurfsprozess zu ent-hierarchisieren, indem ich mich meiner Rolle als designende Protagonistin enthebe und dem Material eine eigene gestalterische Position zuspreche. Im Dialog mit Garnen entstehen gewebte Material-Form-Experimente aus Papier, Lyocell, Wolle und Bastfasern wie Leinen bzw. Jute. Dabei lege ich den Fokus auf überdrehtes Wollgarn, von dem festgestellt wird, dass es großes Potential als nachhaltige Alternative zu Elastan besitzt.

Die Experiment-Reihe untersucht beispielhaft die Aufwertung des Materials als aktives Gestaltungsmittel und gibt Impulse für einen Perspektivwechsel im Designdenken.