fuTour

Alexander Naumann

Januar / January - 2019

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Kurzbeschreibung

„fuTour“ ist ein Zukunftsbewusstseinsparcours. Ein Audioguide führt durch sechs Stationen des Parcours, die jeweils für Aspekte aktueller Zukunftsideologie stehen. Die über Kopfhörer vernehmbare Stimme lädt zur Interaktion mit den Objekten ein, die sich an den Stationen befinden. Das bietet die Chance auf Interpretationsansätze der Besuchenden und stößt Fragen an.

Was ist das Thema?

Zukunft ist ein fester Bestandteil unserer Gegenwart. Nach einer langen historischen Entwicklung des Zukunftsverständnisses und spätestens seit der Aufklärung erleben Menschen Zukunft als offen und beeinflussbar. Gleichzeitig werden vorherrschende Narrative und Imaginationen von Zukunft mit allen verfügbaren Mitteln propagiert. Trotz „offener“ Zukunft sind unsere Vorstellungen von dieser nie „frei“. Gegenwärtig sind sie aufgeladen mit kapitalistisch geprägten Zukunftserwartungen und -ängsten. Vorstellungen von Zukunft abseits der kapitalistischen Wachstums-, Verteilungs- und Vermarktungslogik werden erschwert, was auch die Handlungsoptionen für alternative Zukünfte einschränkt.

Warum sieht es so aus?

Die Objekte sind auf den ersten Blick nicht sichtbar, um beim Durchschreiten des Parcours einzeln wahrgenommen zu werden. Daher liegt jedes Objekt im oberen Teil seines eigenen, abgewinkelten schwarzen Rohrs. Rohre stehen einerseits für Übermittlung und Transport, andererseits für ein anderes Sehen, vgl. mit Teleskopen oder Periskopen. Die Objekte selbst orientieren sich an geometrischen Grundformen und erinnern entfernt an (Konsum-)Produkte. Jedem Objekt und Behältnis wird darüber hinaus eine Farbe zugeordnet, was die Erkennbarkeit und Navigation durch den Parcours erleichtern soll.

Was ist das Besondere?

Besonderes Merkmal des Parcours ist die Kombination aus Audioführung und niederkomplexen, auf den ersten Blick absurd wirkende Objekten. Diese stehen beispielhaft für Imaginationen und Narrative, die Zukunftsvorstellungen eintrüben oder „Pseudozukünfte“ erzeugen. Die Audiospur möchte mittels sphärischer Atmosphäre ein Gedankenvakuum erzeugen, in dem man sich ganz auf den Sprechtext und die Objekte einlassen kann. Die auditiven Reize sollen dabei die eigene Vorstellungskraft fördern und fordern. „fuTour“ ist der Versuch einer Übertragung von philosophischen, ökonomischen und kulturellen Diskursen über Zukunftsvorstellungen in eine zugängliche und anregende Form. Ziel der Installation ist es, Bewusstsein für Zukunft und die mit ihr verknüpften Vorstellungen zu schärfen.

Was ist neu?

Zukunft und die Vorstellung davon ist eine Designfrage. Design ist immer ein Ausdruck von Normen, Hoffnungen und Ängsten – seien sie bezogen auf das Jetzt oder auf Erwartungen des Zukünftigen. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Gesellschaft, in der wir leben. Hanna Arendt beschrieb es so: „Was in [der] Welt erscheint, wird sofort Bestandteil der menschlichen Bedingtheit.“ Ein großer Bereich von Design stützt also auch vorherrschende Imaginationen und Narrative – dadurch, dass es diese materialisiert, visualisiert und Menschen zugänglich macht. „fuTour“ versucht gängige Zukunftsvorstellungen und Erzählungen mit den Mitteln und Werkzeugen des Designs zu hinterfragen.